80000 ehrenamtliche Arbeitsstunden

Beim Unterhalt der 11,3 Kilometer langen Strecke zwischen Rudersberg-Oberndorf und Welzheim leistet der Förderverein mit seinen Mitgliedern einen unschätzbaren Beitrag für die Schwäbische Waldbahn.

80000 ehrenamtliche Arbeitsstunden

Die Schwäbische Waldbahn ist vor allem dank der vielen ehrenamtlichen Helfer ein Besuchermagnet im Welzheimer Wald. Foto: G. Habermann

Von Wolfgang Gleich

Welzheim. Bald dampft die alte 64419 wochenends wieder zwischen Schorndorf und Welzheim, bläst ihren weißen Atem in den Himmel und zieht schnaubend und prustend ihre Waggons durch den Schwäbischen Wald. Der Betrieb der Schwäbischen Waldbahn, die sich in den vergangenen Jahren zu einem der Vorzeigeobjekte für den Fremdenverkehr im Schwäbischen Wald entwickeln konnte, ruhe eigentlich auf drei zuverlässigen Säulen, erklärt der in der Welzheimer Stadtverwaltung für das Marketing zuständige Benedikt Schwarz. Dies seien der in Crailsheim beheimatete Verein DBK Historische Bahn, der in den vergangenen elf Jahren für den regelmäßigen Fahrbetrieb gesorgt hat, der Förderverein Welzheimer Bahn und die Schwäbische Waldbahn GmbH. Unterstützt werde er durch treue Förderer und alle diejenigen, die ihren Beitrag leisteten, das Angebot der Tourismusbahn attraktiv zu gestalten.

Bei der Schwäbischen Waldbahn GmbH (SWB) handle es sich um ein zugelassenes Eisenbahninfrastrukturunternehmen, führt deren Geschäftsführer Reinhold Kasian aus. Gesellschafter seien zu 60 Prozent die Stadt Welzheim und zu 40 Prozent der Förderverein Welzheimer Bahn. Geschäftszweck sei der Unterhalt der 11,3 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Rudersberg-Oberndorf und Welzheim mit ihren vier Haltepunkten Laufenmühle, Breitenfürst, Tannwald und Bahnhof Welzheim.

Die laufende Finanzierung erfolgt über Trassengebühren und Zuschüsse

Die Strecke selbst befinde sich im Eigentum des Zweckverbunds Wieslauftal und wurde im Jahr 2000 von der SWB gepachtet, mit der Verpflichtung, sie verkehrssicher zu unterhalten. „Die Strecke wurde nie offiziell stillgelegt, aber ab April 1988 nicht mehr befahren. Sie wurde ab 2007 reaktiviert und im Mai 2010 als Tourismusbahn wieder eröffnet“, so Kasian. Die laufende Finanzierung erfolge über Trassengebühren, darüber hinaus durch Zuschüsse von Land, Rems-Murr-Kreis und der Stadt Welzheim.

Aufgrund der Topografie sowie der zahlreichen Brücken und Erdbauwerke sei der Unterhalt sehr aufwendig. „An größeren Baumaßnahmen stehen kurz- und mittelfristig unter anderem die Sanierung eines Erdbauwerks bei der Klingenmühle, verschiedene Schienenwechsel, die Wiederherstellung des Bahnsteigs und Betriebshofs beim Bahnhof Klaffenbach/Althütte sowie die Sanierung des Igelbach-Viadukts und des Pfeilers am Strümpfelbach-Viadukt an.“ Beim Unterhalt der Strecke, betont Kasian, leiste der Förderverein mit seinen ehrenamtlichen Mitgliedern einen unschätzbaren und großen Beitrag.

Diesen Beitrag beziffert Johannes Friz, der Vorsitzende des Fördervereins, auf bisher zirka 80000 Arbeitsstunden. Der Verein, so Friz, habe im Augenblick ungefähr 210 Mitglieder, zwischen zehn und 15 Aktive würden sich zwischen Januar und Dezember bei jedem Wetter zum Arbeitseinsatz treffen. Denn mit der Eröffnung im Jahr 2010 sei es nicht getan, die Strecke müsse weiter gepflegt werden, es gelte, Signalanlagen, Weichen und den Wasserkran in Welzheim regelmäßig zu warten, neu zu schottern, Gräben und Wasserdurchlässe zu säubern, in Zusammenarbeit mit den Forstbehörden ein Zuwachsen der Strecke zu verhindern und die Strecke auf ihre Befahrbarkeit hin zu kontrollieren.

Als neue Aufgabe sei die Pflege des Bahnerlebnispfads hinzugekommen, der es ermögliche, die Bahnstrecke aus einer völlig anderen Perspektive zu genießen. Bei der jährlichen Kontrolle durch die Landeseisenbahnaufsicht, berichtet Friz, erziele man stets überdurchschnittlich gute Noten und könne eine Strecke vorweisen, die besser gepflegt sei als so manche, die von einem öffentlichen Unternehmen betrieben werde.

Um sich derart ehrenamtlich zu engagieren, so Friz, brauche es viel Idealismus, dazu Begeisterung für die Eisenbahn und die Landschaft, durch die diese unheimlich schöne Strecke fahre. Es handle sich um Heimat, die man beim gemeinsamen Arbeiten erleben könne. „Wenn man einmal sein Herz an sie verloren hat, dann fühlt man sich dazu verpflichtet, dieses einmalige Kulturgut zu erhalten.“ Dazu hätten sich die unterschiedlichsten Leute zusammengefunden, der Älteste sei 90 Jahre alt, Mitstreiter kämen aus Stuttgart, sogar aus dem Filstal herüber. Die Altersstruktur der Vereinsmitglieder bewege sich „zwischen 50 und 70“, aber darunter gebe es auch zwei, drei junge Aktive, die so gut wie jeden Samstag mit dabei seien. „Die gemeinsame Arbeit an der frischen Luft hält jung und gesund, da braucht es kein Fitnessstudio.“

Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen hat sich bewährt

Die Bahn, räsonierte Friz, könne nur dank des ehrenamtlichen Engagements vieler betrieben werden. Dies gelte sowohl für die Strecke wie auch für das fahrende Material, das von der DBK Historische Bahn gestellt werde. Die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen habe sich über die Jahre hinweg bewährt, man arbeite Hand in Hand. Dies gelte auch für die Stadt, mit der man als gemeinsame Gesellschafter der Schwäbischen Waldbahn GmbH verbunden sei. „Die Bündelung der Kräfte für unser gemeinsames Ziel ist sinnvoll“, so Friz. Er selbst sei vor 30 Jahren nach Welzheim gezogen und habe als Berufspendler erfahren, was es bedeute, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Stuttgart unterwegs zu sein. Aus dem Interesse heraus, mit dem er die Diskussion über eine Wiedereröffnung der Strecke verfolgte, habe sich sein Engagement entwickelt. Bereits 1993 hätten die ersten Mitstreiter zunächst unkoordiniert damit begonnen, die Strecke freizuschneiden und darum zu kämpfen, dass sie nicht stillgelegt werde. Einen wichtigen Partner habe man damals im Schorndorfer Verein zur Unterhaltung der Wieslauftalbahn gefunden. Die Gründung des Vereins im Jahr 2000 sei danach der logische Schritt gewesen, um die juristischen, technischen und finanziellen Bemühungen zu bündeln. „Es dauerte dann noch zehn Jahre, bis wir es gemeinsam mit der Stadt schafften, dass die Strecke für den Freizeit- und Tourismusverkehr wieder eröffnet wurde.“