Ausstellung in Schleswig

Als die Epoche der Wikinger dämmerte

Wikinger sind ein Mythos. Wie waren sie und welche einschneidenden Veränderungen sind mit dem Ende der Wikingerzeit verbunden? Dem will eine neue Ausstellung auf den Grund gehen.

Als die Epoche der Wikinger dämmerte

Eisenschwert, gefunden bei einer Hafengrabung in Haithabu.

Von dpa/Markus Brauer

Das Jahr 1066 ist geschichtsträchtig: In diesem Jahr wird Haithabu, der berühmte Seehandelsplatz der Wikinger, zerstört. Unmittelbar darauf gründet sich wenige Kilometer entfernt Schleswig. Und Wilhelm, der Herzog der Normandie, erobert England. In der Archäologie markieren diese Ereignisse Grenzen zwischen den Perioden Wikingerzeit und Mittelalter.

Die groß angelegte Ausstellung „Wikingerdämmerung. Zeitenwende im Norden“ auf Schloss Gottorf in Schleswig spürt vom 16. April bis 2. November den Geschehnissen von vor gut 1000 Jahren und ihren Folgen nach.

Am Beispiel der Ereignisse am Ende der Schlei könne man beispielsweise wie unter der Lupe sehen, was sich eigentlich in ganz Nordeuropa widerspiegelt, sagt Projektleiter und Chef des Leibniz-Zentrums für Archäologie (Leiza) am Standort Schleswig, Dieter Quast. „Wie quasi neue Ordnungen entstehen und alte zusammenbrechen.“

Epochengrenze in Europa

Ein multikulturelles Neben- und Miteinander, ein fundamentaler religiöser Wandel, wirtschaftliche und politische Krisen bis hin zu Kriegen prägten diese Epochengrenze, wie die Ausstellungsmacher mitteilten. Themen, die auch heute wieder präsent sind. Jeden Tag würden militärische Fragen in der Zeitung besprochen, erklärt Quast. Aber auch Themen wie Religion – eng verknüpft mit der Migrationsdebatte – und kriselnde Wirtschaft seien aktuell.

Der Ausstellungstitel sei ein Anknüpfungspunkt, mit dem jeder Besucher und jede Besucherin etwas anfangen könne, betont Quast. „Was passiert, wenn sich die Welt auf den Kopf stellt? Wie sortieren sich Menschen in solchen Situationen um?“

Was verbirgt sich hinter dem „Mythos Wikinger“?

Antworten auf diese und weitere Fragen will die Ausstellung für die Wikingerzeit mit Hilfe der Ergebnisse dreier Forschungsprojekte geben. Das Museum für Archäologie hat mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Kiel den Übergang von Haithabu nach Schleswig erforscht.

Ein Leiza-Projekt dreht sich um politische Machtverhältnisse zwischen Nord- und Ostsee. Und mit dem „Mythos Wikinger“ beschäftigt sich das dritte Projekt, das an der Universität Göttingen betreut wird.

In der Ausstellung werden den Angaben zufolge herausragende archäologische Funde präsentiert. Einige der Exponate wurden noch nie öffentlich gezeigt. Dazu gehört auch der Morsumer Silberschatzfund von 2017. Zu dem spektakulären Fund, der damals große Wellen schlug, gehören 180 Schmuckstücke, Münzen und auch Barren aus Silber. Das Gesamtgewicht beträgt rund ein Kilogramm.

Nachdruck des Teppichs von Bayeux

Eine zentrale Rolle nimmt in der Ausstellung der Nachdruck des Teppichs von Bayeux ein, der als Weltdokumentenerbe im Original ausschließlich in Bayeux (Frankreich) zu sehen ist.

Eigens für die Gottorfer Ausstellung wurde mit dem Museum in Bayeux eine Kooperation vereinbart, durch die nicht nur der Nachdruck des 68,38 Meter langen und 53 Zentimeter breiten Leinenteppichs, sondern auch wichtige Leihgaben möglich geworden sind, wie die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen mitteilt. Der Teppich von Bayeux sei noch nie in annähernd originaler Größe in Deutschland zu erleben gewesen.