Aufbau des Frühlingsfests in letzten Zügen

Gaydelight, die große Feier der queeren Community, fehlt in diesem Jahr erstmals auf dem Wasen.

Aufbau des Frühlingsfests in letzten Zügen

Hände hoch für „YMCA“, für einen Hit der queeren Community, bei Gaydelight im Mai 2024 Foto: Rosar

Von Julian Baum

Stuttgart - Der Countdown läuft. Eine knappe Woche dauert es noch, dann startet das 85. Stuttgarter Frühlingsfest. Dann werden wieder zahlreiche Menschen erwartet auf dem Cannstatter Wasen. Im Vorjahr kamen mehr als 1,4 Millionen Besucher auf den Rummel.

Der Aufbau läuft derzeit auf Hochtouren. Im Februar war bereits mit dem Aufbau des Festzelts „Beim Benz“ begonnen worden, Ende März nahmen auch die Festzelte „Göckelesmaier“, „Wasenwirt“, „Almhütte Royal“ sowie das Albdorf Gestalt an. Freundinnen und Freunde des Rummels können sich unterdessen auf einige Fahrgeschäfte freuen, die Adrenalinkicks versprechen, etwa die Achterbahn „Eurocoaster“. Das Riesenrad „Bellevue“, das in luftige Höhen führt und einen Ausblick auf Stuttgart bietet, ist ebenfalls schon aufgebaut worden.

Das Frühlingsfest findet von Samstag, 19. April, bis Sonntag, 11. Mai, statt. Geöffnet ist das Festgelände montags bis freitags ab 12 Uhr, am Wochenende bereits ab 11 Uhr.

Fehlen wird in diesem Jahr Gaydelight. Der Name für die queere Wasenparty entstand, als Theo Pagliarucci, ein Schausteller in der siebten Generation mit italienischen Vorfahren, Radio hörte. „I wanna be daylight in your eyes“ von No Angels lief damals unentwegt. Von „Daylight“ kam der Veranstalter auf „Gaydelight“ – daraus ist eine Marke geworden, die erstmals seit 25 Jahren beim kommenden Frühlingsfest im Zelt des Wasenwirts nicht strahlt.

Heute sagt der Vater eines Sohnes – auch der Junior, versteht sich, ist Schausteller –, den Namen würde er nicht noch mal nehmen. Denn die queere Community hat in all den Jahren mehrere Buchstaben dazu bekommen: LBGTQI und noch ein Plus – auf „Gay“ lässt sich die Zielgruppe nicht mehr reduzieren.

„Mit Verwunderung muss ich feststellen, dass eine der beliebtesten Partyreihen und der friedlichsten Abende auf dem Frühlingsfest 2025 abgeschafft wurde“, schreibt ein Leser unserer Redaktion. Gaydelight sei für ihn und viele Menschen weit über Stuttgart hinaus „immer ein Pflichttermin“ gewesen. Im Programm des Wasenwirts habe er seine Lieblingsparty nicht gefunden – auch keine Erklärung dafür, warum sie ausfällt.

Gab es etwa Ärger hinter den Kulissen, gar Streit um Geld? „Nein“, antwortet Veranstalter Theo Pagliarucci, „es war allein meine Entscheidung, dass sich Gaydelight auf dem Frühlingsfest verabschiedet.“ Er habe lange darüber nachgedacht und sei zu dem Schluss gekommen: „Weniger ist mehr.“

Die aktuelle wirtschaftliche Lage, die politische Situation und die steigende Inflation mache es „allen nicht einfacher“, erklärt Pagliarucci: „Alles wird teurer, und man überlegt sich genau, wofür man sein Geld ausgibt.“ Gleichzeitig sei das Angebot für die Community in den letzten zehn Jahren enorm gewachsen, was der Veranstalter „großartig“ findet, was aber auch bedeutet, „dass Gaydelight unter all diesen Veranstaltungen weiterhin etwas Besonderes bleiben sollte“.

Deshalb habe er entschieden, die Party beim Wasenwirt nur noch einmal im Jahr zu organisieren, nämlich nur noch beim Volksfest im Herbst. Damit, so hofft er, könne Gaydelight das bleiben, was die Reihe immer für viele war: „ein Highlight“.