Pater Günther hat die Spenden für seine Kapelle freihändig verwendet. Das wird ihm jetzt zum Verhängnis, auch wenn lediglich ein Bagatellbetrag strittig ist, den der Seelsorger obendrein für das Gotteshaus im Schwarzwald verwendete, keineswegs privat.
Pater Günther Kames in der Kapelle St. Jakobus
Von Uli Fricker
Pater Günther Kames hatte sich gut eingerichtet in seiner Klause St. Jakobus im Kinzigtal. Vor gut zwei Jahren hatte er die Eremitage übernommen. Der Geistliche hatte Kapelle und Wohnhaus von Anfang an geöffnet. Er galt als leutselig und umgänglich, er konnte mit den Leuten in der Umgebung, die gerne von Wolfach (Kreis Ortenau) zu ihm hochzogen. In gewissem Sinne wird ihm eben diese Beliebtheit jetzt zum Verhängnis: Die Spenden, die Gläubige nach der Montagsmesse in ein Körbchen ablegten, hat er für sich behalten anstatt sie der übergeordneten Stadtpfarrei zu übergeben.
Insgesamt sind etwa 500 Euro strittig
Dabei handelt es sich um Kleinbeträge, darin sind sich alle Seiten einig. Eine Summe von etwa 500 Euro insgesamt steht im Raum, die nach den Messen am Montag zusammenkam. Die Einnahmen investierte der Pater vom Orden der Missionsoblaten für das Gotteshaus. „Ich habe Bewegungsmelder installieren lassen“, berichtet er zum Beispiel im Gespräch mit dieser Zeitung. Dazu komme Blumenschmuck oder Kerzen, die er besorgt habe von dem Geld; schließlich soll das barocke und dazu geräumige Gotteshaus vorzeigbar sein. Privat hat er die Gelder aus dem Spendenkörbchen und dem Opferstock nicht angerührt. Sein Orden unterstützte ihn bisher, außerdem bezog er ein kleines Gehalt von der Erzdiözese. Das genügte ihm für ein bescheidenes Leben.
Auch wenn es nur ein Bagatellbetrag ist, der im Raum steht – seine Verwendung habe nicht den Compliance-Regeln entsprochen, teilt der Sprecher der Erzdiözese Freiburg, Marc Mudrak, trocken mit. Im Klartext: Er hätte jeden Cent dokumentieren und diesen dann der Pfarrei Wolfach abgeben müssen. „Ich wurde nie darauf hingewiesen“, sagt Pater Günther am Telefon. Er sieht seinen Fehler ein, versteht aber das Maß der Aufregung nicht. Die Regeln hätte man ihm erst mitgeteilt, nachdem ihm gekündigt worden sei. Eine Chance auf Besserung und Einhaltung der „Compliance-Regeln“ wurde ihm erst gar nicht gegeben.
Der beliebte Klausner vermutet andere Motive hinter der Kündigung des Gestellungsvertrags. Das Verhältnis zu Pfarrer Hannes Rümmele stand nicht zum Besten, lässt der Pater durchblicken. Rümmele hat das Sagen, als Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit an Wolf und Kinzig liegt bei ihm die Aufsicht über St. Jakobus und den Eremiten dort. Die Einsiedelei ist geräumig, sie besteht aus einem großen Doppelhaus, in dem neben der Wohnung für den Klausner auch eine Ferienwohnung untergebracht ist sowie einige Zimmerchen. „Da konnte ich Jakobspilger unterbringen, die abends vor der Tür standen“, berichtet der Pater. Die Erklärung leuchtet ein, schließlich liegt das geweihte Anwesen am Jakobsweg.
Das Wirken des Paters wurde im Tal als zu eigenmächtig empfunden. Die Verwendung der Spenden sieht Günther Kames eher als Anlass, den man genommen habe, um ihn loszuwerden. Die Erzdiözese Freiburg, auf deren Gebiet die Klause liegt, bleibt dabei: „Es ist klar, dass Vorschriften immer und auch bei vermeintlich kleineren Beträgen einzuhalten sind.“
Der rührige Klausner ist umgezogen
Der rührige Klausner ist bereits umgezogen in sein Mutterhaus in Unlingen (bei Riedlingen). Er versteht die Welt nicht mehr und vermisst den christlichen Geist im Umgang mit ihm. Auch sein Orden stand nicht wirklich hinter seinem Tun, deutet er an. „Ich bin zutiefst enttäuscht von der Kirche“, sagt der Mann, der in der Waldklause die katholische Kirche vertrat. Seine bescheidene Bleibe ist bereits geräumt. An Ostern wird er im Mutterhaus des Ordens gebraucht, um dort die Frohe Botschaft zu verkünden.