Bruder-Duell beim Gastspiel des HC Oppenweiler/Backnang beim TV Emsdetten

Wenn der HC Oppenweiler/Backnang heute Abend in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga beim TV Emsdetten antritt, dann trifft HCOB-Handballer Daniel Schliedermann im Rückraum auf seinen älteren Bruder Marcel. Der zieht bei den Westfalen seit vier Jahren als Spielgestalter die Fäden.

Marcel Schliedermann (am Ball) empfängt mit dem TV Emsdetten seinen Bruder. Foto: Imago

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Marcel Schliedermann (am Ball) empfängt mit dem TV Emsdetten seinen Bruder. Foto: Imago

Von Alexander Hornauer

Der HC Oppenweiler/Backnang gastiert beim TV Emsdetten. Das ist am zweiten Spieltag der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga nicht nur das Gastspiel des Meisters der Dritten Liga Süd beim großen und unter Profibedingungen arbeitenden Meister der Weststaffel. Es kommt heute ab 19 Uhr in der Ems-Halle in Emsdetten auch zu einem familieninternen Vergleich: HCOB-Handballer Daniel Schliedermann (26) trifft auf seinen sechs Jahre älteren Bruder Marcel – zum zweiten Mal im Leben der beiden Geschwister überhaupt.

Dass die Kinder der Familie Schliedermann – neben Daniel und Marcel gibt es auch noch Schwester Nadine – nicht mit dem Ball am Fuß, sondern in der Hand rumrannten, war keine große Überraschung. „Unsere Familie ist handballverrückt“, sagt Daniel und führt weiter aus, „dass mein Vater früher Abteilungsleiter bei unserem Heimatverein TSG Ehingen war. Ich denke, er hat uns zum Handball gebracht.“ Marcel Schliedermann erinnert sich, „dass mein kleiner Bruder auch immer in der Halle war, wenn ich trainiert oder gespielt habe. Da hat er dann selbst Lust bekommen.“

Die Laufbahn des älteren Bruders ist ein großer Ansporn

Während Daniel noch in der Stadt an der Donau zur Schule ging, zog Marcel Schliedermann von der Schwäbischen Alb aus in die Handballwelt. Als Jugendnationalspieler wechselte er 2009 zum HSV Hamburg, der seinerzeit zur deutschen Spitze zählte. Für den jüngeren Bruder war das ein großes Ding. „Gemeinsam mit meinem Cousin bin ich sehr oft mit dem Zug nach Hamburg gefahren, um Marcel zu besuchen“, erinnert sich Daniel. Und dank Fernsehübertragungen war er auch bei den meisten anderen Spielen dabei. So wuchs auch der Wunsch, selbst im Handballsport voranzukommen.

Das gelang: Daniel schloss sich der JSG Echaz-Erms an, absolvierte Zweitliga-Spiele für den TV Neuhausen/Erms und etablierte sich bei den Drittligisten VfL Pfullingen und TV 08 Willstätt. Seit dem vorherigen Jahr geht er für Oppenweiler/Backnang auf Torejagd. Bruder Marcel verdiente sich seine sportlichen Meriten dagegen dauerhaft fern der Heimat. Nach seiner Zeit in Hamburg spielte er fünf Jahre für den ThSV Eisenach in Thüringen und jetzt seit drei Jahren für Emsdetten, mit dem er vergangene Saison in die Dritte Liga abstieg. „Miteinander haben wir leider nie gespielt“, bedauert Daniel Schliedermann, erinnert sich aber immerhin an ein Aufeinandertreffen „vor acht Jahren in der zweiten Liga, Neuhausen gegen Eisenach.“ Und wie es der Zufall so wollte: „Ich musste ausgerechnet meinen Bruder manndecken. Ich hoffe, dass es dazu heute nicht erneut kommt.“

Sonst stehen die beiden Rückraummittespieler trotz der räumlichen Distanz regelmäßig in Kontakt. Marcel Schliedermann betont, „dass wir immer ein super Verhältnis hatten und bis heute haben. Deshalb habe ich auch die Laufbahn und die Handballetappen von Daniel mit Stolz verfolgt.“ Aber nicht nur die sportliche Karriere, „sondern auch seine private und seine schulische Laufbahn sowie sein Arbeitsleben“. Darum betont der 32-Jährige auch, dass „ich mich sehr darüber freue, nochmals gegen meinen Bruder zu spielen“. Klar, am Ende wollen beide mit ihren Teams gewinnen. Daniel Schliedermann sagt natürlich, „dass wir beide Punkte mitnehmen wollen“, aber eben auch, „dass ich diesen Moment, in einer vollen Halle gegen meinen Bruder spielen zu können, auch genießen will. Ich denke das wird ein sehr spezieller Moment für uns und wird uns beide ein Leben lang begleiten.“

Der eine kreativ und wendig, der andere wirft beidhändig und ist größer

Was die sportliche Dimension betrifft, sieht Daniel für sich Vorteile in puncto Kreativität, aufgrund seiner wendigen Art mit dem Ball sei der Spielstil unterschiedlich. „Marcel ist sehr strukturiert, hat aber auch seine Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins.“ Und er hat einen Vorteil, um den ihn sein jüngerer und gut zehn Zentimeter kleinerer Bruder beneidet: „Es ist extrem schwer zu verteidigen, wenn ein Spieler mit beiden Händen werfen kann. Diese Eigenschaft hätte ich gerne von ihm.“ Das aber ist nicht so leicht zu erlernen. Deshalb könnte man sich aus Sicht des HCOB auch mit dem Gedanken anfreunden, dass es ja schon ausreicht, wenn der jüngere Schliedermann heute Abend dem älteren überraschend die Punkte vor der Nase wegschnappt.

Daniel Schliedermann (beim Wurf) trifft heute mit dem HC Oppenweiler/Backnang auf seinen Bruder.  Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Daniel Schliedermann (beim Wurf) trifft heute mit dem HC Oppenweiler/Backnang auf seinen Bruder. Foto: Alexander Becher

Zu den Brüdern Schliedermann

Daniel Schliedermann wurde am 5. Juli 1996 geboren. Der 1,76 Meter große Rückraumspieler begann wie sein älterer Bruder bei der TSG Ehingen, wechselte dann zur JSG Echaz-Erms, sammelte Zweitliga-Einsätze beim TV Neuhausen/Erms und schloss sich dann dem VfL Pfullingen an. Von 2018 bis 2022 spielte der Schwabe für den badischen TV 08 Willstätt und ist seit dieser Saison beim HCOB am Ball. Beruflich ist er als Online Direct Sales Manager bei Kärcher in Winnenden tätig.

Marcel Schliedermann wurde am 2. Januar 1991 geboren. Er wechselte 2008 von Ehingen zum TV Neuhausen/Erms. 2009 ging es weiter zum Bundesligisten HSV Hamburg. Mit dem wurde er 2011 deutscher Meister und 2013 Champions-League-Sieger, war in jenen Jahren aber oft per Doppelspielrecht auch beim Zweitligisten VfL Bad Schwartau am Ball. Von 2014 bis 2019 lief der 1,89 Meter große Rückraumspieler für den ThSV Eisenach in der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie der Dritten Liga auf. Seit 2019 spielt er beim TV Emsdetten. Parallel zum Handball studierte er und arbeitet nun nebenberuflich bei einem der Emsdettener Sponsoren, dem Automatenunternehmen Hensing.

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Erstellt:
22. April 2023, 06:00 Uhr

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