Chance für junge Talente aus der Region

Erstmals haben zwei Stipendiaten der Murrhardter Riebesam-Stiftung Unterricht bei der Internationalen Klavierakademie

Für zwei musikalisch begabte Jugendliche hat sich ein Traum erfüllt: Die 15-jährige Lea Gunther aus Fichtenberg und der 14-jährige Murrhardter Hendrik Wagner, seit Anfang des Jahres Stipendiaten der Riebesam-Stiftung, gehören heuer zum Teilnehmerkreis der Internationalen Klavierakademie.

Chance für junge Talente aus der Region

Für Hendrik Wagner sind die Anregungen der Dozenten sehr wertvoll. Sein Traum ist ein Musikstudium. Fotos: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Ermöglicht habe dies die Initiative des Stiftungsvorsitzenden Jürgen Riebesam für ein spezielles Kooperationsprojekt zur regionalen Nachwuchsförderung, erklärt Musikpädagogin Julia Kirschbaum, die wichtige organisatorische Aufgaben bei der Klavierakademie und der Riebesam-Stiftung wahrnimmt. „Jürgen Riebesam hat die beiden Musikschüler und Preisträger verschiedener Musikwettbewerbe dazu motiviert, beim Meisterkurs mitzumachen“, wobei die Stiftung sie finanziell unterstützt.

Kooperationspartner der Riebesam-Stiftung und Klavierakademie seien das Kulturamt der Stadt Murrhardt sowie die Musikschulen und Klavierlehrer der beiden Jugendlichen. Sie erhalten ein speziell auf sie zugeschnittenes Unterrichtsprogramm bei je zwei Professoren: Felix Gottlieb und Gerald Fauth arbeiten mit Lea Gunther, Elena Margolina-Hait und Gerald Fauth mit Hendrik Wagner, berichtet Kirschbaum.

Die Möglichkeit, an der Klavierakademie teilzunehmen, hat beide überrascht. „Wir waren sofort bereit, diese große Chance zu nutzen, denn Unterricht auch bei anderen Lehrern ist sehr wichtig. So sieht man die Werke mal aus neuen Perspektiven und bekommt auch neue Ideen und Tipps fürs Spiel“, betonen sie. Begeistert erzählen sie vom Unterricht. „Ich habe schon richtig viel gelernt und es hat mir viel Spaß gemacht“, betont Lea Gunther. „Ich spiele sehr gerne Werke von Johann Sebastian Bach und bereite mich zurzeit auf den Bach-Wettbewerb für junge Pianisten in Köthen im Oktober vor.“ Dafür hat sie die Fuge a-Moll aus dem „Wohltemperierten Klavier I“ ausgewählt. „Felix Gottlieb arbeitet sehr detailliert fast an jedem Takt, bei Gerald Fauth stehen die Struktur und Gestaltung des gesamten Werkes im Zentrum“, schildert Lea Gunther ihre Eindrücke. „Ich möchte weiter bei Musikwettbewerben mitmachen, auch könnte ich mir vorstellen, später beruflich im musikalischen Bereich tätig zu sein“, umschreibt sie ihre Ziele und Pläne.

„Ich möchte mein Spiel insgesamt verbessern, aber auch lernen, wie ich besser üben kann“, erläutert Hendrik Wagner, worauf es ihm ankommt. Mit Gerald Fauth arbeitet er an der Etüde Nummer 2 in g-Moll Opus 72 von Moritz Moszkowski, einem Werk im neudeutschen, klangmalerischen Stil moderner Salonmusik. Bei Elena Margolina-Hait feilt Hendrik Wagner an der „Melodie im logaodischen Metrum“ Opus 28 Nummer 1 des russischen Komponisten Anton Arenski, dessen Stil von seinem Lehrer Nikolaj Rimski-Korsakow und Peter Tschaikowski beeinflusst wurde.

„Logaodisches Metrum“ bedeute, dass ein liedhafter Melodiebogen in einem antiken Versmaß wie Gesang zu gestalten und ohne Unterbrechung zu spielen sei, erklärt Wagner. Diese Werke „habe ich ausgewählt, weil sie mir vom Stil sehr gut gefallen, und sie passen zu meinem Charakter. Sie sind natürlich etwas schwer, aber diese Herausforderungen nehme ich gerne an“, betont Hendrik Wagner. Gerald Fauth habe ihm bereits wertvolle Tipps zur Verbesserung der Spieltechnik und fürs Üben gegeben. Elena Margolina-Hait lege großen Wert auf das sorgfältige Zusammenspiel von linker und rechter Hand. Auch „sollte man beim Üben nachdenken und überlegen und nicht einfach drauflosspielen“, zitiert Hendrik Wagner die Professorin. „Die Klavierakademie bringt mir sehr viel, weil ich auch mal von einer anderen Person beurteilt werden möchte.“

Ebenso wichtig ist es ihm, neue Impulse zu bekommen und Erfahrungen zu sammeln. Für die Zukunft hat er große Pläne. „Auch weiterhin werde ich bei Wettbewerben mitwirken, und später will ich Musik studieren“, sagte er. Der 14-Jährige fühlt sich eng mit der Musik verbunden und möchte seine Begabung nutzen.

Gerald Fauth freut sich, dass Lea Gunther und Hendrik Wagner sehr diszipliniert arbeiten und ihr Spiel technisch und künstlerisch bereits deutlich verbessert haben: „Beide haben Potenzial, nun müssen sie dranbleiben“, verdeutlicht er.

Die Musikschüler haben einiges gemeinsam: Sie begannen im Alter von sechs Jahren mit dem Klavierunterricht an der Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land, Lea Gunther bei Uwe Hann, Hendrik Wagner bei Anna Maria Stanecka. Schon bald kam zur solistischen auch die kammermusikalische Ausbildung als Klavierbegleiter hinzu. „Ich wollte auch weiterhin Klavierunterricht bei Anna Maria Stanecka nehmen, darum habe ich wie sie erst an die Musikschule Schorndorf und vor Kurzem zur Musikschule Stuttgart gewechselt“, erklärt Hendrik Wagner. Ebenso geht er nicht mehr in der Walterichstadt zur Schule, sondern aufs Backnanger Tausgymnasium, da es dort einen Musikzug gibt und musikalische Schüler stärker gefördert werden. Inzwischen haben sich Lea Gunther und Hendrik Wagner als erfolgreiche Nachwuchssolisten und Kammermusiker bei Konzerten und Wettbewerben einen Namen gemacht. Die 15-Jährige kommt aus einer großen musikalischen Familie und begleitet ihre Geschwister. Der 14-Jährige hat sich zum vielseitigen Klavierpartner für junge Instrumentalisten entwickelt. Bei der Klavierakademie haben beide auch in den Unterricht anderer Studenten reingeschnuppert und Teilnehmerkonzerte besucht, die sie als inspirierende Hörerlebnisse schildern.

Lea Gunther und Hendrik Wagner präsen- tieren beim Konzert der Riebesam-Stiftung am 29. September um 17 Uhr im Kulturhaus Klosterhof die Werke, die sie im Unterricht bei der Klavierakademie erarbeitet haben.

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