Die 6a bei ihrem Wandertag, der auch einen Besuch auf dem Alpakahof von Familie Haas in Hinterbüchelberg mit einschloss. Fotos: privat
Von Christine Schick
Murrhardt. Demnächst sind Eltern von Grundschülerinnen und Grundschülern aufgerufen, sich um die Anmeldung bei den weiterführenden Schulen zu kümmern. Im Heinrich-von-Zügel-Gymnasium Murrhardt steht die Zeitspanne, in der Mütter und Väter sich entweder persönlich oder auch in digitaler Form an die Schule wenden können, bereits fest. Mittlerweile gibt es ein klares Bewusstsein dafür, dass der Start in einem neuen Umfeld – letztlich auch ein neuer Lebensabschnitt – mit Problemen genauso wie Chancen verbunden sein kann. Das Murrhardter Gymnasium hält für die Fünft- und Sechstklässler insofern eine breite Palette an Angeboten bereit, um sie zu unterstützen, damit der Übergang gut gelingt. Denn neu ist eine ganze Menge.
Das fängt schon beim viel früheren Aufstehen an, weil beispielsweise ein kleiner Steppke, der zuvor in die Spiegelberger Grundschule ging, jetzt früh zum Bus pilgern muss, sagt Martina Samociuk vom Kollegium. „Die Kinder sehen sich einer ganz neuen, meist größeren Gruppe an Schülern und unbekannten Lehren gegenüber, und das ist schon eine Herausforderung“, stellt sie fest. „Dieses Neue hat aber auch schöne Seiten“, sagt Konrektorin Annette Zickler-Maier.
Für die Schülerinnen und Schüler, die noch vor Kurzem die Ältesten waren und nun wieder die Jüngsten sind, gibt es eine Menge zu entdecken – die Schulgemeinschaft, Fächer und letztlich auch sich selbst in diesem neuen Kontext. Am ersten Tag werden sie von ihren Patenschülerinnen und -schülern abgeholt, lernen Gebäude und Klassenlehrerinnen und -lehrer kennen. Diese Begleitung übernehmen Neunt- und Zehntklässler, aus denen auch die Streitschlichter rekrutiert werden. In einem Seminar haben sie sich mit Konflikten, Gesprächsführung und Lösungsmöglichkeiten beschäftigt und können bei Streitigkeiten in Aktion treten. Niederschwelliger, aber nicht weniger effektiv ist da Schulhund Leo, eine Airedale-Terrier-Dame, unterwegs. „Die Schüler lieben ihn“, sagt Simone Seidl. Ihm fällt der Job der tiergestützten Pädagogik zu, erläutert Rektor Henning Zimmermann: „Der Umgang mit dem Hund bedeutet auch, bestimmte Regeln im Klassenraum einzuhalten, und durch ihn erinnern sich die Schüler gegenseitig daran.“ Weitere Brücken rund um Sozialverhalten, Beziehungen und Gemeinschaft können der Wander-, Erlebnis- und Klostertag sowie ein Kino- und Sportnachmittag bauen.
Lernen will gelernt sein, wobei das Kollegium auch die Lust an Leistung sieht
Und das Hauptthema? „Die Fünft- und Sechstklässler merken, dass sie mehr Hausaufgaben machen und lernen müssen“, sagt Martina Samociuk. Zur Frage, wie das Lernen gut funktioniert, kommt auch eine Auseinandersetzung mit der Leistungsabstufung. Fürs Kollegium heißt das, zu vermitteln, dass eine Drei keine schlechte Note ist und, wie es Annette Zickler-Maier später formuliert, keinesfalls das Ende einer gymnasialen Karriere bedeutet, wenn es darum geht, Eltern und Jugendliche zu beraten. Eine gezielte Unterstützung gibt es aber ebenso – über Lerncoaching inklusive Methodik, Lernnachmittage bis hin zu einer Eins-zu-eins-Lernbetreuung. Gleichzeitig macht das Kollegium klar, dass es zu einseitig wäre, nur das Thema Leistungsdruck im Blick zu haben. Vielmehr nehmen die Lehrerinnen und Lehrer auch eine Lust der jungen Leute wahr, sich anzustrengen und sich am Erfolg zu freuen. „Mich beeindruckt auch immer wieder die Neugier der Fünftklässler“, erzählt Theresa Bilharz. „Wenn die Schüler dann mit etwas ganz Neuem beschäftigt sind, haben sie auch zu Hause einiges zu erzählen“, ergänzt Martina Samociuk. „Als Gymnasium haben wir ja bewusst Förderangebote und dazu gehört auch der bilinguale Zug“, sagt Leonie Korthals. Dieser geht bereits ins dritte Jahr und als begleitende Lehrerin, die nun Geschichte auf Englisch unterrichtet, staune sie, wie ihre Schützlinge trotz der Herausforderungen vieles mit beeindruckender Leichtigkeit nehmen. Das Angebot richte sich an leistungsstarke, aber auch sehr kommunikative Schülerinnen und Schüler. Ansatzpunkte, um soziale und emotionale Kompetenzen zu fördern, bietet auch der Klassenrat, in dem ein Stück weit demokratischer Umgang miteinander eingeübt und Probleme in Begleitung mit Lehrerinnen und Lehrern sowie dem Schulsozialarbeiter Tobias Brändle besprochen werden können. Und wenn es doch einmal heftiger zugeht? Auch das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium ist nicht davor gefeit, dass Mobbing Thema werden kann. „Wenn da Hinweise auftauchen sollten, ist es wichtig, zügig zu intervenieren, das keinesfalls auf die lange Bank zu schieben“, sagt Zimmermann. Gleichsam ist von Bedeutung, sensibilisiert zu sein, sprich der Schulsozialarbeiter nimmt sich des Themas im Rahmen der Prävention an. Dabei spielt auch die mediale Kommunikation mittlerweile eine Rolle.
Grundsätzliche Dinge wie technische Fragen und respektvoller Umgang werden dabei in der „Medienbildung“ vermittelt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich bekanntermaßen durch Corona vieles auf diese digitale Ebene verlagert. Inwieweit tangiert dies auch das Übergangskonzept? Lehrerin Theresa Bilharz geht davon aus, dass die Schule durch die Breite der Angebotspalette trotzdem gut aufgestellt ist. „Gemeinschaftserlebnisse wie der Wandertag oder ein anderer Ausflug bleiben wichtig“, sagt sie und erinnert sich an eine Chorfreizeit, die auch Raum für ungeahnte Talente biete.
Licht und Schatten von Distanzunterricht und Digitalisierung
Die Chor- und Orchesteraktivitäten haben nach Beobachtung von Henning Zimmermann mit am meisten unter der Pandemie gelitten. Das Kollegium ist sich einig, dass es viele Einschränkungen für die Schülerinnen und Schüler gab. „Durch die Situation haben wir auch erst schätzen gelernt, was wir vor Corona hatten“, sagt Annette Zickler-Maier. Gleichzeitig fiel den Lernenden der Umgang mit der digitalen Welt teils leichter als vermutet und ist selbstverständlicher geworden. Das heißt auch, dass Schülerinnen und Schüler, die vielleicht in Quarantäne oder aus anderen Gründen zu Hause bleiben müssen, nun auf die digitalen Strukturen zurückgreifen können. Material lässt sich bereitstellen, eine Videokonferenz einrichten. Und Martina Samociuk merkt an, dass immer auch Ausnahmen existieren: Als Autismusbeauftragte weiß sie, dass es Einzelne gibt, denen das Lernen in einer reizarmen Umgebung zu Hause sehr viel leichter fällt.
Beherzt bei der Sache: Die 5a arbeitet im Deutschunterricht gerade an einem Projekt zum Thema Märchen.
Virtueller Rundgang Ein Tag der offenen Tür konnte im Heinrich-von-Zügel-Gymnasium nicht stattfinden, deshalb hat die Schule Infos und einen Rundgang auf ihrer Homepage zusammengestellt: www.hvzg-murrhardt.de/schule/tag-der-offenen-tuer.
Anmeldung Als Zeitraum für die Anmeldung der künftigen Fünftklässler hat das Gymnasium Montag bis Donnerstag, 7. bis 10. März, von 14 bis 17 Uhr reserviert. Bei Voranmeldung ist sie in Präsenz möglich, genauso aber per E-Mail oder Post: www.hvzg-murrhardt.de/schule/anmeldung.
Quoten 92300 Grundschülerinnen und -schüler in Baden-Württemberg standen 2021 vor der Entscheidung, welche weiterführende Schule sie besuchen sollen. Laut Kultusministerium haben sich die meisten von ihnen beziehungsweise ihre Eltern wie in den vergangenen Jahren für ein allgemeinbildendes Gymnasium entschieden, nämlich 44,1 Prozent (1,6 Prozent mehr als im Vorjahr). 33,6 Prozent wählten eine Realschule (ein Prozent weniger). Die Haupt- und Werkrealschulen waren das Ziel von 5,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler (0,6 Prozent weniger). Die Quote der Gemeinschaftsschulen liegt bei 13,4 Prozent (0,2 Prozent weniger). Damit gibt es bei den Übergangszahlen insgesamt nur leichte Schwankungen, so das Kultusministerium.