Die Begleitung endet, die Verbindung bleibt

Klemens Maier aus Kirchenkirnberg hat sich nach der Flutkatastrophe im Ahrtal engagiert. Sein Herzensprojekt war, die Aloisius-Jugend und mit ihr die Kinder dort zu unterstützen. Die Spenden, die er vermitteln konnte, haben dem Verein geholfen, sich ein Stück Normalität zurückzuholen.

Die Begleitung endet, die Verbindung bleibt

Die Aloisius-Jugend hat beim Fest Ende Juni wieder ihren Auftritt. Dank der Spenden kann die Jugendarbeit fortgesetzt werden.

Von Christine Schick

Kirchenkirnberg. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 hat Klemens Maier zunächst die 5-Euro-Haus-Initiative von Jörg Burghardt unterstützt, mithilfe der konkrete Wiederaufbauprojekte über kleine und kontinuierliche, aber viele Spenden ermöglicht wurden. Als erfahrener Zimmerermeister, der mittlerweile im Ruhestand ist, konnte der Kirchenkirnberger dabei auch ganz konkret mit anpacken.

Nach dieser Anfangsphase meldete sich der Wunsch, insbesondere für Kinder der betroffenen Familien etwas zu tun. Über Gespräche entstand so der Kontakt zu Verantwortlichen der Aloisius-Jugend Ahrweiler, die als eine der drei Schützengesellschaften dort die Jugend an das Schützenwesen heranführt. Der Verein mit langer Tradition ermöglicht es 50 Jungen, vor allem in einem Spielmannszug mitzuwirken, das heißt, Musik, Unterricht, Spiel und der gemeinsame Auftritt stehen im Zentrum. Nach der Flut gab es dafür keine Grundlage mehr – der Proben- und Vereinsraum, der sich in der Aloisius-Schule befindet, war geflutet und alle Instrumente, Uniformen, Fahnen und sonstige Utensilien wurden dabei zerstört. Damaliges Ziel des Vorsitzenden Peter Terporten: Unterricht und Musikausbildung schnell wiederaufnehmen, um den Sieben- bis 15-Jährigen ein wenig Normalität und Ausgleich anbieten zu können.

Viele helfen mit Geld- und Sachspenden

Klemens Maier hat nach der Kontaktaufnahme mit dem Vorsitzenden angefangen, in diesem Sinne seine Fühler auszustrecken, hat Menschen angesprochen und sich umgehört, ob Spenden auch in Form von Instrumenten für die Kinder und Jugendlichen möglich sind (wir berichteten). Es haben sich Privatpersonen und Vereine aus Murrhardt und Umgebung bei ihm gemeldet, die in unterschiedlicher Weise unterstützen konnten. Beispielsweise haben sich die Murreder Henderwäldler in Sachen Instrumente umgetan oder der Obst- und Gartenbauverein Oberbrüden hat die Hälfte seines Weihnachtsbasarerlöses gespendet. Zwölf spezielle Flöten und eine Querflöte gingen an die Aloisius-Jugend, eine E-Gitarre und ein Schlagzeug wurden an weitere Betroffene im Ahrtal vergeben. Eine Reihe von zusätzlichen Sachspenden haben sich während der Zeit ergeben und Maier hofft, dass über das Projekt auch die eine oder andere Geldspende an den Verein angestoßen werden konnte. Daneben gab es von verschiedensten anderen Seiten Hilfe für die Aloisius-Jugend, berichtet Klemens Maier. „Das ist schon eine tolle Geschichte, was sich in und trotz der Not doch alles entwickelt hat“, sagt er und schließt dabei weitere Projekte wie das 5-Euro-Haus mit ein.

Für die Aloisius-Jugend heißt das, dass der Musikunterricht mittlerweile wieder aufgenommen werden konnte und der Verein nun etwa wieder auf dem Level tätig sein kann wie vor der Flutkatastrophe. Dieses Jahr konnte zudem das Aloisius-Fest in der Schule wieder stattfinden, das den Höhepunkt des Vereinsjahres inklusive der Ernennung des Schützenkönigs darstellt und zu dem Maier im Sommer eingeladen war.

Gleichzeitig ist ihm durch die Kontakte und sein Engagement – er war rund zehnmal im Ahrtal – bewusst, wie einschneidend die Flutkatastrophe für die Betroffenen war und dass der Wiederaufbau wohl Generationen benötigen wird. Von rund 60 Brücken seien bisher drei wieder instand gesetzt, die Infrastruktur sei aber noch lange nicht wiederhergestellt und es sei noch viel zu tun. Ganz abgesehen von den vielen Einzelschicksalen und -situationen – der Verlust von geliebten Menschen und der vertrauten Umgebung. „Manche hatten keine Gebäudeversicherung, bei manchen ist es so, dass ihr Grundstück schlichtweg nicht mehr existiert“, so Maier. Das wiederum bedeutet, dass Familien teils gezwungen sind wegzugehen oder ein Verein seinen Fußballplatz an die Flut verloren hat, was sich auf die soziale Gemeinschaft auswirkt.

Umgang mit den Folgen der Katastrophe

„Das knabbert nach den Besuchen schon an einem“, sagt er und lässt durchblicken, dass man angesichts der Ausmaße auch als Helfer ein Stück weit auf sich Acht geben muss. All das – die seelischen und finanziellen Folgen für die Betroffenen – wird dort weiter Thema sein und Klemens Maier ist beeindruckt von den Menschen, die sich dem als Unterstützerinnen und Unterstützer stellen, wie beispielsweise der Verein Hoffnungswerk, der soziale und praktische Hilfe vor Ort leistet. Und er ist nachdenklich geworden, weil solch ein plötzliches Unwetter und Starkregen auch die eigene Region treffen können. Im oberen Murrtal gibt es nicht nur enge Klingen, sondern auch viele Gebäude liegen nah am Fluss, was sich schnell zuspitzen kann. Vor dem Hintergrund von Unwettern und Überschwemmungen versteht er den für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich wirkenden Brückenbau ohne Geländer, den er bei einer Reise in Südafrika kennenlernte und heute völlig anders sieht, weil Wasser so am Bauwerk vorbeiströmen kann, ohne es zu zerstören. Klemens Maier freut sich, dass es nun für die Aloisius-Jugend gut weitergehen kann. Sein Projekt ist beendet, auch wenn er die freundschaftlichen Bande, die im Ahrtal entstanden sind, weiter pflegen wird.

Christoph Holzberger, aktueller Vorsitzender der Aloisius-Jugend, schildert in einem Rückblick eindrücklich die Dramatik der Ereignisse, die unmittelbaren und nach und nach realisierten Folgen genauso wie die Hilfe. „Was anschließend passiert ist, wird für mich immer so unbegreiflich bleiben wie die Flutnacht selbst. Wir erlebten eine unglaubliche Zuneigung und Solidarität aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Neben den 5-Euro-Haus-Spendern haben wir Unterstützung von vielen Schützenvereinen, Schulen, Pfadfindern, Privatpersonen, Unternehmen und Vereinen erhalten“, schreibt er. „Die Aloisius-Jugend steht heute dank der Hilfe wieder gut da.“ Man könne die Jugendarbeit nun fortführen und hoffe, 2024/25 die eigenen Räumlichkeiten wiederaufbauen zu können, die Mittel seien nun vorhanden. „Wir haben eine unfassbare Solidarität erlebt. Daraus ist für uns wieder vieles entstanden, was wir verloren geglaubt hatten. Unser Dank gilt allen, die ein Teil von dieser unfassbaren Wiederaufbaugeschichte waren und sind.“

Die Begleitung endet, die Verbindung bleibt

Klemens Maier (links) mit Peter Terporten, ehemaliger Vorsitzender der Aloisius-Jugend, bei seinem Besuch in Ahrweiler. Fotos: privat