Kamala Harris bei Fox News
Die Demokratin wagt sich weit ins andere Lager vor
Kamala Harris lässt nichts unversucht, um auf den letzten Metern noch Wähler von sich zu überzeugen. Sogar dem konservativen Sender Fox News, den Demokraten eher meiden, gibt sie jetzt ein Interview.
Von Theresa Schäfer
Kamala Harris wagt sich in die Höhle des Löwen: Weniger als drei Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl wird die demokratische Spitzenkandidatin dem erzkonservativen Fernsehsender Fox News ein Interview geben. Das Gespräch mit dem Fox-Moderator Bret Baier wird am Mittwochabend um 18 Uhr Ortszeit (00 Uhr MESZ) ausgestrahlt, wie der Sender mitteilte.
Damit versucht Harris kurz vor dem 5. November, auch die Wählerinnen und Wähler zu erreichen, die liberalere Sender wie CNN, CBS und ABC News auf ihrer Fernbedienung erst suchen müssten. Demokratische Politikerinnen und Politiker verirren sich nur selten zu Fox News. Eine Ausnahme bildet Pete Buttigieg, in der Biden-Regierung für Verkehr zuständig. „Mayor Pete“, der sich 2020 selbst um die Präsidentschaftskandidatur bewarb, geht immer wieder zu dem konservativen Sender und vertritt dort die Positionen seiner Partei. Das machte ihn auch zu einem potenziellen „Running Mate“ von Kamala Harris, die sich aber schließlich für Minnesotas Gouverneur Tim Walz entschied.
Vermutlich wird das Harris-Team genaue Bedingungen gestellt haben, wer die Kandidatin interviewt. Der Fernsehjournalist Bret Baier gehört zu den gemäßigteren Stimmen von Fox News. Der Chefmoderator für Politik unterscheidet sich in Ton und Themen von einem Sean Hannity oder einer Laura Ingraham, die als eingefleischte Trump-Fans beinahe schon wie Pressesprecher des Republikaners wirken und die Demokratin sicherlich hart angegangen wären.
Trumps Kritik an der Moderatorenwahl folgte dann auch prompt. Baier sei „oft sehr nachgiebig gegenüber den Linken“, schrieb er auf der Online-Plattform Truth Social. Er selbst hätte einen „hartnäckigeren Journalisten“ bevorzugt, ergänzte Trump, aber Fox News sei „so schwach und weich gegenüber den Demokraten geworden“ und lasse ihre Aussagen unwidersprochen stehen, sodass das alles ohnehin keine Rolle mehr spiele.
Es ist Harris’ erstes größeres Fernsehinterview mit einem konservativen Medium, seit sie im August offiziell zur Kandidatin der Demokraten gekürt wurde. Eine Kritik an Harris lautete, sie würde nur wenige Interviews geben, um sich vor kritischen Fragen zu drücken. Im Endspurt vor der Wahl hat ihr Team aber einen regelrechten „Media-Blitz“ gestartet: Harris tingelte durchs Frühstücksfernsehen, schaute in der „Late Night Show“ von Stephen Colbert vorbei (und trank mit ihm ein Bier), sprach mit Howard Stern, besuchte den Podcast „Call Her Daddy“ und gab „60 Minutes“ das traditionelle Kandidaten-Interview, das Trump verweigerte.