Die Farbe des historischen Rathauses soll auch nach der Sanierung erhalten bleiben. Archivfoto: J. Fiedler
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Das stadtbildprägende Rathaus der Walterichstadt muss saniert werden. Geplant vom Landbaumeister Johann Adam Groß, wurde es 1784 im repräsentativen barocken Stil erbaut und ist in der Baudenkmalliste als Kulturdenkmal mit der höchsten Denkmaleigenschaft eingetragen. 1959 erfolgte die letzte grundlegende Sanierung mit Installationen der Haustechnik, sprich Heizung, Elektronik und Sanitäreinrichtungen, Renovierung der Büroräume, Umgestaltung des Sitzungssaals sowie Erneuerung des Treppenhauses. Anfang der 1990er-Jahre baute man den Aufzug ein, 2013 renovierte man das Treppenhaus in Abstimmung mit den Denkmalbehörden, berichtete Bürgermeister Armin Mößner in der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Die allgemeine Bausubstanz ist in Ordnung, doch gelte es nun die Fenster auszutauschen, da diese nicht mehr den heutigen energetischen Ansprüchen entsprechen, damit es in den Büroräumen bei Kälte nicht zieht und bei Hitze nicht zu warm wird, verdeutlichte er. Auch die Haustechnik ist veraltet, vor allem Heizung, Sanitär und Elektronik sind „auf Herz und Nieren zu überprüfen“, ebenso Wärme- und Brandschutz. „Die Sanierung wird unter Denkmalgesichtspunkten erfolgen und sich wegen der Kosten aufs Notwendigste beschränken, um die energetische Situation zu verbessern. Es wird Thema einer Gemeinderatsklausur sein, zu entscheiden, was ist dringend und was ist nicht leistbar“, kündigte der Rathauschef an.
Als Ersatzrathaus könnte während der Arbeiten die Stadthalle dienen
Ziel der Sanierung ist es, die baulichen Mängel zu beheben und ein den heutigen, auch energetischen Gesichtspunkten entsprechendes Rathaus nach denkmalgerechten Standards zu erhalten. Die Energie-, Wartungs- und Folgekosten sollen gesenkt und das Rathaus soll für die nächsten Jahrzehnte funktionsfähig für seine Bestimmung ertüchtigt werden. Dazu gehören auch topmoderne Arbeitsplätze für die Mitarbeiter. Für die Einstiegsplanung soll das Büro Frey+Siller Architekten GmbH aus Stuttgart beauftragt werden, das Erfahrung mit denkmalgeschützten Gebäuden hat, zudem soll es einen Sanierungsvorschlag unterbreiten und die Kosten schätzen.
Anschließend sollen Gespräche mit den Fördermittelstellen wie Landessanierungsprogramm und Denkmalförderung sowie mit dem Landesamt für Denkmalpflege stattfinden. Während der Sanierung muss ein „Ersatzrathaus“ für die Mitarbeiter für etwa ein Jahr ausgewählt werden. 1959 quartierte man die Stadtverwaltung in der Stadthalle in abgeteilte Büros ein. Heute im Zeitalter der Digitalisierung sei das etwas schwieriger, doch wahrscheinlich werde wieder die Stadthalle zum Rathausprovisorium und das Team müsse „ein Jahr durchs Tal der Tränen“, zudem werden zeitweise Homeoffice-Lösungen zum Einsatz kommen, kündigte Mößner an.
Für die Konzeption zur Generalsanierung des Rathauses ist das Büro Frey+Siller Architekten GmbH aus Stuttgart einziger Anbieter mit einer Angebotssumme von insgesamt 313350 Euro, zunächst werden aber nur die Grundlagenermittlung und Vorplanung zum Angebotspreis von 28500 Euro beauftragt. Für die Konzeption Haustechnik bekommt das Büro Ankelin Partnerschaft MBB aus Fellbach zum Angebotspreis von 12500 Euro den Zuschlag, für die Konzeption Bauphysik das Büro Bauphysik 5 aus Backnang zum Angebotspreis von 4800 Euro. Das Büro Mäule von Rogall Krusch aus Ludwigsburg wird zum Angebotspreis von 8100 Euro die restauratorischen Befunderhebungen an den Fassaden und im Innenraum vornehmen. Für die Tragwerksplanung und Statik wird das Büro UK-Ingenieure aus Filderstadt-Plattenhardt zum Angebotspreis von 11900 Euro verantwortlich sein.
Mittel aus der Landes- sowie der Denkmalförderung sollen fließen
Der Kostenrahmen für die Rathaussanierung wird im Zuge der Planungen ermittelt: Aktuell sind im Haushalt 2022 und in der mittelfristigen Finanzplanung für 2023 je 300000 Euro eingestellt, weitere Beträge werden in den folgenden Jahren zu finanzieren sein. Das Rathaus soll über das aktuelle Sanierungsgebiet Bahnhof/östlich Klosterhof als Gemeinbedarfseinrichtung zwischen beiden Gebietsteilen mit Mitteln des Landessanierungsprogramms gefördert werden, auch sind Mittel der Denkmalförderung möglich, gab sich der Bürgermeister optimistisch.
Die Fraktionssprecher brachten die Bereitschaft zum Ausdruck, mit den Vorschlägen der Stadtverwaltung mitzugehen. „Erst mal müssen wir feststellen, welche Probleme baulicher Art vorhanden sind, dann ist zu entscheiden, was wir umsetzen wollen oder müssen, also die wichtigsten Punkte, aber wir sollten nicht das ganze, sehr schöne Rathaus ummodeln“, brachte Edgar Schäf (SPD) die Zielsetzung auf den Punkt, „damit die Sanierung nicht an den falschen Stellen erfolgt“. „Das Rathaus sollte den heutigen Zeiten entsprechen, mit modernen, guten Arbeitsplätzen und -bedingungen für die Mitarbeiter, und die Voraussetzungen eines Verwaltungszentrums erfüllen“, betonte Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen).
Das Büro Frey+Siller „soll die Grobkonzeption zur Sanierung erstellen und einen Vorschlag ausarbeiten, wie man die Sanierung angehen könnte“, erläuterte der Bürgermeister auf Widmaiers Nachfrage. Andreas Winkle (CDU/FWV) fand es „angebracht, verschiedene Fachbüros zu beauftragen, das ist gut angelegtes Geld“. Da sich die Abläufe in der Verwaltung stark verändert haben, sei es wichtig, die Infrastruktur zu modernisieren. Einig waren sich Stadtverwaltung und Stadträte über die Außenfassade: „Die Lachsfarbe passt, daran soll sich nichts ändern“, unterstrich auch der Rathauschef. So votierte das Stadtparlament einträchtig dafür, die Fachbüros mit den Planungsleistungen für insgesamt 65800 Euro zu beauftragen.