Feierlicher Abschluss vor dem Weiterziehen

Die Neunt- und Zehntklässler der Walterichschule Murrhardt begehen ihr schulisches Finale in der Festhalle. Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, Eltern und weiteren Gästen blicken sie auf die gemeinsame Zeit zurück – und nach vorne.

Feierlicher Abschluss vor dem Weiterziehen

Die Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klasse mit ihrem Lehrer Majid Hussein (links) sowie ihren Lehrerinnen Julia Frank (Zweite von rechts) und Marina Thesing (rechts) kurz vor Beginn der Abschlussfeier. Foto: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Die Festhalle ist festlich geschmückt. Im Foyer ist eine dekorative Fotoecke eingerichtet, zu der immer wieder kleine Gruppen pilgern, um Aufnahmen zu machen. Abendkleider und Anzüge spiegeln den feierlichen Anlass wider: 21 junge Menschen erhalten ihren Hauptschulabschluss, 13 die Mittlere Reife.

Neuntklässlerin Zilan Mecit und Zehntklässlerin Leonie Janßen führen durch den Abend, der von Rück- und Ausblicken geprägt ist, aber auch mit einer Dia- und Videoshow lebendige, sympathische und augenzwinkernde Ausschnitte aus dem Schulleben bereithält.

Die Frage nach dem wirklich Wichtigen

Nachdem die Neunt- und Zehntklässler zum Auftakt über die Bühne gezogen sind, stellt Martina Mayer, Rektorin der Walterichschule, fest, dass sie in ihrer Schulzeit zu jungen Persönlichkeiten geworden seien. Dieser Übergang in die neue Lebensphase sei in allen Kulturen Anlass für Rituale. Im Vergleich zu Naturvölkern oder früheren Zeiten „kommt ihr aber glimpflich davon, ihr müsst euch nur ein paar Minuten meine Ratschläge anhören“. Martina Mayer kennt den Wunsch der Schülerinnen und Schüler, ohne Regeln und Vorschriften, ganz frei zu leben, und spinnt den Gedanken weiter: Sich auch von Gegenständen und Besitz freizumachen, ähnlich wie es der Film „100 Dinge“ als Experiment schildert. Dahinter steht die Frage, was wirklich wichtig ist und glücklich macht, in diesem Fall sind es Freundschaft und Beziehung. „Ich hoffe, ihr findet in Zukunft immer wieder Zeit, euer Leben zu reflektieren, auch, um zu überlegen, was für euch wirklich wichtig ist“, sagt Martina Mayer. Für sie ist dies auch das Leben im Hier und Jetzt, der Mensch in diesem Augenblick an ihrer Seite.

Bürgermeister Armin Mößner würdigt eben diesen Moment – die Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler nun ihren Abschluss in der Tasche haben – genauso wie den Weg dorthin. Angesichts der Pandemie kein ganz einfacher und einer, bei dem Lehrer und Eltern unterstützt und mitgefiebert haben. Mit Blick auf die Zukunft macht Mößner den Absolventinnen und Absolventen Mut. Jugendarbeitslosigkeit sei aktuell kein Thema und das wiederum gute Voraussetzung, um jetzt durchzustarten. „Seid mutig, bringt euch ein, sagt, was für euch richtig und falsch ist.“

Elternvertreterin Isabel Weindorf hat eine spannende Anregung im Gepäck: die Frage nach dem Warum durch die nach dem Wozu ersetzen. Das Warum erkundet den Grund, ist meist in die Vergangenheit und insofern auf Dinge gerichtet, die sich nicht mehr ändern lassen, das Wozu fragt nach dem Zweck, sucht mit Blick auf die Zukunft nach Lösungen und neuen Ideen, so ihre Überlegungen. Mit der Fragestellung kann sich die Haltung ändern und Isabel Weindorf regt zu einem eigenen inneren Dialog an. „Wer ein starkes Wozu hat, der hat in sich die stärkste Motivation.“

Kollegiumstrio erzählt augenzwinkernd

Auch die Lehrerinnen und Lehrer blicken zurück und voraus. Majid Hussein, der vor zwei Jahren an die Walterichschule kam, erinnert an die anstrengenden Jahre der Pandemie und die gemeinsame Zeit inklusive des Anspornens zum Büffeln für die Prüfungen und eines ganz anderen Settings – die Abschlussfahrt nach Berlin. „Ihr seid mir schnell ans Herz gewachsen“, sagt er, mal sei das mit Sorgen verbunden gewesen, mal sei man sich auf die Nerven gegangen, jetzt beginne der eigene Weg.

Julia Frank und Marina Thesing lassen in ihrer Rückschau augenzwinkernd so manch herausforderndes Erlebnis mit ihren Schülerinnen und Schülern aufscheinen, mit dem diese den Unterricht bereichert und sie auf Trab gehalten haben. „Haufenweise kreatives Chaos“ traf da auf Schulalltag inklusive besonderer gemeinsamer Tage bei der Berlinausfahrt und einem Wanderausflug. „Wir sind stolz auf euch und darauf, was aus euch geworden ist“, sagt Julia Frank. „Jetzt dürft ihr weiterziehen.“ Mit ihrer Kollegin Marina Thesing macht sie den Zehntklässlern Mut, im Zweifel wieder aufzustehen, „ihr könnt viel mehr, als ihr im ersten Moment glaubt“.

Schülerinnen und Schüler bilanzieren

Zilan Mecit, Paul Wohmann und Mia Wurst ziehen als Trio für die beiden Abschlussklassen Bilanz. Zilan Mecit räumt ein, dass es nicht immer ganz einfach war, mit ihnen als Neuntklässlern klarzukommen. Oft habe man aber viel gelernt – außer dem eigentlichen Stoff und dürfe nicht zu streng mit den Lehrerinnen und Lehrern sein, die einen gut durchs Abschlussjahr gebracht hätten. Paul Wohmann erinnert an die Hausaufgaben, Projekte und Prüfungen, durch die sich die Neuntklässlerinnen und Neuntklässler gekämpft haben, und dankt allen, die sie auf diesem Weg unterstützt haben. Angesichts des Erreichten ist er zuversichtlich, dass sie auch kommende Herausforderungen und Ziele meistern. „Sie hatten es nie einfach mit uns“, sagt Mia Wurst, die für die zehnte Klasse spricht. Aber auch trotz so mancher Diskussion sei für sie klar gewesen, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich fürs Lernen und damit für die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler eingesetzt hätten. „Wir freuen uns sehr, dass Sie heute hier mit uns feiern.“ Anschließend bitten zunächst die Schülerinnen und Schüler ihre Lehrerinnen und Lehrer, Achim Strack als Vertreter der Schulsozialarbeit, Elternvertreter und Rektorin Martina Mayer auf die Bühne, um sie für die Begleitung zu würdigen, und halten kleine Geschenke bereit. Dann zum krönenden Abschluss werden sie selbst einzeln nach oben gerufen, um ihre Zeugnisse und ebenfalls kleine Präsente entgegenzunehmen.

Absolventinnen und Absolventen

Hauptschulabschluss Die neunte Klasse und Prüfungen haben 21 Schülerinnen und Schüler erfolgreich abgeschlossen: Hiranur Bagci, Denisa-Nicola Floare, Fabian Bombik (bester Schüler mit Notendurchschnitt 2,3 und Belobigung), Laura Negro, Kaan Chasan Impraim, Kiara Hiesch, Pascal Hofbauer, Milena Koch, Thrasyvoulos Kostoglous, Valentino Kulakovski, Zilan Mecit, Zana Metikos, Moritz Metzger, Yannic Osen, Zehra Sahan, Lucas Schönian, Bünyamin Sicak, Nathalie Anneliese Weller, Paul Wohmann, Erdem Yildiz und Jason Tim Zajac.

Realschulabschluss Die zehnte Klasse und Prüfungen haben 13 Schülerinnen und Schüler gemeistert: Amina Azelmat, Tamia Behrend, Aaliyah Bordt, Joy Dana Dammer, Finn Gruber, Leonie Janßen (Belobigung und Sozialpreis), Luigi Puopolo (Belobigung), Diego Enrico Samardzija, Michael Schneider, Tim Schreiber, Matija Senjic (bester Schüler mit Notendurchschnitt 1,8 und Paul-Schempp-Preis), Kai Volkmann und Herolinda Zabelaj.