Die Stadt möchte sich ihrer beiden wichtigen Veranstaltungsstätten annehmen. Ist die Festhalle die gute Stube Murrhardts, fallen die Nutzungen der Stadthalle so vielseitig aus, dass man schon fast von einer eierlegenden Wollmilchsau sprechen könnte. Gerade sie ist in die Jahre gekommen und muss grundlegend instand gesetzt werden.
Die Festhalle ist so etwas wie die gute Stube der Stadt (hier spricht Bürgermeister Mößner beim Bürgerempfang), aber auch sie muss an manchen Stellen auf Vordermann gebracht werden.
Von Christine Schick
MURRHARDT. Die Initiative, sich in der Stadthalle einmal umzusehen und sich grundsätzlich um die Sanierung Gedanken zu machen, geht auf die Fraktion der Unabhängigen Liste zurück, die im Zuge der Haushaltsberatungen dazu einen Antrag gestellt hatte. Die Stadtverwaltung hat in der jüngsten Sitzung nun ein Konzept für die Ertüchtigung von Fest- und Stadthalle vorgelegt. Bei der Vorstellung der Eckpunkte von Bürgermeister Armin Mößner wurde deutlich, für wie viel verschiedene Institutionen, Vereine und Gruppen die Stadthalle eine Heimat bietet: In der Mehrzweckhalle finden Schul- und Vereinssport, Vereinsfeiern und Konzerte statt, sie ist Schulmensa, Messehalle, Wettkampfaustragungsort, Wahllokal und beherbergt einen Kindergarten mit 50 Plätzen, die Spielstube des Kinderschutzbunds und die TVM-Geschäftsstelle. Gemessen am Baujahr 1936 und einer Sanierung 1985 ist ihr Zustand noch vergleichsweise gut, trotzdem hat der Vororttermin gezeigt, dass es wünschenswert wäre, einiges zu tun.
Beim Konzept für die Stadthalle sticht besonders ein Punkt heraus. Die Verwaltung ist bei der Stadthallenterrasse, die von außen frei zugänglich ist, immer wieder mit Vermüllung und Vandalismus konfrontiert. Um einerseits diesem Problem zu begegnen und andererseits auch eine Alternative für die im Foyer untergebrachte Schulmensa zu bieten, ist nun die Überlegung, die Terrasse neu zu überdachen, einzuhausen und mit einer Fußbodenheizung auszustatten. Schiebetüren sollen bei Veranstaltungen die notwendige Flexibilität bieten. Die Liste für den Innenbereich ist nicht klein. Der meist notdürftig geflickte Hallenboden soll instand gesetzt, die Beleuchtung erneuert, und es sollen neue Spielgeräte angeschafft werden. Für die Küche soll es neue Fließen und Geräte geben, und die sanitären Anlagen im Erdgeschoss und Kindergarten brauchen eine Komplettsanierung. Bei den Umkleiden will die Stadt eine Lüftungsanlage einbauen, für die Mensa braucht es passendes Mobiliar (Verwendung der Tische und Stühle von der Festhalle und Neuanschaffung dort) und eine Essensausgabe. Neben Malerarbeiten im Innern ist auch ein Fassadenneuanstrich geplant. Zurückbauen will man die Bühnentechnik, eine Neuausstattung erscheint der Verwaltung sehr teuer, sie setzt darauf, dass die Veranstalter eigenes Equipment mitbringen oder in die Festhalle ausweichen können.
Bei der Festhalle lassen sich aus Verwaltungssicht vor allem folgende Mankos feststellen: das Parkett im Foyer, das für Nässe und Schmutz anfällig ist, die mangelhafte Lüftungsanlage und das Fehlen einer Anlieferungsmöglichkeit für Dekoelemente von Veranstaltungen jenseits des Haupteingangs. Die größte Investition des Konzepts ist eine Fotovoltaikanlage als Hitzeschutz und Energiegewinner plus Stromspeicher. Bei der 1996 errichteten Halle, deren Zustand ebenfalls als prinzipiell gut beurteilt wird, will man zudem in den WCs Böden, Abtrennungen und Waschbecken erneuern, die Wandvertäfelung am Sockel (großer Saal) neu verkleiden, die Heiz- und Lüftungsanlage modernisieren sowie in neue Lautsprecher investieren. Sollte das Parkett im Eingangsbereich größere Schäden aufweisen, will es die Stadt durch Fliesen ersetzen, was aber vom Zustand abhängig gemacht wird. Im Foyer an Garderobe und Theke kann man sich Murrhardt-Motive als Verschönerung vorstellen.
Die Stadtverwaltung will sich um Zuschüsse bemühen
Die Verwaltung hat als grobe Schätzung für die Maßnahmen in der Stadthalle rund 870000 Euro und in der Festhalle 225000 Euro veranschlagt. Sie möchte zeitnah in die Sanierung einsteigen, deren Finanzierung in den kommenden Haushaltsplan und die mittelfristige Planung einfließen soll. Bemühen möchte sie sich bei der Stadthalle, über das Landessanierungsprogramm sowie das Sanierungsgebiet Bahnhof/östlich Klosterhof (Programm „Soziale Integration im Quartier“) Unterstützung zu erhalten.
Bei den Fraktionen stieß das Konzept grundsätzlich auf Zustimmung. Edgar Schäf (SPD) hält es für sinnvoll, die Terrasse umzugestalten und damit einen neuen Raum für die Mensa zu schaffen. Natürlich seien die Gesamtkosten kein Pappenstiel. Insofern plädierte der Fraktionschef dafür, noch mal stärker zwischen funktioneller Verbesserung und reinen Schönheitsaspekten zu trennen sowie auf Zuschüsse zu setzen.
Für Rolf Kirschbaum (CDU-FWV) bestand kein Zweifel an der Notwendigkeit einer generellen Ertüchtigung der Hallen. Zwar gehöre sie zu den freiwilligen Aufgaben, dennoch sei man das den Veranstaltern und Bürgern schuldig. Gleichzeitig hofft er auf eine vergleichsweise Gebührenstabilität, sodass sich der Veranstaltungscharakter speziell in der Stadthalle nicht verändert. Beim Parkett sieht er noch keinen Handlungsdruck.
Den Sanierungsbedarf habe man beim Vororttermin deutlich gesehen, sagte Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen). Das Konzept für die Terrasse passe für die Fraktion, unterstreichen wolle sie auch den Vorstoß, eine Fotovoltaikanlage für die Festhalle vorzusehen. Mit Blick auf die teils starken Schäden erkundigte sich Nentwich nach der Kontrolle im Anschluss an Veranstaltungen und ob hier entsprechend Regress eingefordert werde. Generell äußerte er die Angst, dass mit Blick auf den Neubau der Sporthalle an der Walterichschule sich die Stadt mit dem Erhalt der drei Standorte finanziell überfordere. Bürgermeister Mößner sagte, dass die Kontrolle beachtet würde, es aber in der Vorzeit auch eher laxere Jahre gegeben habe. Das Hallenensemble sei am wirtschaftlichsten, da bei Auslagerung beispielsweise von Kindergarten oder Mensa auch entsprechende Mehrkosten Thema würden.
Auch Markus Blank (UL) sprach sich für den Umbau der Terrasse sowie die Fotovoltaikanlage aus. Auf seine Nachfrage, wie genau die Überlegungen zum Stromspeicher aussehen, will die Stadt noch ein Konzept nachreichen. Die Sanierungskonzeption wurde vom Gemeinderat einstimmig verabschiedet.
Die Stadthalle, hier links oben im Bild mit der vorgelagerten Terrasse, wird von ganz unterschiedlichen Institutionen, Vereinen und Gruppen genutzt. Die Spanne reicht vom Wettkampfturnier über Vereinsfeste bis hin zu Messe (Foto) und Konzert. Die Stadt benötigt sie neben der Festhalle (am rechten Rand, relativ weit unten) für zahlreiche Veranstaltungen. Zudem sind dort die Mensa und ein Kindergarten beheimatet. Archivfotos: J. Fiedler