Grand Slam: Für Judoka Katharina Menz ein teurer Moment der Unachtsamkeit

Beim Grand Slam in Israel hat die Judoka von der TSG Backnang die Spanierin Laura Martinez Abelenda lange im Griff und landet dennoch unsanft auf der Matte. Für die Vizeweltmeisterin im Superleichtgewicht bleibt es damit beim Auftaktsieg gegen die Turkmenin Kurbanay Kurbanova.

Katharina Menz war mit ihrem Abschneiden in Tel Aviv nicht zufrieden, hätte sie das Aus in Runde zwei doch vermeiden können. Foto: Baumann

© IMAGO/Pressefoto Baumann

Katharina Menz war mit ihrem Abschneiden in Tel Aviv nicht zufrieden, hätte sie das Aus in Runde zwei doch vermeiden können. Foto: Baumann

Von Uwe Flegel

Noch sind es 17 Monate bis Paris, doch Katharina Menz hat die Olympischen Spiele im Sommer 2024 stets im Kopf. Schließlich ist die zweite Teilnahme am größten Sportereignis der Welt das große Ziel der 32-jährigen Judoka von der TSG Backnang. Dafür quält sie sich jeden Tag im Training und deshalb ärgert sie sich jetzt gerade über sich selbst. „Das war unnötig“, sagt die achtmalige deutsche Meisterin in der Kategorie bis 48 Kilogramm und spricht vom Aus in der zweiten Runde beim Grand Slam in der israelischen Hauptstadt Tel Aviv.

Kurz vor Schluss wird die Backnangerin auf dem falschen Fuß erwischt

Die Spanierin Laura Martinez Abelenda wurde für Katharina Menz im wahrsten Sinne des Wortes zum Stolperstein. 30 Sekunden vor Ablauf der fünfminütigen Kampfzeit brachte die 24-Jährige die Backnangerin mit einem Innendrehwurf (Ko-Uchi-Maki-Komi) zu Fall und gewann das Duell. „Da hat sie mich gut erwischt“, gestand die BKZ-Sportlerin des Jahres ein. Dass es zuvor die 15. der Weltrangliste aus Deutschland gewesen war, die das Duell mit der 14. der Weltrangliste aus Spanien bestimmt hatte, juckte anschließend kaum noch jemanden. Außer Katharina Menz, die nachdenklich kommentierte: „Ich war mehrfach dicht dran, sie zu werfen.“ Für Menz war die Niederlage gegen die Kontrahentin mit „einem supernervigen Kampfstil“ es eine verpasste Chance, bei einem großen Turnier ein weiteres Mal unter die besten acht zu kommen. Menz ist sich sicher: „Das war ein Ding, das ich eigentlich gewinnen musste.“ Sie wusste, dass der vorzeitige Sieg zum Auftakt gegen die 18-jährige Turkmenin Kurbanay Kurbanova so zwar schön, am Ende aber irgendwie fast schon wertlos war.

Die Niederlage ist ärgerlich, im Kampf ums Olympiaticket aber kein Beinbruch

Zumindest hat die Station in Israel die Vizeweltmeisterin auf ihrem Weg nach Paris nicht weitergebracht. Andererseits hat Tel Aviv sie auch nicht zurückgeworfen. Denn die Zeit, in der das Rennen im Kampf um ein Olympiaticket in die richtig heiße Phase geht, beginnt erst im Sommer. Alle Punkte, die Menz und Co. in den vergangenen acht Monaten erkämpften und in den kommenden vier Monaten für die Olympia-Rangliste sammeln, sind dann nur noch die Hälfte wert. Wobei auch klar ist, wer wie die Backnangerin in der Weltrangliste unter den ersten zwanzig oder am besten gar unter den ersten zehn platziert ist, wird auf den Setzlisten der Topturniere weit oben platziert. Das hat meistens den Vorteil, dass Duelle mit den stärksten Gegnerinnen nicht gleich zu Beginn auf einen warten.

Mit einem Sieg wäre die deutsche Meisterin in der Weltrangliste noch höher geklettert

Solche Rechenspiele sind deshalb wohl auch ein Grund, weshalb das Leichtgewicht aus dem Murrtal alles andere als glücklich darüber war, dass die Spanierin sie auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Mit einem Sieg ihrerseits hätte Katharina Menz zumindest diese Kontrahentin in der Weltrangliste überholt. Für die Olympiaqualifikation hätte es der Deutschen Meisterin wiederum nicht so arg viel gebracht. Hier nimmt die TSG-Kämpferin bereits Rang elf ein. Angesichts dessen, dass es im sogenannten Superleichtgewicht zuletzt in Tokyo 28 Starterinnen gab, ist das für Paris eine sehr gute Ausgangsbasis, um als erste Sportlerin oder erster Sportler aus dem Murrtal ein zweites Mal bei Olympia starten zu dürfen.

In den nächsten Wochen und Monaten geht es um die halbe Welt

Die 32-Jährige weiß aber selbst am besten, dass ihre guter Stand in beiden Ranglisten kein Grund ist, sich auszuruhen. Wie schon erwähnt: Richtig ernst wird es erst ab dem Sommer. Auch deshalb werden es in den nächsten Wochen und Monaten eher Stippvisiten sein, zu denen Katharina Menz in der Heimat vorbeischaut. Nach dem Grand Slam in Israel wartet in zwei Wochen der Grand Slam in Taschkent in Usbekistan, danach ist sofort ein internationales Trainingslager in Tschechien geplant, ehe im März noch die Grand Slams im georgischen Tiflis und im türkischen Antalya anstehen. „Ich komme gerade ganz schön rum in der Welt“, sagt Katharina Menz und lacht. Wer zu Olympia nach Paris will, muss weite Wege gehen – und das vielleicht die kommenden eineinhalb Jahre lang.

Ab Sommer wirds richtig ernst

Ranglisten Im Judo gibt es eine Welt- und eine Olympia-Rangliste. Für beide werden aber weitestgehend dieselben Turniere und Meisterschaften berücksichtigt. In den zwei Listen werden jeweils die sechs besten Ergebnisse in einem Zeitraum von zweimal zwölf Monaten eingerechnet. Für die ersten zwölf Monate gibt es aber weniger Punkte. In der Olympia-Wertung zum Beispiel zählen diese älteren Ergebnisse nur zu 50 Prozent. Für die Paris-Qualifikation sind deshalb die Grand Slams, Kontinental- und Welttitelkämpfe ab diesem Sommer besonders wichtig, das sie voll zählen. Katharina Menz weist in der Olympia-Rangliste derzeit als Elfte 960 Punkte auf. Erste ist die Kasachin Abiba Abuzhakynova mit 1924 Zählern.

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Erstellt:
17. Februar 2023, 06:00 Uhr

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