Archäologen finden Sakralbau in Memleben

In dieser Kirche soll der erste deutsche König Heinrich I. gestorben sein

Kloster Memleben in Sachsen-Anhalt Burgenlandkreis ist eng mit der Geschichte der ersten deutschen Könige verbunden. Jahrelange Grabungen enthüllen immer wieder neue Details. Jetzt haben Spatenforscher eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht.

Blick auf das Grabungsfeld einer früheren Kirche bei Memleben. Unweit des Klosters haben sie eine befestigte Siedlung mit Kirche und einem Wohnbau entdeckt.

© dpa/Hendrik Schmidt

Blick auf das Grabungsfeld einer früheren Kirche bei Memleben. Unweit des Klosters haben sie eine befestigte Siedlung mit Kirche und einem Wohnbau entdeckt.

Von Markus Brauer/dpa

Archäologen haben auf dem historischen Klosterareal in Memleben (Burgenlandkreis, Sachsen-Anhalt) die Kirche entdeckt, in der der erste deutsche König, Heinrich I., gestorben sein soll. Im Mittelalter gab es hier eine 16 Meter lange, einschiffige Kirche mit einer halbrunden Apsis und einem unterkellerten Anbau im Westen, der einen Treppenzugang besaß. Die Kirche ersetzte einen älteren, kleineren Sakralbau. Dazu gehörte ein dicht belegter Friedhof.

Marienkirche – Sterbeort König Heinrich I.

Es handele sich zweifelsfrei um die Marienkirche aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, sagte Grabungsleiter Holger Grönwald. „Schriftliche Quellen belegen, dass Heinrich in seinen letzten Stunden in der Kirche lag und seinen Sohn, den späteren Kaiser Otto der Große (912 bis 973), als Nachfolger bestimmte.“

Als König Heinrich I. (um 875 bis 936) tot war, sei er in der 9,20 Meter breiten und fast 15 Meter langen Kirche aufgebettet worden.

Eingeweide Ottos beigesetzt

Ebenso wurden nach einer mittelalterlichen Chronik die Eingeweide Ottos des Großen in der Nacht nach seinem Tode in der Memlebener Marienkirche beigesetzt. Im Inneren der Kirche fand sich eine Steinplatte als Rest des Unterbaus für einen Altar.

Dass es sich um einen Sakralbau handelt, belegt auch ein Grab im Inneren des Gebäudes. Die schlichte, bereits in Steinbauweise ausgeführte Pfalzkirche wurde zugunsten einer monumentalen Kirche von 979 nahezu vollständig abgetragen.

Ständige Umbauten auf dem historischen Areal

Die Grabungen zeigten die im Laufe der Jahrhunderte vorgenommenen Veränderungen. Die Nordwand des Gebäudes wurde von einem Kirchturm überbaut. Zudem gab es eine lange spätmittelalterliche Mauer als Klostereinfassung.

Südlich der spätmittelalterlichen Mauer erfolgten wiederholt Bodeneingriffe, die den Baukörper stark beeinträchtigten. Im 13. Jahrhundert wich der Bau einer neuen, heute noch als Ruine erhaltenen Kirche.

Reiche Funde aus slawischer und ottonischer Zeit

Die Archäologen stießen auch auf „reichhaltiges Fundmaterial“, das auf eine Besiedlung des Ortes zwischen dem 9./10. und 14. Jahrhundert hinweist. Zu den bedeutendsten Fundstücken gehörten slawische Keramik, eine Kreuzemail-Scheibenfibel der Ottonen-Zeit, hoch- und spätmittelalterliche Kugeltöpfe, bronzene Messerscheiden-Beschläge, Projektile von Armbrustbolzen, mittelalterliche Silbermünzen, ein gotischer Schlüssel sowie ein spätmittelalterliches Pilgerzeichen mit der Darstellung eines gekrönten Herrschers.

Memleben ist heute eine der bedeutendsten historischen Stätten Sachsen-Anhalts. Unter dem ostfränkischen König Heinrich I. (876-936) und seinem Sohn und Nachfolger, dem römisch-deutschen Kaiser Otto dem Großen (912-973), war Memleben eine der wichtigsten Pfalzen (Wohn-Stützpunkte) des damaligen Reisekönigtums.

Für beide Ottonen-Herrscher, die übrigens die ersten Sachsen auf dem ostfränkischen Königsthron waren, war die Pfalz Memleben auch Sterbeort. Das Herz und andere Organe Ottos des Großen wurden in der Memlebener Marienkirche bestattet, der Leichnam im Magdeburger Dom. Sein Sohn und Nachfolger Otto II. gründete 979 zur Erinnerung an seinen Vater in Memleben ein Reichskloster, dessen Überreste bis heute erhalten sind.

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Erstellt:
16. August 2024, 14:24 Uhr

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