Durch Hitze und Dürren begünstigt der Klimawandel große Waldbrände. Solche Mega-Feuer gibt es inzwischen deutlich häufiger als noch vor einigen Jahren. Und die Zusammenarbeit internationaler Feuerwehr-Teams wird wegen gleichzeitiger Flammenherde immer schwieriger.
Ein Flugzeug wirft am 11. Januar 2025 eine rote Feuerlöschflüssigkeit aus Phos-Chek-Löschmittel in den Mandeville Canyon bei Los Angeles ab.
Von Markus Brauer
Der Klimawandel erhöht in vielen Regionen der Erde das Risiko von Waldbränden. Ausschlaggebend dafür sind unter anderen bestimmte Witterungsbedingungen, welche die Ausbreitung eines Feuers erleichtern – das sogenannte Feuerwetter.
Feuer-Saisons überschneiden immer mehr
Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig haben jetzt mit australischen Kollegen herausgefunden, dass sich die Saisons dieser Feuerwetter in Ost-Australien und West-Nordamerika zunehmend zeitlich überschneiden.
Die Forscher haben sich sowohl mit den Gründen dieser Verschiebung befasst als auch mit den Auswirkungen auf die länderübergreifende Kooperation der Feuerwehren in Kanada, den USA und Australien bei der Brandbekämpfung. Die Forschungsarbeit wurde im Fachmagazin „Earth’s Future“ veröffentlicht.
#Oceanography#AGUpubs : Increasing Fire Weather Season Overlap Between North America and Australia Challenges Firefighting Cooperationhttps://t.co/gkKF0Fzz1P — POPapers (@geomatlab) April 28, 2025
Nordamerika und Australien besonders betroffen
Nordamerika: Die Westküste Nordamerikas und die Ostküste Australiens sind Regionen, die in der Vergangenheit immer wieder schwer getroffen wurden von Flächenbränden. Die letzte Brandkatastrophe, die etwa Los Angeles Anfang 2025 heimsuchte, zerstörte mehr als 10.000 Gebäude und kostete 29 Menschen das Leben.
Australien: Die Ostküste Australiens wurde zwischen September 2019 bis März 2020 von einem der verheerendsten Buschfeuer des Landes getroffen: Mehr als 12 Millionen Hektar Wald und Buschland verbrannten.
Bei diesen beiden Katastrophen, aber auch bei ähnlichen Flächenbränden in früheren Jahren, unterstützen sich die Feuerwehrleute aus Kanada, den USA und Australien gegenseitig bei der Brandbekämpfung. Käme es künftig vermehrt zu einer zeitlichen Überschneidung von Flächenbränden, so hätte das erhebliche Auswirkungen auf diese länderübergreifende Kooperation.
Index der Tage mit einem hohen Wald- und Buschbrandrisiko
Die Intention der Wissenschaftler war es deshalb zu untersuchen, wie sich das zeitliche Auftreten der Feuerwetter-Saisons in den beiden Regionen infolge des Klimawandels verschiebt. Die Forscher setzten dabei auf den kanadischen Feuerwetterindex (FWI) – ein meteorologisch basierter Index, der weltweit zur Schätzung der Brandgefahr verwendet wird und die Parameter Niederschlag, Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit berücksichtigt.
Sie definierten über den FWI sogenannte Feuerwetter-Tage – also Tage mit einem hohen Wald- und Buschbrandrisiko. Dabei stellten die Forscher basierend auf Beobachtungsdaten fest, dass sich die Feuerwetter-Tage und damit das Risiko, dass es zu Flächenbränden kommt, seit 1979 immer stärker zeitlich überlappen.
Die höchste Wahrscheinlichkeit für diese Überschneidung liegt mit etwa 75 Prozent zwischen Juli und Dezember. Insgesamt nimmt die Zahl der gleichzeitigen Feuerwetter-Tage in Ost-Australien und West-Nordamerika seit den vergangenen 40 Jahren zu, nämlich um einen Tag pro Jahr.
„Dies hängt damit zusammen, dass die Brandsaison in Ost-Australien immer früher im Frühling beginnt und sich so zeitlich in die auslaufende Brandsaison an der Westküste Nordamerikas schiebt“, erklärt UFZ-Klimawissenschaftlerin Andreia Ribeiro.
Wie sich die saisonale Überlappung künftig entwickelt
Das Forscherteam hat zudem analysiert, wie sich die saisonale Überlappung in Zukunft entwickelt. Es nutzte dafür vier Klimamodelle, die jeweils ein breites Ensemble von Simulationen nutzen und so etwaige Unsicherheiten gut berücksichtigen. Der Trend ist eindeutig.
„Die Zahl der überlappenden Tage der Feuerwetter-Saison im Westen Nordamerikas und im Osten von Australien wird sich weiter erhöhen“, erläutert Andreia Ribeiro. Je nachdem, welches Klimamodell eingesetzt werde und wie stark damit die potenzielle Erderwärmung ausfalle, reiche die Spannbreite von 4 bis 29 Tagen mehr pro Jahr bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts.
Einfluss von El Niño und El Niña
Gegenwärtig hängt die Überschneidung weitgehend ab von der Variabilität der El Niño Southern Oscillation: Dabei handelt es sich um ein System, das die Zirkulation des Ozeans und der Atmosphäre im äquatorialen Pazifik steuert.
Das Feuerwetter im Osten Australiens geht in der Regel mit El Niño-Bedingungen einher – also mit ungewöhnlich hohen Meeresoberflächentemperaturen. Dürren und Hitzewellen sind beispielsweise die Folgen.
Im Westen Nordamerikas wird dagegen Feuerwetter eher mit der entgegengesetzten Situation La Niña verbunden. „Trotz dieser im Allgemeinen gegensätzlichen Muster haben wir herausgefunden, dass während einer starken Überlappung der Feuerwetter-Tage die El Niño-Bedingungen im Zentralpazifik besonders ausgeprägt sind“, berichtet Andreia Ribeiro.
Allerdings wird der El Niño-Effekt mittelfristig durch den Klimawandel überlagert werden. „Der Klimawandel führt überall zu höheren Temperaturen und in einigen Regionen zu einer Zunahme der Trockenheit, während sich der El Niño-Effekt kaum ändern wird“, betont der UFZ-Klimawissenschaftler Jakob Zscheischler.
Internationale Zusammenarbeit wird schwieriger
Keine guten Aussichten sind das für die Zusammenarbeit zwischen amerikanischen, kanadischen und australischen Feuerwehren, die sich traditionell seit vielen Jahren gegenseitig in der Flächenbrandbekämpfung mit Feuerwehrpersonal und Löschflugzeugen unterstützen.
Bislang waren die Feuerwetter-Saisons zu verschiedenen Zeiten im Jahr verteilt. An der West-Küste Nordamerikas zwischen Juni und September, in Ost-Australien zwischen Dezember und Februar.
Zeitfenster für Zusammenarbeit bei der Brandbekämpfung wird kleiner
Die Lücken ließen genug Zeit, um sich gegenseitig zu Hilfe zu kommen, wenn diese gefragt war. „Doch diese sich zunehmend überschneidenden Feuerwetter-Saisons in den USA und Australien verringern das Zeitfenster für die internationale Zusammenarbeit bei der Brandbekämpfung und erschweren es, auf großflächige Waldbrände schnell zu reagieren“, unterstreicht Doug Richardson vom ARC Centre of Excellence for Climate Extremes an der University of New South Wales (Australien).
Deshalb müssten internationale Vereinbarungen zur Zusammenarbeit bei der Brandbekämpfung und die nationalen Brandbekämpfungskapazitäten überprüft werden müssen. Sowohl Australien als auch die USA müssten in Zukunft mehr in ihre eigene Ausrüstung zur Bekämpfung von Waldbränden und Buschfeuern investieren, um unabhängiger von dieser Kooperation zu werden.