Parierte mehrfach glänzend, konnte das 2:4 gegen München aber nicht verhindern: Aspachs Torwart Constantin Frommann. Foto: A. Becher
Von Uwe Flegel
Kritiker dessen, was in der Dritten Liga der Fußballer seit der Corona-Pause läuft, erlebten gestern Abend in Großaspach das beste Beispiel, dass sie Recht haben. Nicht weil die Akteure auf dem Rasen beim 4:2-Erfolg des TSV 1860 München enttäuscht hätten. Beide Teams lieferten sich trotz der Strapazen der vorherigen vier englischen Wochen in Folge einen munteren Schlagabtausch, den die Gäste am Ende verdient gewannen. Schade, dass die Zuschauer das unterhaltsame Auf und Ab auf dem Rasen nicht miterleben durften. Bitter, die Begleitumstände, unter denen sich die bereits abgestiegenen Schwaben mit den um ihre letzten Aufstiegschancen kämpfenden Löwen messen mussten.
Zwölf Spieler standen Trainer Hans-Jürgen Boysen im zumindest vorläufig letzten Drittliga-Heimspiel der Fautenhau-Elf nicht zur Verfügung. Obwohl die Gastgeber mit Torwart David Nreca-Bisinger, Vincent Sadler und Flavio Santoro gleich drei A-Jugendliche in den Kader nahmen, bekam die SG nur 17 der erlaubten 18 Plätze im Aufgebot voll. Der Rest war verletzt (Timo Röttger, Michael Vitzthum, Jamil Dem, Eric Hottmann, Panagiotis Vlachodimos, Marin Sverko, Ken Gipson), krank (Maximilian Reule) oder die bis 30. Juni datierten Verträge waren tags zuvor ausgelaufen (Sebastian Bösel, Korbinian Burger, Marco Hingerl, Dan-Patrick Poggenberg).
Diejenigen, die in der zehnten Partie innerhalb von 32 Tagen noch übrig waren, taten wie die Gäste aus Bayern alles, um sich trotz der Hitze gut zu verkaufen. Am Ende gab es von den wenigen Anwesenden auf der Tribüne viel anerkennenden Applaus. Den hatte Torwart Constantin Frommann besonders verdient. Er hatte nicht nur klasse gehalten, sondern seinen eigentlich bereits fest stehenden Abschied um ein Spiel nach hinten verlegt. Nachdem der für diese Partie eingeplante Torwart Maximilian Reule wegen eines Magen-Darm-Defekts ausfiel, entschloss sich der 22-Jährige in Absprache mit seinem Stammverein SC Freiburg, die Ausleihe an Aspach um diese Partie zu verlängern. „Wir müssen Constantin und dem Sportclub dankbar sein“, war SG-Sportchef Joannis Koukoutrigas von der Aktion angetan. Hätte die nicht geklappt, wäre der Vorletzte im letzten Heimspiel nur mit einem Torwart dagestanden: A-Jugendkeeper David Nreca-Bisinger. Der 18-Jährige gilt zwar als großes Talent, doch ob er das alles pariert hätte, was Frommann hielt?
Dabei hatte Großaspach durch Dominik Martinovic zwar die erste Chance der Partie (7.), dann waren aber die Löwen bissiger. Erst recht nach dem 1:0 von Daniel Wein (10.), bei dem zuvor Stürmerroutinier Sascha Mölders der SG-Abwehr den Ball abgeluchst hatte. Danach verhinderten zweimal Aspachs Torwart und einmal der auf der Linie rettende Kamer Krasniqi weitere Gegentore. Der Ausgleich von Kai Brünker (19.) kam fast aus dem Nichts. Der Flugkopfball des Stürmers war dafür umso schöner.
Die 2:1-Führung der Hausherren nach einer halben Stunde war dann allerdings schon nicht mehr ganz so überraschend. Diesmal war es Aspachs Angreifer Dominik Martinovic, der dem Gegner die Kugel abjagte und Brünkers zweiten Treffer einleitete. Das Kellerkind war nun dran, brachte die Gäste mit einem weiteren Fehler im Spielaufbau aber zurück in die Partie. Diesmal war es Tobias Rieder, der die Vorarbeit des besten und fleißigsten Münchners Mölders zum 2:2 nutzte.
Nach der Pause waren es zunächst die Gastgeber, die in dem offenen Schlagabtausch mit vielen Chancen dem dritten Tor ein Stückchen näher waren. Erst nach und nach kamen die Löwen wieder auf Touren. Der kurz zuvor eingewechselte Efkan Bekiroglu scheiterte mit seinem Kopfball nach einer Stunde zwar ebenfalls noch an Frommann (60.), doch Bekiroglus zweiter Versuch klappte. In der 76. Minute lief er nach einem Konter alleine aufs SG-Gehäuse zu und traf zum 3:2. Nur vier Minuten später die fast identische Szene und Bekiroglu erzielte mit einem Lupfer das 4:2. Die Entscheidung, obwohl die Schwaben „nie aufgaben“, wie Boysen nach der Partie zufrieden fest stellte. Für den Trainer keine Überraschung, lobt der 63-Jährige doch schon seit Wochen die Moral und Charakter seiner Elf. Das reichte diesmal zu keiner Überraschung. Deshalb gestand der frühere Bundesliga-Verteidiger ein: „Der Sieg der Löwen war verdient.“