Im Elsass verschwunden

Lina (15) wohl in Auto aus Baden-Württemberg entführt

Eine 15-Jährige aus den Vogesen soll Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein, könnte theoretisch aber noch leben. Eindeutige Spuren führen zu einem gestohlenen Auto aus Südbaden.

Nach Lina wird seit  September 2023 verzweifelt gesucht.

© AFP/Patrick Hertzog

Nach Lina wird seit September 2023 verzweifelt gesucht.

Von Michael Maier

Ein grauer Ford Puma mit Emmendinger Kennzeichen enthält Beweise zum Fall der spurlos verschwundenen Schülerin Lina (15) aus dem Elsass. Das hat die französische Staatsanwaltschaft vergangene Woche mit neuen Details zum Fall bekannt gegeben.

Der Wagen war im August 2023 in Freiburg gestohlen worden und konnte im Januar 2024 in Südfrankreich sichergestellt werden. Am Steuer und unter Kokain-Einfluss: der 43-jährige Franzose Samuel G. aus Besançon, der sich bei Béziers einer Polizeikontrolle zu widersetzen versucht hatte. Deswegen wurde er zunächst zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – auch wegen des Autodiebstahls und eines damit verbundenen Benzindiebstahls an einer Tankstelle in Ettenheim (Baden).

 

 

Gewaltverbrechen an Lina (15)?

Inzwischen gehen Staatsanwaltschaft und Gendarmerie auch von einem Gewaltverbrechen an Lina aus, da im Wagen Stricke zum Fesseln und DNA der verschwundenen 15-Jährigen aus den Vogesen gefunden wurden. Die Fahnder entdeckten im Ford Puma auch Linas Handyhülle, Kopfhörer und Schminksachen, jedoch keinerlei Blutspuren, so Staatsanwalt Alexandre Chevrier bei einer Pressekonferenz in Straßburg.

 

 

Lina hatte sich am 23. September 2023 von ihrem Wohnort in einem abgelegenen Dorf im Flußtall Vallée de la Bruche zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof Saint-Blaise-La-Roche gemacht, um dort mit dem Zug zu ihrem Freund nach Straßburg zu fahren. Allerdings haben Ermittlungen ergeben, dass sie nicht in der Bahn war. Lina muss unterwegs verschwunden sein, und GPS-Aufzeichnungen aus dem gestohlenen Ford Puma decken sich laut Staatsanwalt exakt mit Tag und Ort des Geschehens.

Der mutmaßliche Entführer Samuel G., getrennt lebender Vater zweier Kinder, hat sich im Sommer 2024 jedoch das Leben genommen und kann nicht mehr befragt werden. Er hätte sich im Juli für zwei Raubüberfälle vor Gericht verantworten sollen. Unter anderem soll er eine 90-jährige Frau auf offener Straße attackiert haben.

 

 

Lina wird im Elsass weiter gesucht

Die Suche nach Lina dauert indes weiter an, da das Mädchen theoretisch noch am Leben sein könnte. Unter anderem hat die Polizei aufgrund von GPS-Aufzeichnungen aus dem Ford Puma Wälder in den Vogesen durchkämmt, ist aber bislang nicht fündig geworden.

Zeitweise waren auch Anwohner von Saint-Blaise-La-Roche und der Freund von Lina unter Verdacht. Die Polizei hatte aufgrund von Zeugenaussagen gezielt die Halter von grauen Autos unter die Lupe genommen – damals allerdings ohne Hinweis auf das später aufgetauchte Kennzeichen aus dem Kreis Emmendingen.

 

 

Fall Lina und der Ford Puma

Das Fahrzeug aus Südbaden befindet sich nach wie vor als Beweismittel in Frankreich und soll bei der Sicherstellung sehr unaufgeräumt gewesen sein. Offenbar hatte Samuel G. längere Zeit im Auto geschlafen. Der 43-Jährige war von Beruf Vertriebsmitarbeiter und hatte auf Fachlehrer für Tischlerei umgesattelt. Einer Lebensgefährtin soll er vor den Ereignissen im Sommer 2023 rund 5000 Euro aus der gemeinsamen Wohnung gestohlen haben, berichten französische Medien. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem die Entführung von Lina jedoch nicht direkt eingeräumt wird.

Falls Sie Selbstmordgedanken haben, Hilfe benötigen oder depressiv sind, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge im Internet unter www.notfallseelsorge.de oder über die kostenlosen Hotlines 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222. In akuten Fällen wählen Sie 112. Eine Liste mit Hilfsangeboten findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: https://www.suizidprophylaxe.de/

Zum Artikel

Erstellt:
26. September 2024, 14:57 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen