Zusammen mit ihrem Bruder Craig hostet Michelle Obama seit wenigen Wochen den Podcast „IMO“. Darin spricht die frühere First Lady über Werte, ihre Familie – und verrät, warum sie Trumps Amtseinführung schwänzte.
Michelle Obama und ihr Bruder Craig Robinson bei einer Veranstaltung der Obama-Stiftung im Jahr 2019.
Von Theresa Schäfer
Eine Lieblingsbeschäftigung großer Brüder? Die kleine Schwester ärgern. Auch wenn die schon 61 ist und acht Jahre First Lady der Vereinigten Staaten von Amerika war. „Du hast immer geschnarcht“, sagt Craig Robinson in der ersten Folge von„IMO“ zu seiner jüngeren Schwester Michelle Obama – da ist der neue Podcast der Geschwister erst vier Minuten alt. „Ich hab nicht geschnarcht, das denkst du dir nur aus“, kontert die frühere First Lady.
Damit ist der Ton gesetzt für das neue Projekt der Geschwister Robinson. „IMO“ soll „In my opinion“ heißen, spielt aber auch mit Michelle Obamas Initialen. An ihre Seite hat sich die Frau des 44. US-Präsidenten Barack Obama nicht etwa ihren Ehemann geholt, sondern den vielleicht zweitwichtigsten Mann in ihrem Leben: Craig Robinson. Der ist mit 63 zwei Jahre älter als seine Schwester, ehemaliger Basketball-Trainer an der Oregon State und der Brown University und als solcher inzwischen Experte im Sportfernsehen. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat vier Kinder. Früher, auf der Schule und später an der Eliteuni Princeton, sei sie stets „die kleine Schwester von Craig Robinson“, dem Basketball-Star gewesen, sagt Obama. „Ausgleichende Gerechtigkeit, dass du jetzt überall Michelle Obamas Bruder sein musst.“
Obama-Charisma verkauft sich gut
2018 brach Michelle Obama mit ihren Memoiren „Becoming“ alle Rekorde. Seither folgten: Eine eigene Produktionsfirma („Higher Ground“), Deals mit Netflix und Spotify, ein zweites Buch („The Light We Carry“, 2022). Unter die Podcasterinnen ging Michelle schon 2020. Das Obama-Charisma gewann in der Vergangenheit nicht nur Wahlen, es verkauft sich auch gut.
Jetzt also „IMO“, ein Podcast, der seit Mitte März läuft und sich kräftig an Michelle Obamas Lebensthema bedient: Ein Mädchen, aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen in Chicagos Southside, erzogen von Eltern, die nicht viel Geld hatten, aber viel Wert auf Bildung legten, landet als Frau des ersten schwarzen US-Präsidenten im Weißen Haus. Dabei könnte Politik ihr egaler nicht sein.
Viele Zitate der Eltern im Podcast
Sekundiert wird Michelle Obama dabei von ihrem Bruder. „Es ist das erste Mal, dass wir miteinander arbeiten“, sagt die frühere First Lady. „Unsere Dynamik ist einzigartig.“ Bis Craig auf die Highschool ging, teilten sich die Geschwister ein Zimmer in der kleinen Wohnung in der Euclid Avenue. Ihre Eltern Fraser und Marian seien ihren Kindern immer auf Augenhöhe begegnet, erinnert sich Obama: „Unsere Eltern wollten unsere Ideen und unsere Meinung hören. Am Küchentisch gewannen wir Zutrauen, dass unsere Stimme zählte.“
Marian Robinson starb im vergangenen Jahr im Alter von 86 Jahren. 2009 war sie mit der First Family ins Weiße Haus gezogen. Immer wieder zitieren die Geschwister im Podcast ihre Eltern, die Werte, die sie ihnen vermittelten: Bescheidenheit, Strebsamkeit, Unabhängigkeit. Ihre Eltern seien das Gegenteil von Helikoptereltern gewesen, betont die frühere First Lady.
Dosiert gibt Michelle Obama auch private Einblicke: Barack habe sich erst an ihre Überpünktlichkeit gewöhnen müssen. Ihre Töchter Malia und Sasha hingegen wüssten, dass bei ihrer Mutter drei Uhr nicht fünf Minuten nach drei heiße.
Warum Michelle Obama nicht bei Trumps Inauguration war
Die Geschwister laden sich für ihren wöchentlich erscheinenden Podcast auch Gäste ein: Der britische Life-Coach Jay Shetty war bereits dort, genauso wie die Schauspielerin Taraji P. Henson. Die verschiedensten Lebensthemen kommen dabei zur Sprache: Liebe, Freundschaft, Karriere.
Mit Henson sprachen Michelle Obama und Craig Robinson darüber, wie schwer es ist, Nein zu sagen. In diesem Kontext erklärte die frühere First Lady auch ihre Entscheidung, nicht an Donald Trumps zweiter Amtseinführung im Januar dieses Jahres teilzunehmen. „Die Leute sagten sich: Das muss heißen, dass meine Ehe auseinanderbricht“, schildert die 61-Jährige die Reaktionen auf ihr Fernbleiben. Dabei habe sie das getan, was sich für sie richtig angefühlt habe: „Ich versuche, mein eigenes Leben zu führen und ganz bewusst Entscheidungen zu treffen, die gut für mich sind.“ Das falle ihr nicht leicht. Sie müsse sich selbst austricksen. Bei Trumps Amtseinführung ging das so: Sie, die für jede Gelegenheit schon Wochen vorher ein Outfit vorbereitet habe, sagte ihrem Team: Kein Kleid für den 20. Januar. „Ich hatte buchstäblich nichts anzuziehen.“