Stuttgarter Tennis Grand Prix

Mirra Andreeva – das Aus für den jungen Stern am Tennishimmel

Mit 17 Jahren hat sie bereits die Nummer eins und zwei der Welt geschlagen – und sich die ersten Turniersiege gesichert. Mirra Andreeva hat das Zeug zum künftigen Superstar im Frauentennis. Nur in Stuttgart lief es nicht.

Mirra Andreeva – das  Aus für den jungen Stern am Tennishimmel

Nach zwölf gewonnen Matches und zwei Turniersiegen im März kommt für Mirra Andreeva jetzt in Stuttgart das frühe Aus.

Von Heiko Hinrichsen

Als sie einem weiteren gut platzierten Ass ihrer Gegnerin Ekaterina Alexandrowa nur noch hinterher gucken konnte, da wusste die blonde Mirra Andreeva im dunkelblauen Dress, dass die Bäume auch für sie nicht grenzenlos in den Tennishimmel wachsen. Gerade mal 1:05 Minuten hat ihre Gegnerin benötigt, um die Nummer sieben der Weltrangliste beim deutlichen 6:3 und 6:2 im Achtelfinale aus dem Turnier zu kegeln.

Die Premiere beim Porsche Tennis Grand Prix ist für den gerade mal 17-jährigen Shootingstar im weltweiten Frauentennis also keine allzu erfolgreiche gewesen. Ihr Auftaktmatch hatte Mirra Andreeva noch gegen ihre ältere Schwester Erika gewonnen, die im zweiten Satz zurückliegend mit Knieschmerzen aufgegeben hatte. Dann folgten im zweiten Match auf Stuttgarter Sand die Niederlage gegen Alexandrowa, eine kurzer Gruß ans Publikum – und der Abgang.

Dennoch muss sich Andreeva nicht lange grämen. Hat sie doch im März einen für einen Teenager fast beispiellosen Siegeszug von dreizehn gewonnenen Matches in Serie auf der WTA-Tour hingelegt. Dabei hat die junge Russin, die in Stuttgart wie gewohnt ohne Nennung ihrer Nationalität antrat, nebenbei einige Rekorde eingestellt: So war sie zunächst im Februar die jüngste Siegerin eines der im Jahr 2009 eingeführten 1000er-Turniere der Women’s Tennis Association (WTA), als sie sich in Dubai den Titel holte.

Doch damit nicht genug: Andreeva siegte anschließend auch in Indian Wells, einem weiteren 1000er-Turnier, den wichtigsten Wettbewerben nach den Grand Slams. „Spätestens seit diesem sensationellen Erfolg, mit dem sie in die Top 10 der Welt stürmte, ist sie der neue Stern am Tennishimmel“, sagt Anke Huber, die Sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix: „Die Spielerin, die jeder Tennisfan sehen will.“

Erste Einträge in die Geschichtsbücher des weißen Sports sind der 1,75 Meter großen Rechtshänderin ebenfalls sicher: Mit Dubai und Indian Wells hat sie zwei Turniere der zweithöchsten Kategorie in Folge gewonnen – und zwar als jüngste Spielerin seit der Schweizerin Martina Hingis 1997. In Indian Wells schlug Mirra Andreeva zudem mit Aryna Sabalenka und Iga Swiatek die Nummer eins und die Nummer zwei der Weltrangliste. Die letzte Spielerin, der das als Teenager in einem Turnier gelang, war Tracy Austin – und zwar 1979 beim Porsche Tennis Grand Prix, damals noch in Filderstadt.

Conchita Martinez ist die erfahrene Trainerin

Sowohl Austin wie auch Hingis schafften später in ihrer Karriere auch den Sprung an die Spitze der Weltrangliste. Und wer die scheinbar spielerisch leichten Bewegungsabläufe des Teenagers aus dem sibirischen Krasnojarsk beobachtet, der hat keinen Zweifel: Wenn Andreeva gesund bleibt, hat auch sie das Zeug zur Nummer eins. Mit Conchita Martinez, der Wimbledonsiegerin von 1994, hat sie zudem eine Trainerin, die fordert und fördert.

„Ich teile alles in meinem Leben mit Conchita – bin mir aber nicht sicher, ob sie das im Gegenzug auch tut“, sagt Mira Andreeva mit einem Schmunzeln: „Auf dem Platz sind wir sehr fokussiert. Aber abseits davon bleibt auch Zeit zum Scherzen.“

Dabei hat sie ihre ältere Schwester Erika, die Nummer 97 der Weltrangliste, als Tennisspielerin längst in jeglicher Hinsicht überflügelt: So musste die Schwester, mit der sich Mirra Andreeva in Stuttgart eine Hotelzimmer teilte, beim Tennis Grand Prix im Neckarpark durch die Qualifikation, scheitere dort in Runde zwei, ehe sie sich als „Lucky Loser“ für das Hauptfeld und das Familienduell qualifizierte. „Erika hat sich darum gekümmert, dass ich gut in meine Tenniskarriere starte – einige kleine Fehler, die sie gemacht hat, blieben mir daher erspart““, sagt Mirra Andreeva, die jegliches interfamiliäres Konkurrenzdenken im Keim erstickt.