Die Diakoniestation konnte erweitert und saniert werden. Auf dem Foto sind Thomas Nehr, Geschäftsführer von Diakonie ambulant, und Werner Stingel, Vorsitzender des Krankenpflegevereins, zu sehen. Foto: Jörg Fiedler
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Seit 123 Jahren ist der Krankenpflegeverein eine unentbehrliche Institution in der Walterichstadt und deren Umgebung. Bis heute ist es seine Kernaufgabe, hilfs- und pflegebedürftige Mitmenschen zu Hause zu unterstützen. „Wenn die Stadt und die evangelische Kirchengemeinde dieses Kooperationsprojekt nicht schon 1899 gegründet hätten, müssten wir das schnellstens tun“, verdeutlichte Bürgermeister Armin Mößner bei der Mitgliederversammlung im katholischen Gemeindezentrum. Die Coronapandemie sei für das rund 70 Personen umfassende Pflegekräfteteam von Diakonie ambulant und die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Diensten des Krankenpflegevereins „eine schwierige und aufreibende Zeit“ gewesen. Umso höher sei deren Einsatz als „wichtige und segensreiche Arbeit“ wertzuschätzen, wofür ihnen der Rathauschef dankte.
Leider ist die Zahl der Mitgliedschaften, die auch Familienmitglieder mit einschließen, weiter zurückgegangen, bedauerte Vorsitzender Werner Stingel. 2021 waren es noch 962, heuer sind es nur noch 941. Gründe dafür sind vor allem Tod und Wegzug, aber auch Kündigungen durch gesetzliche Betreuerinnen und Betreuer von Pflegebedürftigen nach deren Umzug in Pflegeheime, erläuterte Stingel. Insofern seien nun „innovative Ideen gefragt, um möglichst viele neue Mitglieder zu werben“, und diesbezügliche Vorschläge willkommen.
Die tägliche Pflege ist garantiert, wenn auch nicht mit der immer gleichen Kraft
Immerhin konnte der Krankenpflegeverein neun neue Mitglieder auf der Messe Murrhardt gewinnen, wo er an einem gemeinsamen Stand mit der Murrhardter Tafel über seine Aufgaben, Dienste und das Dienstleistungsspektrum des Dachvereins Diakonie ambulant informierte. Die menschenwürdige Betreuung, Therapie und weitere Dienstleistungen für pflegebedürftige Mitmenschen „haben sich gerade auch in der Coronazeit behauptet und sehr bewährt“. Indes mussten diese in manchen Privathaushalten und Pflegeheimen infolge der Vorsichtsmaßnahmen wegen der Ansteckungsgefahr zum Teil unterbrochen werden. Inzwischen habe sich die Situation aber wieder weitgehend normalisiert. Die besondere Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Pandemie soll durch eine Zulage honoriert werden. „Das Team der Diakonie ambulant kommt verlässlich jeden Tag, denn die Pflegebedürftigen brauchen täglich Hilfe. Doch der oft geäußerte Wunsch, dass immer dieselben Pflegekräfte kommen, lässt sich nicht bewerkstelligen“, da diese ja aufgrund ihrer sehr herausfordernden Arbeit auch Erholungspausen brauchen, erläuterte der Vorsitzende.
Der Jahresumsatz von Diakonie ambulant für Pflege und Therapie, die eine Vielzahl von Personen im Oberen Murrtal in Anspruch nehmen, betrage deutlich über drei Millionen Euro. Am 9. Oktober 2021 feierte die Institution das Jubiläum ihres 25-jährigen Bestehens zusammen mit einem Tag der offenen Tür im sanierten und erweiterten Gebäude der Diakoniestation, dessen verbesserte, moderne Räume die Arbeit wesentlich erleichtern. Das Projekt konnte auch dank der Leaderförderung planmäßig umgesetzt werden, und „inzwischen ist auch das Garagendach begrünt und damit ökologisch“, hob Stingel hervor. Nach Gründung der Diakonie ambulant 1996, die dem damaligen Bürgermeister Ulrich Burr ein Herzensanliegen war, aktivierte der Krankenpflegeverein seine Mitglieder und entwickelte verschiedene ehrenamtliche Dienste und Angebote vom Sonntagscafé bis zur Hospizgruppe. „Ehrenamtliche haben den Krankenpflegeverein durch schwierigste Zeiten getragen“, unterstrich der Vorsitzende. Auf sehr gute Resonanz in der Bevölkerung stoßen die seit März wieder möglichen monatlichen Gesundheitsvorträge zu einem breiten Themenspektrum „mit hochkarätigen Experten als Referenten, die wichtige allgemeinbildende Gesundheitsinformationen gut verständlich vermitteln“, freute sich der Vorsitzende.
Rechner Rainer Braulik informierte über die stabile finanzielle Situation des Krankenpflegevereins auch dank namhafter Vermächtnisse. So sind die Rücklagen, von denen ein größerer Teil zur Finanzierung der hohen Investition für die Erweiterung und Sanierung der Diakoniestation in der Blumstraße 20 diente, wieder „im grünen Bereich“. Geschlossen entlastete die Versammlung den Vorstand und Ausschuss, genehmigte den Jahresabschluss 2021 und den Haushaltsplan 2022.