Martin Pfender (Mitte) liest an verschiedenen Stationen auch immer wieder Originaltexte von Schelling, sodass die Gruppe in die damalige Zeit eintauchen kann. Foto: H. Baßmann
MURRHARDT (pm). Das Wetter war wie bestellt: Während des Spaziergangs „Auf den Spuren des Philosophen Friedrich Wilhelm Josef Schelling in Murrhardt“ mit Martin Pfender blieb es trocken und an den richtigen Stellen schien die Sonne.
Nach biografischen Skizzen vom letzten Murrhardter Prälaten Joseph Friedrich Schelling, seinem Sohn, dem berühmten Philosophen, und dessen Frau Caroline kamen die Ereignisse im Jahre 1803 vor Ort kurzweilig und humorvoll zur Sprache, heißt es in einem Bericht über die Führung. Von der Trauung in der Stadtkirche am 26. Juni 1803, die Schellings Vater übernahm, von den beiden Aufenthalten des Paares im Sommer und Herbst des Jahres 1803 in Murrhardt, ihre wohl glücklichste Zeit bis zu ihren Stuttgarter Erlebnissen, ließ Martin Pfender auch immer wieder die Verbindungen zum Dichter Friedrich Hölderlin einfließen. Schließlich waren ihre Spaziergänge in Murrhardt ein großes Thema. Grundlage für den Rundgang war Schellings Buch „Clara“, in dem Gespräche über Unsterblichkeit, Tod und die ideelle Welt der Seelen geführt werden. Besonders gelungen: Die Idee Martin Pfenders, die Texte an den Originalschauplätzen vorzutragen. Ergänzt wurden die Schilderungen durch Zitate aus den Briefen Schellings, seiner Frau Caroline und ihrer Freundin Therese Huber.
Nach der Stadtkirche machte sich die Gruppe zu weiteren Etappen auf, zunächst zur benachbarten Prälatur, wo das Paar während seines Aufenthalts bei der Familie des Prälaten wohnte, weiter über das Klostertor, das Untere Stadttor zum Ferdinand-Nägele-Platz, wo sich die Wege des Frühlings- und des Herbstspaziergangs trennten. Martin Pfender schilderte deren Verlauf, erklärte die Örtlichkeiten und zog dann mit der Gruppe in den Stadtgarten zum ehemaligen „Unteren See“, auch „Klostersee“ genannt. Die Schilderung des Gewässers in seinem Frühlingserwachen passte genau zur Jahreszeit. Ein überaus malerisches Bild bot sich den Teilnehmern am Feuersee, als die Frühlingssonne Wasserfläche und Bäume in warmes Licht tauchte, genauso wie es im vorgetragenen Text beschrieben war.
Der Weg führte zur Walterichskirche, in der die Gruppe die Schilderung einer wundersamen Heilung durch Walterich vorgetragen bekam. Auch in diesem Fall erfuhren die Teilnehmer wieder Spannendes über die Beziehungen zwischen den Familien Bardili, Hölderlin, Schelling und den schwäbischen Geistesgrößen des 19. Jahrhunderts. Nun ging es bergauf bis zum oberen Parkplatz am Friedhof, wo Pfender den Herbstspaziergang durch das Tälchen, die Veränderungen dort durch eine Auffüllung, den Bau des Parkplatzes und der Waltersbergerstraße (1924 bis 1926) sowie die Anlage des oberen und jüngsten Friedhofs in den Jahren 1970/71 erläuterte. So kam die Gruppe an den Punkt der Friedhofsgrenze, an der ursprünglich die Prälatenbank stand, und Pfender ging auch auf ihre Veränderungen ein. Mit der eindrucksvollen Beschreibung des Herbstspaziergangs und dem Ende an der „steinernen Bank im Grund, die ein geschickter Steinhauer aus den nahen Brüchen gestiftet hatte“, ging der Spaziergang zu Ende.
Zum Abschluss gab es jede Menge Beifall für die vielen lebendig präsentierten Fakten und Hintergründe zur Murrhardter Stadt- und Geistesgeschichte.