Musikschullehrkräfte erhalten mehr Geld

Geschlossen votiert der Murrhardter Gemeinderat dafür, den Zuschuss für die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land deutlich zu erhöhen, um deren Zukunft mit höheren Vergütungen nach den Tarifen im öffentlichen Dienst zu sichern.

Musikschullehrkräfte erhalten mehr Geld

Die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land betreut rund 1200 Kinder und Jugendliche. Dabei stehen auch immer wieder große, gemeinsame Veranstaltungen auf dem Programm wie im Mai das Musical „Leben im All“ , das in der Murrhardter Festhalle zu sehen war und für das die Kinder mit ihren Lehrerinnen und Lehrern intensiv geprobt haben. Foto: Stefan Bossow

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land ist eine bedeutende Bildungs- und Kultureinrichtung, an der aktuell rund 1200 Kinder und Jugendliche Unterricht erhalten. Doch ihr Fortbestand ist gefährdet: „Im ländlichen Raum wird es immer schwerer, qualifizierte, sprich studierte Musikpädagoginnen und -pädagogen zu finden, und ohne gute Lehrkräfte wandern Schülerinnen und Schüler ab“, umriss Bürgermeister Armin Mößner die Problematik in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bei Beratungen kamen Vorstand und Beirat zum Ergebnis, dass dringender Handlungsbedarf besteht: „Es geht kein Weg daran vorbei, die kommunalen Zuschüsse zu erhöhen“, denn „die Bezahlung der Lehrkräfte sollte entsprechend der Qualität erfolgen“, um die Zukunft der Musikschule langfristig zu sichern, verdeutlichte Mößner.

Leiterin sieht die Wettbewerbsfähigkeit wegen der Bezahlung gefährdet

„Die Musikschule ist eine wichtige außerschulische Bildungseinrichtung“, die eng mit Kindergärten, Grundschulen und Musikvereinen kooperiert, unterstrich deren Leiterin Judith-Maria Matti. Zurzeit gebe es mehrere Herausforderungen: Den starken Fachkräftemangel, die Abwanderung junger Lehrkräfte an Musikschulen im Umkreis, auch gehen einige langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ruhestand. Aktuell werden nur die Arbeitszeiten der Lehrkräfte pro Monat bezahlt, die beträchtlichen Fahrzeiten mit kleinen Entschädigungen abgegolten. „Wir müssen etwas tun, um die Zukunft der Musikschule zu sichern, ihre Wettbewerbsfähigkeit herzustellen und die Wertschätzung der Leistung der Lehrkräfte abzubilden. Aber mit der aktuellen Bezahlungsstruktur haben wir keine Chance“, sagte Matti.

Darum stellte sie im Arbeitspapier „Zukunft der Musikschule“ ein dreistufiges Modell vor, um die Vergütung der Lehrkräfte an die Bezahlung an vergleichbaren Musikschulen anzugleichen, die an die Tarife im öffentlichen Dienst angelehnt sind. Dadurch sollen die Vergütungen von bisher unter 3000 Euro brutto um mehrere Hundert Euro pro Monat steigen, ebenso jene der Schulleitung. Weiter seien eine Eingangsstufe und zwei Entwicklungsstufen entsprechend der Dauer der Tätigkeit einzuführen: Je länger Lehrkräfte bleiben, desto höher steigen die Vergütungen. „Es ist wichtig, ein Signal zu geben, das die Lehrkräfte motiviert“, betonte Matti. „Alle beteiligten Kommunen müssen die damit verbundene erhebliche Kostensteigerung durch höhere Zuschüsse mittragen“, sagte der Rathauschef und verdeutlichte dies mit Zahlen. 2023 umfasse der Beitrag der Stadt Murrhardt an die Musikschule 89800 Euro, in 2024 steige er dann entsprechend auf 139500 Euro.

Rund 500 Schülerinnen und Schüler kommen aus der Walterichstadt

Die Fraktionssprecherinnen und -sprecher waren sich einig über die erfolgreiche Arbeit der Musikschule und deren Bedeutung als wichtiger Standortfaktor für die Walterichstadt, aus der rund 500 Schülerinnen und Schüler kommen. Um die Bildungseinrichtung für die Zukunft zu sichern, ist die neue Tarifstruktur unbedingt erforderlich. „Wir stehen voll hinter dem Vorschlag. Es spricht einiges dafür, die Musikschule zu fördern“, auch sei sie mit öffentlichen Zuschüssen günstiger als private Musikschulen und Lehrkräfte, argumentierte Rolf Kirschbaum (CDU/FWV). „Die Musikschule gehört zu uns“, auch habe Murrhardt als größte Beitragszahlerin eine Vorbildfunktion, betonte Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) und erinnerte an die soziale Komponente. „Wir wollen auch Kindern musikalische Ausbildungen aus Familien, die es sich sonst nicht leisten könnten, ermöglichen.“ – „Wenn die Stadt Murrhardt ausscheren würde, fiele das Gesamtkonstrukt wie ein Kartenhaus zusammen“, so Mößner.

„Die Loyalität ist sehr hoch“, doch konkret gab es drei Fälle, in denen junge Lehrkräfte kurz da waren, aber Angebote benachbarter Musikschulen annahmen, die etwa ein Drittel mehr bezahlen, berichtete die Musikschulleiterin auf Nachfrage von SPD-Stadträtin Elisabeth Zenker. Auf Bitte von UL-Stadträtin Brigitte Kübler erklärte Matti nochmals die Vergütungsstruktur: Die Musikschullehrkräfte werden nach monatlich geleisteten Arbeitsstunden bezahlt, wozu Unterrichtsstunden, Vor- und Nachbereitung, Elterngespräche, Kooperationsarbeit sowie Veranstaltungen gehören.

Geschlossen votierte das Stadtparlament dafür, den städtischen Zuschuss an die Musikschule für 2024 auf 139500 Euro festzulegen, und beauftragte die Stadtverwaltung, den Betrag im Haushalt 2024 zu veranschlagen. Weiter stimmte es zu, den bisherigen Festbetragszuschuss künftig zu dynamisieren, sodass die Vergütungen der Lehrkräfte sich entsprechend den Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst erhöhen. Über die jeweiligen Zuschussbeträge wird im Rahmen der jeweiligen Haushaltsberatungen entschieden.