Physik-Nobelpreis für KI-Grundlagenforscher

Noble Ehrung für zwei Wegbereiter der KI-Forschung

John Hopfield und Geoffrey Hinton bekommen den diesjährigen Nobelpreis in Physik. Sie werden damit für ihre grundlegende Entdeckungen und Erfindungen geehrt, die Maschinelles Lernen mit Künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen. Wir erklären Ihnen, was damit gemeint ist.

Noble Ehrung für zwei Wegbereiter der KI-Forschung

John Hopfield (li.) und Geoffrey Hinton haben laut Nobelpreis-Komitee Werkzeuge aus der Physik genutzt, um den Grundstein für das heutige leistungsstarke maschinelle Lernen zu legen.

Von Markus Brauer

Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr an John Hopfield aus den USA und den in Großbritannien geborenen Geoffrey Hinton,der im kanadischen Toronto lehrt. Die beiden Forscher werden für „bahnbrechende Entdeckungen und Erfindungen“ im Bereich des maschinellen Lernens geehrt, wie das schwedische Nobelkomitee am Dienstag (8. Oktober) mitgeteilt hat. Die Wissenschaftler gelten als Pioniere bei der Erforschung künstlicher neuronaler Netzwerke.

BREAKING NEWS The Royal Swedish Academy of Sciences has decided to award the 2024 #NobelPrize in Physics to John J. Hopfield and Geoffrey E. Hinton “for foundational discoveries and inventions that enable machine learning with artificial neural networks.” pic.twitter.com/94LT8opG79 — The Nobel Prize (@NobelPrize) October 8, 2024

 

 

Hopfield (91) und Hinton (76) hätten Werkzeuge aus der Physik genutzt, um den Grundstein für das heutige leistungsstarke maschinelle Lernen zu legen, heißt es in der Begründung des Komitees. „Das maschinelle Lernen auf der Grundlage künstlicher neuronaler Netze revolutioniert derzeit die Wissenschaft, die Technik und das tägliche Leben.“

Did you know that an artificial neural network is designed to mimic the brain? Inspired by biological neurons in the brain, artificial neural networks are large collections of “neurons”, or nodes, connected by “synapses”, or weighted couplings, which are trained to perform… pic.twitter.com/KgHpQzhdW1 — The Nobel Prize (@NobelPrize) October 8, 2024

Wichtige Begriffe zum Physik-Nobelpreis 2024 erklärt

 

 

 

 

 

 

Boltzmann-Maschine: Der in Großbritannien geborene Physiker, Molekularbiologe und Neurowissenschaftler Geoffrey Hinton untersucht die Anwendung von künstlichen neuronalen Netzen in den Bereichen Lernen, Gedächtnis, Wahrnehmung und Symbolverarbeitung. Er verwendete das Hopfield-Netzwerk als Grundlage für ein neues Netzwerk, das eine andere Methode verwendet: die Boltzmann-Maschine (Restricted Boltzmann Machine) – benannt nach dem österreichischen Physiker und Philosophen Ludwig Eduard Boltzmann (1844- 1906). Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einer bestimmten Art von Daten zu erkennen.

 

 

 

 

 

 

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.desinformation-und-demokratie-warum-die-deutschen-fake-news-fuerchten.23be840a-39f7-4de8-9027-658bdbe32dc1.html

"Godfather of AI" ist inzwischen ein Kritiker

Künstliche Intelligenz wird nach Meinung des Physik-Nobelpreisträgers Geoffrey Hinton einen riesigen Einfluss auf die Menschheit haben. „Sie wird mit der Industriellen Revolution vergleichbar sein“, sagte Hinton, als er telefonisch zu der Preisbekanntgabe in der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm zugeschaltet wurde. „Aber anstatt die Menschen an körperlicher Stärke zu übertreffen, wird es die Menschen an intellektuellen Fähigkeiten übertreffen.“

Der "Godfather of AI" - der Urvater der KI - gehört inzwischen allerdings zu ihren größten Kritikern. "Wir haben keine Erfahrung damit, wie es ist, wenn Dinge intelligenter sind als wir", warnt er. In vielerlei Hinsicht werde das wundervoll sein, etwa im Fall eines effizienteren Gesundheitswesens und Verbesserungen der Produktivität. "Wir müssen uns aber auch über eine Reihe möglicher negativer Folgen Sorgen machen, besonders über die Gefahr, dass diese Dinge außer Kontrolle geraten."

Hinton hatte im vergangenen Jahr seinen Job bei Google Brain, dem KI-Forschungsteam des Unternehmens, gekündigt, um frei über die Risiken von KI sprechen zu können. Er veröffentlichte zusammen mit anderen führenden KI-Forschern mehrere Stellungnahmen zu dem Thema. Demnach sehen sie in KI eine potenzielle Gefahr für die Menschheit und rufen dazu auf, die Risiken ernst zu nehmen.

Komitee würdigt Erforschung neuronaler Netze

„Die Arbeit der Preisträger ist bereits von größtem Nutzen. In der Physik verwenden wir künstliche neuronale Netze in einer Vielzahl von Bereichen, beispielsweise bei der Entwicklung neuer Materialien mit spezifischen Eigenschaften“, erklärt Ellen Moons, Vorsitzende des Nobelkomitees für Physik.

Die bedeutendste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit insgesamt elf Millionen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert.

 

 

Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind bislang 224 unterschiedliche Physik-Nobelpreisträger gekürt worden, darunter nur fünf Frauen. Ein Wissenschaftler, der US-Amerikaner John Bardeen, erhielt ihn zweimal.

2023: Messung ultraschneller Prozesse

Im vergangenen Jahr hatten den Physik-Preis der in Deutschland forschenden Ferenc Krausz, Pierre Agostini in den USA sowie die Französin Anne L’Huillier erhalten. Sie wurden für Experimente ausgezeichnet, die der Menschheit neue Instrumente zur Erforschung von Vorgängen in Atomen und Molekülen gaben.

Die drei Forscher hätten einen Weg aufgezeigt, extrem kurze Lichtpulse zu erzeugen, mit denen sich die schnellen Prozesse messen lassen, in denen sich Elektronen bewegen oder ihre Energie ändern, hieß es.

 

 

Verleihung weitere Nobelpreise

Am Mittwoch (9. Oktober) werden die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet. Am Donnerstag (10. Oktober) und Freitag (11. Oktober) folgen die Bekanntgaben für den Literatur- und den Friedens-Nobelpreis.

Der Reigen endet am kommenden Montag (14. Oktober) mit dem von der schwedischen Reichsbank gestifteten Wirtschafts-Nobelpreises. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (mit dpa/AFP-Agenturmaterial).