Orgelzyklus mit internationalen Gästen

Murrhardter Kirchenmusik trumpft mit hochkarätig besetzten Konzerten auf – Auch die Chormusik hat wichtigen Stellenwert

Stefan Engels aus den USA, Ines Maidre aus Norwegen, Anna-Victoria Baltrusch aus der Schweiz – bei der zweiten Auflage des Murrhardter Orgelzyklus sind Organisten aus verschiedenen Ländern zu Gast. Ob mit längerem Anreiseweg oder nicht, sie alle eint die Neugier auf die noch junge Mühleisenorgel der Murrhardter Stadtkirche. Das Publikum wird mit acht Konzerten beschenkt. Ein weiterer Schwerpunkt des diesjährigen Programms ist die Chormusik.

Orgelzyklus mit internationalen Gästen

An der neuen Stadtkirchenorgel werden übers Jahr eine ganze Reihe an renommierten Organisten Platz nehmen, um die Königin der Instrumente kennenzulernen. Foto: privat

Von Christine Schick

MURRHARDT. Die Einweihung der neuen Mühleisenorgel sowie ihre spätere Erkundung im vergangenen Jahr war von sieben spannenden Konzerten flankiert, die Kantor Gottfried Mayer unter der Überschrift „Murrhardter Orgelzyklus“ organisiert hatte. „Die Reihe lief ziemlich gut, wir hatten etwa 1200 Besucher allein für die Orgelkonzerte“, erläutert er. „Aber die Möglichkeiten sind ja noch lange nicht ausgeschöpft.“ Will heißen, um die Bandbreite und musikalischen Facetten des Instruments weiter auszuloten, gibt es noch jede Menge Gelegenheit. Insofern lag für Gottfried Mayer der Gedanke nahe, weitere Organisten einzuladen, das Instrument zu entdecken. Da jeder je nach Konzertprogramm auch unterschiedliche Literatur mitbringt, andere Schwerpunkte setzt und anders spielt, birgt dies eine große Vielfalt. Diese Chance wollte er nutzen. Also hat Gottfried Mayer in Kollegen- und Fachkreisen seine Fühler ausgestreckt und sein Angebot traf auf eine beachtliche Resonanz.

Unter den Organisten ist beispielsweise Stefan Engels, der als Professor an der Southern Methodist University in Dallas (Texas) lehrt sowie als Organist und Pädagoge weltweit gefragt ist. Er hat das Gesamtwerk für Orgel des Komponisten Sigfrid Karg-Elert (15 CDs) eingespielt. Bei seinem Auftritt in Murrhardt präsentiert er „Bach und Karg-Elert im Dialog – Kontrapunkt und Kaleidoskop“ (18. Oktober, 19 Uhr).

Ebenfalls eine weite Anreise hat Ines Maidre. Die Estin ist außerordentliche Professorin für Orgel an der Grieg Academy der Universität Bergen in Norwegen. Als Cembalo- und Orgelinterpretin hat sie nicht nur in verschiedenen Ensembles für Alte Musik mitgewirkt, sondern verfügt auch über ein Repertoire von der frühen Renaissance bis zum späten Barock. Beim Konzert stellt sie neben Werken französischer Komponisten auch Kompositionen des Esten Peeter Süda vor (17. Mai, 19.30 Uhr).

Die Berlinerin Anna-Victoria Baltrusch hat im Anschluss an ihr Studium in Freiburg zahlreiche Preise erhalten. Nach einem Lehrauftrag für künstlerisches Orgelspiel an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig ist sie nun als Organistin in Zürich tätig. Bei ihrem Konzert spielt sie Werke von Johann Sebastian Bach, Louis Vierne und Franz Liszt (19. Juli, 19.30 Uhr), wird sich also auch der deutschen Romantik widmen.

Gabriele Marinoni hat in seiner italienischen Heimat Como sowie in Deutschland (Stuttgart) studiert. Der Organist hat viele Preise eingeheimst und ist mittlerweile in ganz Europa auf Konzerten präsent. Sein Auftritt in Murrhardt ist mit „À la manière française“ überschrieben (21. Juni, 19.30 Uhr).

Von der Musikhochschule Stuttgart zu Gast ist Professor Jürgen Essl, der neben romantischen Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Cesar Franck auch eigene Kompositionen präsentiert (27. September, 19.30 Uhr). Der Organist, Komponist und Pädagoge ist nicht nur in der internationalen Musikszene unterwegs, er kann auch mit seinem Spezialgebiet der Improvisation eine spannende Facette zum Klingen bringen.

Markus Eichenlaub ist Domorganist in der weltweit größten romanischen Kathedrale, dem Speyerer Kaiser- und Mariendom. Für Murrhardt hat er ein Geburtstagskonzert – Happy Birthday – mit Werken von Ludwig van Beethoven und Christian Heinrich Rinck (beide 250 Jahre) sowie Louis Vierne und Charles Tournemire (beide 150 Jahre) vorbereitet (5. Juli, 19.30 Uhr).

Auch Gottfried Mayer reiht sich mit einem Konzert ein. Sein Thema: „Auferstehung, Licht und Leben“ mit Werken von Bach, Karg-Ehlert, Vierne und Olivier Messiaen (2. August, 19.30 Uhr).

Den Reigen komplett macht der junge Organist Benedikt Engel, der die Konzertreihe einläutet und mit seinem Auftritt gleichzeitig seine Abschlussprüfung an der Hochschule für Kirchenmusik Tübingen ablegt. Zu hören sein werden Werke von Johann Sebastian Bach und Max Reger (28. März, 18 Uhr).

Bei der diesjährigen kirchenmusikalischen Reihe nehmen auch eigene Chorensembles und Gastchöre mit ihren Auftritten einen besonderen Stellenwert ein. „Das möchten wir einfach weiter pflegen, die Stadtkirche ist dafür ein attraktiver Raum“, sagt Mayer. Der Württembergische Kammerchor beleuchtet die Passion als Thema – Leonard Lechners Johannespassion wird mit Passionsfragmenten Wolfgang Rihms unterbrochen und kontrastiert, sodass sich neue Perspektiven auf die alte Erzählung des Geschehens ergeben. Ergänzt wird dies durch Passionsmotetten von Carlo Gesualdo und Orgelwerke zur Passion (22. März, 17 Uhr).

Das Programm soll Anregungen geben und den Horizont erweitern

Beim Passionskonzert an Karfreitag, 10. April, 17 Uhr eröffnen der Kammerchor Murrhardt und Matthias Fuchs an der Orgel einen weiten Blick aufs Thema – es stehen unter anderem Werke von Palestrina, Scheidt, Bach, Bruckner, Reger, Cage, Pärt und Ruoff auf dem Programm.

Der Kammerchor Saarbrücken stellt das Thema „Trost“ in den Mittelpunkt und mit ihm Werke der Romantik (24. Mai, 18 Uhr), unter anderem ein Stück von Richard Strauß für 16-stimmigen Chor, das erstmals aufgeführt wird.

Als Klassiker fehlen natürlich nicht die Orgelradtour (1. Juni, 14 bis 18.30 Uhr), die diesmal von Backnang über Marbach am Neckar nach Freiberg am Neckar führt, sowie der Gospelworkshop (19. bis 21. Juni) mit einem Abschlusskonzert (27. Juni, 19 Uhr).

Im Advent bestreiten die Kinder- und Jugendchöre der Stadtkirche mit Solisten und dem Arsono-Ensemble der Riebesam-Stiftung ein Konzert (29. November, 17 Uhr). Kammerchor, Kantorei, Jugendchor, Collegium musicum Stuttgart und Vokalsolisten führen am 20. Dezember, 17 Uhr das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns auf.

Da das Silvesterkonzert 2019 so gut besucht war und ein großes Bedürfnis nach einer Verabschiedung des Jahres mit Musik widergespiegelt hat, wird es auch 2020 eines geben. Diesmal hat Gottfried Mayer ehemalige Mitglieder des Jugendchors angesprochen, die sich am 31. Dezember, 21 Uhr unterstützt von einigen älteren, aktuellen Mitstreitern für einen Auftritt zusammenfinden.

Mit Blick auf die Reihe sagt Mayer: „Sie muss mehr sein, als ein reines Wohlfühlprogramm.“ Wichtig ist ihm, dass von den Angeboten auch Anregungen ausgehen, die Lust machen, sich über das Präsentierte auszutauschen. Pfarrer Hans Joachim Stein schreibt dazu im Programm: „Möge die Musik Sie berühren, erheben, provozieren und beleben, damit Sie anders nach Hause gehen, als Sie gekommen sind.“ Weitere Infos unter www.evangelisch-in-murrhardt.de.