Die Wirtschaftskrise erfordere, dass Menschen hierzulande mehr arbeiteten, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann jüngst. Das sehen ein Bundespolitiker aus Stuttgart und Nutzer im Netz vehement anders.
Luigi Pantisano (rechts) kritisierte Winfried Kretschmann (links) für dessen Forderung nach mehr Arbeit. .
Von Julian Baum
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte unlängst, dass die Menschen in Deutschland mehr arbeiten müssten – und forderte angesichts der schlechten Wirtschaftslage Deutschlands eine Ausweitung der Arbeitszeiten.
Das stößt bei Nutzerinnen und Nutzern im Netz auf heftigen Gegenwind. Ein prominentes Beispiel dafür ist Luigi Pantisano, Stuttgarter Bundestagsabgeordneter der Linken: Er wirft Kretschmann auf der Plattform X (ehemals Twitter) vor, abgehoben zu sein und den Bezug zu den Menschen verloren zu haben.
Diese Aussage zeigt wie abgehoben Kretschmann mittlerweile ist. Wie sehr er den Bezug zu den Menschen wie meine Eltern und vielen Millionen im Land verloren hat. Richtiges Arbeiten am Band, im Krankenhaus oder bei der Müllabfuhr ist nicht vergleichbar mit einem politischen Amt.… pic.twitter.com/iNBBerswZR — Luigi Pantisano (@LuigiPantisano) April 10, 2025
Anderer Meinung ist der Europaparlament-Abgeordnete Andreas Schwab (CDU). Er pflichtet – ebenfalls auf der Plattform X – Kretschmann bei:
Winfried Kretschmann (Grüne) hat Recht: »Wir müssen mehr arbeiten« - DER SPIEGEL @CDU_CSU_EP https://t.co/W5bk9FXurM — Andreas Schwab @ASchwab.bsky.social (@Andreas_Schwab) April 9, 2025
Nebst Kretschmanns Aussage „Wir müssen mehr arbeiten“ kursiert im Netz noch ein weiteres Zitat, mit dem diverse Medien titelten und das teilweise zu Hohn auf den Plattformen führte: „Ich bin 76 und habe Zwölf-Stunden-Tage“. Eine Nutzerin etwa forderte Kretschmann auf, in Rente zu gehen:
Dann gehen Sie doch in Rente!„Ich bin 76 und habe Zwölf-Stunden-Tage“: #Kretschmann fordert Erhöhung der #Arbeitszeitenhttps://t.co/zxFrT8ucjr — Anka (@Anka145) April 9, 2025
Manch ein Nutzer wies darauf hin, dass viel arbeiten nicht gleichzusetzen sei mit gut arbeiten; Kritik gab es aber auch von einem Nutzer, der sich selbst als „Grüner Grünschnabel“ bezeichnet:
„Wir müssen mehr arbeiten“ - ist halt leicht gesagt, wenn man Ministerpräsident mit 16.000 € im Monat ist und keine alleinerziehende Mutter, die in der Pflege arbeitet. #Kretschmann — Valentin Uhlemann (@ValentinCaUhl) April 10, 2025
Kretschmanns Arbeitsaufruf: Kritik oder elitäre Verachtung?
Was aus den viralen Schlagzeilen nicht herausgeht: Kretschmann machte konkret, wen er mit Mehrarbeit meinte: „Solange wir gesund sind, keine Kinder erziehen oder Angehörige pflegen, müssen wir mehr arbeiten.“
Wie sehr die Nachricht dennoch für Irritation gesorgt hatte, zeigt sich an dem Post eines weiteren Nutzers. Er schrieb: „Kretschmann (76) ist Politiker – ohne körperliche Belastung, mit Chauffeur, Assistenz, klimatisiertem Büro und Pausen im Kalender. Aber die, die wirklich malochen, sollen noch länger ran? Das ist keine Arbeitsmoral – das ist elitäre Verachtung.“