Reiterin Lara Adelhelm von den Pferdefreunden Obertorhöfe in anderer Rolle

30-Jährige ist verletzt und bringt sich beim 26. Vielseitigkeitsturnier der Pferdefreunde Obertorhöfe in Kirchberg in der Organisation mit ein. Die Entscheidung, dem Wunsch der Reiter zu folgen und die Spring- und Dressurprüfungen in der Halle auszutragen, hat sich als gut erwiesen.

Lara Adelhelm nimmt sich auch die Zeit für einen kurzen Plausch am Rande des Reitturniers. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Lara Adelhelm nimmt sich auch die Zeit für einen kurzen Plausch am Rande des Reitturniers. Foto: Alexander Becher

Von Andreas Ziegele

Das Mobiltelefon von Lara Adelhelm klingelt eigentlich ständig. „Welchen Punkteabzug gibt es fürs Queren?“ Oder: „Welche Farbe hat der Streckenabschnitt?“ Die Sportwartin der Pferdefreunde Obertorhöfe beantwortet die Fragen geduldig und ohne in Hektik zu verfallen. Dabei wäre die 30-Jährige doch gerne selbst am Start gewesen. Aber der Bruch ihres Schienbeinkopfs hat das verhindert. Deshalb konzentriert sie sich mit ihren Helfern auf die Organisation und die Durchführung des Turniers.

Über 200 Starts an zwei Tagen müssen koordiniert werden. „Es kitzelt einen schon, wenn man sieht, wie hier alle reiten“, bedauert sie ein wenig, nicht selbst aktiv am Start zu sein. Aber Lara Adelhelm gibt zu, dass sich die Sicht auf das Turnier in ihrer neuen Rolle verändert hat. „Das ist nervenaufreibend und für mich wäre es fast entspannter, selbst zu reiten.“ Tatsächlich beginnt die Arbeit für die Organisatoren schon Monate vorher. „Dabei sind vor allem die Präparierung der Strecke und der Bau und die Instandhaltung der Hindernisse die größte Herausforderung“, lobt sie alle, die an vielen Wochenenden im Einsatz waren.

Die notwendige Erfahrung bringt Lara Adelhelm auf jeden Fall mit. Die ausgebildete Reitlehrerin hat im vergangenen Jahr ihre Weiterbildung zur Pferdewirtschaftsmeisterin erfolgreich abgeschlossen und ist auch hauptberuflich im Familienbetrieb ganz eng mit den Pferden und allem, was damit zusammenhängt, verbunden. „Ich bin eigentlich schon immer im Reitsport aktiv“, sagt sie. Das wird auch noch eine Weile so bleiben.

Die Frage, wie lange man Reitsport betreiben kann, beantwortet sie mit dem Hinweis auf Ingrid Klimke. Die erfolgreiche deutsche Dressur- und Vielseitigkeitsreiterin gehört mit 55 Jahren immer noch zum deutschen Olympiakader. „Solange man sportlich fit und ausdauernd ist, kann man auch den Reitsport ausüben“, sagt Lara Adelhelm. Wobei aus ihrer Sicht aber auch mentale Stärke und die Nerven weitere wichtige Kriterien für Pferdesportler sind. Dabei hat sie selbst einen Wunsch: „Ich hätte gerne mal wieder ein junges Pferd, das ich ausbilden kann und das dann sportlich erfolgreich ist“, sagt sie. Abhängig von der Abstammung des Fohlens werden, wenn man ein dreijähriges Tier kauft, 10000 bis 20000 Euro und mehr fällig.

Lara Adelhelm coacht beim Turnier in Kirchberg auch eine Reiterin

Gemeinsam mit dem Organisationsteam ist Lara Adelhelm an den beiden Tagen im Vollzeiteinsatz, damit die Veranstaltung reibungslos abläuft. Nebenbei coacht sie beim Turnier in Kirchberg auch noch die Lokalmatadorinnen der gastgebenden Pferdefreunde Obertorhöfe, unter anderem Alisa Sülzle. Sie ist nicht nur Auszubildende zur Pferdewirtin im Familienbetrieb der Adelhelms, sondern durfte auch mit der Stute Freestyle Blues die Hindernisse überwinden, dem Pferd, das normalerweise von Lara Adelhelm geritten wird. Bei der Stilspringprüfung der Klasse A holte sie sich damit den Sieg in dieser Disziplin.

Bei den Geländeritten am zweiten Turniertag war es vor allem der anhaltende Regen, der sowohl den Pferden als auch den Reitern einiges abverlangte. Während die Zuschauer und Betreuer im tiefen Matsch standen, mussten die Reiter und ihre Pferde mit dem glitschigen Untergrund klarkommen. „Heute ist es tatsächlich das Wetter, das uns herausfordert“, sagt Lara Adelhelm und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Aber das ist ja fast jedes Jahr so.“ Nicht alle Pferde fühlen sich trotz der Stollen an den Hufen wohl, erklärt sie und betont, dass es dann besonders darauf ankommt, dass Reiter und Pferd eine Einheit bilden.

Insgesamt war das diesjährige Vielseitigkeitsturnier trotz aller Herausforderungen ein Erfolg. Lediglich den Rückgang der Teilnehmerzahlen bedauert Lara Adelhelm. „Aber da sind wir nicht alleine, das geht auch anderen Veranstaltern so“, sagt sie. Die Gründe sind im Speziellen das parallel laufende internationale Vielseitigkeitsturnier in Radolfzell, das den einen oder anderen großen Namen angezogen hat. „Eine allgemeine Ursache ist aber die im vergangenen Jahr eingeführte Herpesimpfpflicht für Pferde“, meint Lara Adelhelm. Diese soll bei Turnierveranstaltungen die Ausbreitung von Herpesviren unter den Pferden verhindern. „Diese Impfung ist zum einen sehr teuer und zum anderen sind nicht alle – wie bei den Coronaimpfungen – von dieser Maßnahme überzeugt.“

Trotz allem ist die Sportwartin zufrieden: „Ich wurde schon öfter von Teilnehmern angesprochen, die die Atmosphäre des Turniers gelobt und zum Ausdruck gebracht haben, dass es ihnen hier gefällt.“ Und sie selbst muss nach ihrer Verletzung nun auch nicht mehr allzu lange warten, bis sie wieder aktiv ins Geschehen eingreifen kann: „Die letzte Aussage meines Arztes war, dass ich noch zwei Wochen pausieren muss, denn eigentlich war mein Ziel, hier mitzureiten.“ Aber ganz hat sie auf den Kontakt zu ihrem Pferd auch in der Verletzungspause nicht verzichtet. „Da das Pferd bei uns auf dem Hof ist, habe ich es täglich gesehen und mich, so gut es ging, gekümmert.“ Denn eines ist am wichtigsten und das betont Lara Adelhelm erneut: „Die Einheit zwischen Reiter und Pferd.“

Auszug aus der Ergebnisliste – Dressurprüfung der Klasse A mit einem Stern: 1. Anna Sophie Engelberth (RSG Engelberth) auf Mon Cherie; 2. Mae Hoffer (RFV Murrhardt) auf Little Bubble; 7. Svenja Otterstätter (PF Obertorhöfe) auf Emily. – Dressur-wettbewerb: 1. Colin Martin (RG Seehof Büchenau) auf Holla die Waldfee; 2. Lea Offenhäußer (PSG Wellerhof Aspach) auf Wunschkind; 3. Lya Oppenländer (PSG Wellerhof Aspach) auf Ferris macht blau; 5. Jule Blum (PSG Wellerhof Aspach) auf Elisenhofs Gayle; 8. Tamara Lutz (PF Obertorhöfe) auf Weltizia; 10. Jana Dietrich (PSG Wellerhof Aspach) auf Walentina; 10. Svenja Otterstätter (PF Obertorhöfe) auf Emily. – Stilspring-Wettbewerb: 1. Romy Koch (PSV Burkhardshof) auf Killacloran Cove; 7. Nadja Weike (RFV Murrgau) auf Estelle. – Stil-Geländeritt der Klasse A mit einem Stern: 1. Jasmin Fischer (RSG Oßweil) auf Corgretto. – Kombinierte Prüfung der Klasse A mit einem Stern: 1. Jasmin Fischer (RSG Oßweil) auf Corgretto. – Stil-Springprüfung der Klasse A mit einem Stern: 1. Alisa Sülzle (RFV Möglingen) auf Freestyle Blues. – Stil-Geländeritt-Wettbewerb: 1. Nastasia Lang (RV Winnenden) auf Figo Stayerhofs Julian; 2. Marina Schwaderer (RFV Murrgau) auf Diva; 5. Sarah Fleischmann (PF Obertorhöfe) auf Horse Gymns Comonflage; 7. Nadja Weike (RFV Murrgau) auf Estelle. – Kombinierter Reitwettbewerb: 1. Colin Martin (RG Seehof Büchenau) auf Holla die Waldfee; 5. Marina Schwaderer (RFV Murrgau) auf Diva; 9. Marie-Therese Conrad (RV Weigleshof Backnang) auf Royal Velvet. – Stil-Geländeritt der Klasse A mit einem Stern: 1. Merle Hoffmann (Trossinger RSG) auf Geke Equigrips Ida. – Stil-Geländeritt der Klasse L: 1. Ines Hinderer (RFV Welzheim) auf Gino.

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Erstellt:
18. April 2023, 06:00 Uhr

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