So läuft der Ersatzverkehr Richtung Hall

Seit 17. Juni ist die Bahnstrecke zwischen Murrhardt und Schwäbisch Hall-Hessental auch tagsüber wegen Bauarbeiten am Bahnhof Fichtenberg gesperrt. Voraussichtlich bis zum 16. Juli gibt es auf der Strecke einen Schienenersatzverkehr mit Bussen.

So läuft der Ersatzverkehr Richtung Hall

Für Pendler erhöht sich die Fahrtzeit mit dem Ersatzverkehr deutlich. Um den Anschlusszug zu erwischen, ist Eile gefragt. Foto: Stefan Bossow

Von Kristin Doberer

Murrhardt. Kaum hält der Bus, auf dem groß SEV (Schienenersatzverkehr) steht, am Murrhardter Bahnhof, muss es für die Fahrgäste ganz schnell gehen. Sie schnappen sich ihr Gepäck, drängen aus dem Bus und hasten über die Straße. Schließlich steht der Zug für ihre Weiterfahrt schon am Gleis am Murrhardter Bahnhof. Seit 17. Juni fahren zwischen Murrhardt und Schwäbisch Hall-Hessental keine Regionalzüge mehr. Pendler müssen hier stattdessen auf den Schienenersatzverkehr per Bus umsteigen. Grund für die Streckensperrung ist die Umrüstung der beiden mechanischen Stellwerke im Bahnhof Fichtenberg auf die moderne elektronische Stellwerkstechnik, die Arbeiten laufen schon länger. Bereits zwischen 21. Mai und 7. Juni gab es deshalb Einschränkungen für den Zugverkehr. Die Abweichungen vom Fahrplan hielten sich in dieser Zeit allerdings in Grenzen, denn die Kabel- und Oberleitungsarbeiten fanden in diesem Zeitraum nur nachts statt. Vom 17. Juni bis 16. Juli weitet sich die Sperrung nun aber auf den ganzen Tag aus. Denn in dieser Zeit soll auch der Bahnübergang in Ottendorf erneuert werden. „Es werden möglichst viele Arbeiten in einem Zeitraum gebündelt, um die Auswirkungen für Reisende so weit wie möglich zu begrenzen“, erklärt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Betroffen sind die RE90-Züge von Go-Ahead auf der Murrbahn zwischen Murrhardt und Schwäbisch Hall-Hessental sowie die MEX19-/MEX90-Züge der DB Regio.

Bis zum 16. Juli werden nun also Busse als Schienenersatzverkehr eingesetzt, sie halten am Murrhardter Bahnhof, in der Alten Straße in Fornsbach, an der Krone in Fichtenberg, in Gaildorf West und letztlich am Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental.

Landtagsabgeordneter Gernot Gruber (SPD) sieht die Bauarbeiten grundsätzlich positiv – nicht nur, weil ihm am Stuttgarter Hauptbahnhof und vorne an den Zügen nun seine Geburtsstadt Murrhardt „ins Auge springt“. Es sei wichtig gewesen, für die dringend notwendige Ertüchtigung der zu lange vernachlässigten Gleise, Weichen und Signalanlagen das Budget weiter auszubauen. „Immer wieder sorgten Weichenstörungen am Bahnhof Fichtenberg für große Probleme auf der Murrbahn zwischen Schwäbisch Hall-Hessental und Murrhardt“, weiß der Landtagsabgeordnete.

Kritisch sieht Gruber aber den Zeitpunkt der Bauarbeiten in Fichtenberg. „Schwierig ist es, dass der aktuelle Schienenersatzverkehr mit der Herkulesaufgabe des intensiven Schienenersatzverkehrs zwischen Waiblingen und Bad Cannstatt zusammenfällt und die Kapazitäten an Bussen und ortskundigen Busfahrern knapp sind“, sagt Gruber. Das bestätigt auch eine Pressesprecherin des Eisenbahnunternehmens Go-Ahead, das den Regionalzug RE90 auf der Strecke betreibt: „Da auch bei Omnibusfahrern ein Fachkräftemangel herrscht, ist es nicht immer einfach, – zumal kurzfristig – Busunternehmen für Schienenersatzverkehre zu gewinnen.“ Trotzdem seien dem Unternehmen zu diesem Schienenersatzverkehr bisher keine Auffälligkeiten bekannt, so die Sprecherin weiter. „Der Ersatzverkehr läuft gut, es sind ausreichend Kapazitäten vorhanden. Sowohl diesen längerfristig geplanten, als auch den kurzfristig zu organisierenden Ersatzverkehr in Bad Cannstatt konnte die DB mit Hilfe von langjährigen, festen Partnern auf die Beine stellen“, stimmt die Sprechern der Deutschen Bahn zu.

Für Berufstätige verlängert sich die Fahrtzeit durch den Schienenersatzverkehr von rund 20 Minuten nun auf etwa 55 Minuten. Hinzu kommt, dass im Bereich Michelfeld an der Bilz seit Montag auch noch Arbeiten an der Landesstraße 1055 stattfinden, wodurch sich die Fahrtzeit deutlich verlängert. Zur Verlässlichkeit der Busse habe Gruber bisher ganz unterschiedliche Rückmeldungen bekommen. Er wisse von Bahnreisenden aus der Haller Gegend, die derzeit häufig die Hohenlohe- oder Frankenbahn nutzen, um über Heilbronn nach Stuttgart zu fahren. Eine Alternative Richtung Hall sei auf dieser Strecke aber auch das Auto für viele Berufspendler. „Vom Verkehr her ist der Umstieg aufs Auto einfacher als auf der Fahrt von und nach Stuttgart“, merkt er außerdem an. Schließlich sind auf der Strecke nach Hall deutlich weniger Pendler unterwegs.

Pünktlichkeit der Züge über Ludwigsburg wird von vielen bemängelt

„Durch die Bauarbeiten und den Ersatzverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Murrhardt und Schwäbisch Hall-Hessental sind die Bahnfahrerinnen und Bahnfahrer auf der Murrbahn nun leider doppelt belastet“, meint auch Ralf Nentwich, Landtagsabgeordneter der Grünen. Er weist zusätzlich darauf hin, dass Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, derzeit kaum Möglichkeiten haben, ohne umfangreiche Hilfen auf der Murrbahn zu reisen.

Trotzdem scheint es mit dem Ersatzverkehr ganz gut zu laufen: „Bisher sieht es so aus, als ob die Bauarbeiten im Zeitplan sind und auch die Ersatzfahrpläne stimmig und mit genügend Kapazitäten aufgestellt sind. Allerdings muss ich als Bahnfahrer die Pünktlichkeit der Züge aktuell etwas bemängeln.“ Gerade die MEX-Züge über Ludwigsburg seien mit großen Verspätungen unterwegs, wodurch Anschlusszüge und Verbindungen zum Teil nicht oder nur sehr knapp erreicht werden könnten. Dazu bekomme er viele E-Mails und Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern. Wie schon Gruber freut aber auch Ralf Nentwich sich zumindest darüber, dass Murrhardt nun auf manchen Zügen steht. „Einziger positiver Punkt: Der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner wünscht sich schon lange eine S-Bahn mit Endhaltestelle Murrhardt. Nun steht zumindest auf jedem MEX übergangsweise die Endhaltestelle Murrhardt.“

Fahrplanänderungen

MEX19 Die Linie MEX19 fährt nur zwischen Murrhardt und Waiblingen.

MEX90 Die Linie MEX90 fährt nur zwischen Murrhardt und Stuttgart Hauptbahnhof über Marbach. Die Halte in Winnenden, Waiblingen und Bad Cannstatt entfallen.

RE90 Die Linie RE90 wird geteilt. Die Züge fahren zwischen Nürnberg und Schwäbisch Hall-Hessental sowie zwischen Murrhardt und Stuttgart Hauptbahnhof über Marbach. Die Halte in Winnenden, Waiblingen und Bad Cannstatt entfallen.

Ersatzverkehr Auf der gesperrten Strecke werden bis 17. Juli Ersatzbusse eingesetzt, die Haltestellen sind: Schwäbisch Hall-Hessental Bahnhof, Gaildorf West, Fichtenberg Krone, Fornsbach Alte Straße und Murrhardt Bahnhof. Die Deutsche Bahn bittet Fahrgäste, ihre genauen Verbindungen regelmäßig online zu prüfen.