Cara Megnin (von links), Lea Hann, Keti Angelidi und Judith Gunther treten im Quartett auf. Fotos: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Eine facettenreiche Sternstunde der Kammermusik mit hochkarätigen Instrumental- und Gesangsdarbietungen von Werken des Barock, der Klassik, Romantik und Moderne bekommt eine Vielzahl von Zuhörerinnen und Zuhörern beim Frühjahrskonzert der Riebesam-Stiftung Murrhardt geboten. Unter der musikalischen Leitung von Lea Hann und Julia Kirschbaum treten Stipendiatinnen und Stipendiaten als Solisten, im Duo und Quartett auf und zeigen ihr Können.
Zum Auftakt gibt’s eine Premiere im Saal des Kulturhauses Klosterhof. Cara Megnin (Oboe), Lea Hann (Violine), Judith Gunther (Violoncello) und als Gast Keti Angelidi (Viola), Lehrerin an der freien Musikschule Da Capo in Backnang, haben sich kurzfristig zu einem Quartett formiert. In präzisen Interaktionen, die sorgfältig aufeinander abgestimmt sind, gestalten sie vollendet zwei Sätze aus Wolfgang Amadeus Mozarts Quartett F-Dur, Köchelverzeichnis 370. Feinsinnig bringen sie das schwermütig wirkende, vielschichtige und klangfarbenreiche Andante zum Ausdruck. In starkem Kontrast dazu steht das rhythmisch beschwingte und verspielte, Frühlingsstimmung vermittelnde „Menuetto, Allegretto“, ebenfalls von Mozart.
Ein Höhepunkt ist der Auftritt von Rabea Vockeroth, die an der Musikhochschule Stuttgart Gesang studiert, mit ihrer bezaubernd klangschönen Sopranstimme. Großes Vergnügen bereitet dem Publikum das augenzwinkernd swingende Lied „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben?“ aus der Jazzoperette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ (Uraufführung 1932) des österreichischen Operettenkomponisten Oscar Straus.
Mit kokettem Charme und treffender Darstellung bringt Rabea Vockeroth die ironische Persiflage auf die feine Gesellschaft am Anfang der 1930er-Jahre hinreißend zur Entfaltung. Auch Lieder aus Franz Schuberts „Winterreise“ und eine Arie aus Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ interpretiert sie absolut überzeugend, von Lea-Maria Gunther stilvoll am Klavier begleitet.
Ein weiterer Höhepunkt sind die brillanten Interpretationen von Lewin Creuz (Violine): Mit seiner Schwester Pauline Creuz als Klavierbegleiterin präsentiert er feinsinnig und variabel das vielschichtige, an komplexen Figurationen reiche „Allegro aperto“ aus Mozarts Violinkonzert Nr. 5 A-Dur, Köchelverzeichnis 219. Mit seinem langjährigen Klavierpartner Tatsuya Ohira vermittelt Lewin Creuz die Illusion eines Orchesters bei Antonio Vivaldis Violinkonzerten „Der Herbst“ und „Der Winter“ aus dem Zyklus „Die vier Jahreszeiten“. Kunstvoll arbeitet er die ornamentalen Elemente, nuancenreichen Melodien heraus, ebenso die rasch wechselnden Stimmungen und Charaktere.
Seit einigen Monaten ist auch Pauline Creuz Stipendiatin, die am Mozarteum in Salzburg Klavier studiert. Sie beeindruckt das Publikum mit souverän dargebotenen Werken berühmter Komponisten aus verschiedenen Epochen. In hohem Tempo gestaltet sie das harmonisch innovative und rhythmisch spannende Presto, feinfühlig das melodiöse Adagio aus Joseph Haydns Klaviersonate e-Moll. Ein Hörerlebnis ist Felix Mendelssohn-Bartholdys stilvoll interpretierte, romantisch klangmalerische Etüde für Klavier Nr. 1 op. 104.
Große Hörgenüsse sind auch zwei solistische Querflötenvorträge von Noel Lehar: Mit seiner fein differenzierten, nuancenreichen Spielweise gestaltet er Friedrich Kuhlaus teils noch klassisch, teils schon frühromantisch klingendes Capriccio Nr. 3 op. 10b. Mit hohem Feingefühl bringt er Gabriel Faurés Fantasie op. 79 zur Entfaltung: Am Anfang stehen verträumte, idyllische Klänge, dann folgt ein effektvolles, verspieltes Scherzo. Mit Bravorufen und enthusiastischem Applaus dankt das Publikum den vielversprechenden Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern für das grandiose Frühjahrskonzert.
Lea-Maria Gunther begleitet Gesangsstudentin Rabea Vockeroth am Klavier.