TSG-Trainer Mario Klotz: „Bei uns ziehen alle an einem Strang“

Interview Vor dem morgigen Heimspiel des Fußball-Oberligisten TSG Backnang gegen Oberachern (14 Uhr) äußert sich Trainer Mario Klotz zu den jüngsten Rückschlägen im Abstiegskampf und verrät, wie der Vorletzte den Klassenverbleib trotzdem noch schaffen will.

Mario Klotz, seit mittlerweile gut drei Monaten als TSG-Trainer im Amt, hat den Klassenverbleib weiter fest im Blick. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Mario Klotz, seit mittlerweile gut drei Monaten als TSG-Trainer im Amt, hat den Klassenverbleib weiter fest im Blick. Foto: Tobias Sellmaier

Beim Tabellendritten kann man verlieren, sagten die einen nach dem 1:3 in Pforzheim am vergangenen Samstag. So ernst, wie die Lage der TSG als Vorletzter ist, darf man nicht mehr verlieren, sagten die anderen. Wer hat recht?

In unserer aktuellen Situation ist natürlich klar, dass wir jeden Punkt benötigen. In diesem Bewusstsein sind wir auch nach Pforzheim gefahren und haben in einem zerfahrenen und kampfbetonten Spiel alles gegeben. Letztlich konnte aber Pforzheim aufgrund seiner hohen individuellen Qualität die Punkte bei sich behalten.

Der Strafstoß zum 1:0 für Pforzheim war umstritten, vor allem im Vergleich zum verweigerten Elfer für die TSG. Vor dem 3:1 gab es ein Handspiel. Ist dies das typische Pech von Kellerkindern?

Grundsätzlich ist es in unserer Lage so, dass man das Glück erzwingen muss. Unglückliche Situationen hin oder her, eine solche Argumentation hilft uns nicht weiter. Unter dem Strich standen wir leider mit leeren Händen da, alle weitere Aussagen zum Spielverlauf und zu den Schiedsrichterentscheidungen sind somit nicht zielführend.

Mit Offenburg hat zeitgleich ein Kontrahent im Abstiegskampf ausgerechnet gegen Großaspach mit 1:0 gewonnen. Sind Sie sauer auf den Nachbarn?

Nein. Wir wissen natürlich, dass Großaspach jedes Spiel gewinnen will. Zudem liegt es ausschließlich an uns, die nötigen Punkte zu holen und nicht an jemand anderem. Sehr bitter ist natürlich, dass die Konkurrenz die Punkte zuletzt eingefahren hat und wir somit Plätze verloren haben.

Aus den bisherigen sieben Spielen unter Ihrer Regie sprangen nur fünf Punkte heraus. Sie hatten sich bei Ihrem Amtsantritt deutlich mehr vorgestellt, oder?

Wir hatten uns alle gemeinsam erhofft, dass wir aus den Spielen gegen die Gegner, die in der Tabelle größtenteils deutlich über uns rangieren, mehr Punkte holen – insbesondere nach der guten Vorbereitung. Durchaus waren wir teilweise sehr gut in den Spielen drin und haben uns viele Torchancen erarbeitet, aber auch durch individuelle Fehler selbst bestraft. Deshalb konnte sich unser Engagement noch nicht in den Ergebnissen widerspiegeln. Vor allem beim 1:1 gegen Bissingen und beim 3:3 gegen Villingen hätte es die Möglichkeit gegeben, drei Punkte mitzunehmen. Umso wichtiger ist es nun, die Punkte in den anstehenden Duellen mit den direkten Rivalen zu holen.

Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe für diese magere Ausbeute?

Aktuell sind wir in der Verwertung unserer Torchancen nicht konsequent genug, erlauben uns aber auch immer wieder individuelle Fehler, welche zu unnötigen Gegentoren führen. Es gilt weiterhin, daran zu arbeiten, die individuellen Fehler abzustellen und vorne darauf fokussiert zu sein, aus jeder Torchance ein Tor machen zu wollen.

Auffällig ist, dass nur Schlusslicht Freiburg mehr Treffer bekommen hat. Ist die Defensive bei im Schnitt fast 2,5 Gegentoren pro Spiel die Hauptbaustelle?

Natürlich haben wir zu viele Tore kassiert. Dessen sind wir uns bewusst und arbeiten als gesamtes Team daran, das zu verbessern.

Gab es bereits eine Partie, in der Sie Ihre Handschrift absolut erkannt haben?

Insbesondere gegen zwei starke Teams wie Bissingen und Villingen waren wir größtenteils spielbestimmend und haben das, was wir uns vorgenommen hatten, aufs Feld gebracht. Neben den im Abstiegskampf zwingend benötigten Aspekten wie Laufbereitschaft, Zweikampfverhalten und Bissigkeit konnten wir uns, insbesondere über die Außen, viele Offensivaktionen herausspielen. Wir hatten leider nicht das Glück, die Tore so zu erzielen, um die Spiele frühzeitig für uns zu entscheiden und so letztlich auch die Dynamik eines Spieles zu entschärfen. Wir arbeiten somit weiterhin hart an uns.

Das Heimspiel gegen Oberachern wäre kürzlich noch ein echtes Kellerduell gewesen, nun sind die Gäste nach drei Siegen aus den vergangenen vier Partien aus dem Gröbsten raus. Wie wollen Sie den Lauf dieses Gegners stoppen?

Oberachern war zuletzt sehr spielstark und ist zudem ins südbadische Pokalfinale eingezogen. Es ist ein Team, das mit erfahrenen, aber auch mit jungen, talentierten Fußballern gespickt ist. Ungeachtet dessen wissen wir um unsere Stärken und wollen unser Spiel umsetzen. Wir werden das Spiel mit der nötigen Konzentration und der erforderlichen Leidenschaft angehen, um die wichtigen Punkte bei uns zu halten.

Weiter geht es bereits am kommenden Mittwoch beim FV Ravensburg, der als Viertletzter auf alle Fälle zu den Klubs gehört, welche die TSG noch überholen sollte. Dort muss ein Sieg her, oder?

Die Marschroute ist eindeutig: In den direkten Vergleichen mit den Kontrahenten im Tabellenkeller müssen wir Siege einfahren. Darüber ist sich bei uns jeder im Klaren.

Die TSG hat 26 Punkte. Haben Sie eine Hochrechnung, wie viele Zähler aus den verbleibenden sieben Spielen für den Klassenverbleib dazukommen müssen?

Klar ist, dass jeder Punkt am Ende entscheidend sein kann und wir somit in den restlichen Spielen so viele wie möglich holen müssen. Die Situation im unteren Bereich der Tabelle ist nach wie vor sehr eng. Welche Punktzahl beziehungsweise Platzierung am Ende reichen wird, hängt letztlich auch von der Aufstiegsrelegation sowie den Absteigern aus der Regionalliga Südwest ab.

Zwei bis sechs Absteiger sind theoretisch möglich, von wie vielen gehen Sie aus?

Aufgrund der eben genannten Unwägbarkeiten ist dies natürlich schwer zu beurteilen und gleicht einem Blick in die Glaskugel. Für uns gilt es, so viele direkte Konkurrenten wie möglich hinter uns zu lassen.

Sollte Backnang in der Oberliga bleiben, was wäre dann im Sommer zu tun?

Wir wollen drinbleiben, darauf richtet sich aktuell die volle Konzentration. Hinsichtlich der Vorbereitungen zur neuen Saison ist die Sportliche Leitung mit Marc Erdmann und Oguzhan Biyik im Hintergrund bereits sehr aktiv. Ein klares Zeichen, in welche Richtung es gehen soll, war die Vertragsverlängerung von unserem Kapitän Julian Geldner.

Marc Erdmann war es auch, der zuletzt betonte, dass Verträge bei der TSG für die Ober- und Verbandsliga gelten. Ist das bei Ihrem Vertrag bis 2024 auch so?

Man war sich der schwierigen Lage bewusst. Auch um einer langfristigen Planung gerecht zu werden, wurde der Vertrag ligaunabhängig auf eineinhalb Jahre ausgerichtet.

Bei Ihrem Amtsantritt waren Sie vom Klassenverbleib überzeugt. Nun sagen Sie, dass Sie das immer noch sind. Ist das mehr als nur Zweckoptimismus?

Es ist kein Zweckoptimismus, im Gegenteil. Wir sind alle der festen Überzeugung und arbeiten Woche für Woche hart dafür, das Ziel zu erreichen. Das gilt fürs Team selbst und für das Team um das Team. Bei uns ziehen alle an einem Strang. Wir wissen um die Schwere der Herausforderung. Dieser stellen wir uns und werden alles dafür tun, um am Ende die nötigen Punkte zu haben.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Wichtiges Heimspiel für die TSG

Tabellensituation Fußball-Oberligist TSG Backnang geht als Vorletzter mit 26 Punkten ins Heimspiel gegen den SV Oberachern am morgigen Samstag (14 Uhr, Etzwiesenstadion). Um überhaupt eine vage Chance auf den Klassenverbleib zu haben, müssen die Roten in den verbleibenden sieben Spielen mindestens den Drittletzten überholen. Derzeit ist das die Neckarsulmer Sport-Union mit 27 Punkten, doch die TSG täte gut daran, besser noch zwei weitere Vereine einzufangen. In Reichweite liegen der FV Ravensburg (29) und der Offenburger FV (30). Als Fünftletzter stünden Backnangs Chancen gut. Oberachern hat als Zehnter im Feld der 18 Teams bereits 36 Zähler auf dem Konto.

Personal Backnang bangt um die erkälteten Patrick Tichy und Robin Schwemmle. Michl Bauer und Philipp Zentler fehlen weiterhin, aus privaten Gründen muss zudem Arjan Hetemi passen. Marius Weller zählt nach seiner langen Verletzungspause wieder zum Kader.

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Erstellt:
21. April 2023, 06:00 Uhr

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