Hintergrund zum Feiertag

Warum heißt es „Gründonnerstag“?

Grüne Speisen oder doch ein altes Wort für Weinen? Der Name „Gründonnerstag“ gibt bis heute Rätsel auf – und lädt zu sprachgeschichtlichen Entdeckungen ein.

Warum heißt es „Gründonnerstag“?

Eine Theorie führt den Namen des Gründonnerstags auf den Brauch zurück, an diesem Tag grüne Speisen zu essen.

Von Katrin Jokic

Gründonnerstag ist der Tag vor Karfreitag und erinnert in der christlichen Tradition an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Damit leitet er das sogenannte Triduum Sacrum ein, die drei heiligen Tage bis Ostern.

Liturgisch ist Gründonnerstag ein Fest der Freude, denn es feiert die Einsetzung des Abendmahls. Dennoch wird an diesem Tag auch bereits auf das Leiden Jesu vorausgeblickt – eine Spannung, die sich auch in der Namensgebung widerspiegelt.

Warum heißt es „Gründonnerstag“?

Die Herkunft des Begriffs „Gründonnerstag“ ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es existieren mehrere Theorien, die versuchen, die Wurzeln des Namens zu erklären:

1. Das alte Wort „grīnen“ – der „weinende Donnerstag“

Eine weit verbreitete Theorie leitet den Begriff vom mittelhochdeutschen Wort grīnen ab, was „weinen“ oder „winseln“ bedeutet. Demnach könnte „Gründonnerstag“ ursprünglich als „Greindonnerstag“ verstanden worden sein – ein Tag des Weinens über das bevorstehende Leiden Christi. Allerdings steht dieser Deutung entgegen, dass Gründonnerstag in der frühen Kirche bereits als Freudentag galt.

2. Die Farbe Grün auf dem Teller

Eine weitere Erklärung führt den Namen auf den Brauch zurück, an diesem Tag grüne Speisen zu essen – etwa Suppen mit frischen Kräutern oder Gemüsegerichte. Besonders in ländlichen Regionen Deutschlands ist dieser Brauch bis heute verbreitet. Denkbar ist allerdings auch die umgekehrte Reihenfolge: Der Tag hieß zuerst „Gründonnerstag“, und erst danach entwickelte sich daraus die Tradition des grünen Essens.

3. Frühere liturgische Farben

Heute ist Weiß die liturgische Farbe des Gründonnerstags – das war jedoch nicht immer so. Der Farbkanon wurde erst im 16. Jahrhundert vereinheitlicht. In früheren Zeiten könnten in manchen Regionen grüne liturgische Farben verwendet worden sein. Möglicherweise spiegelt sich dies im Namen wider, wenngleich es dafür keine gesicherten Nachweise gibt.

Ein besonderer Name im internationalen Vergleich

Bemerkenswert ist, dass die Bezeichnung „Gründonnerstag“ fast ausschließlich im deutschen und tschechischen Sprachraum vorkommt. Andere Länder benennen den Tag ganz anders:

Der deutsche „Gründonnerstag“ ist also sprachlich eine Besonderheit – und bis heute ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich religiöse, kulturelle und sprachgeschichtliche Einflüsse in einem einzigen Begriff vereinen können.