Immer mehr Kinder und Jugendliche werden im digitalen Raum bedroht, belästigt und bloßgestellt. Eine aktuelle Befragung zeigt: Eltern und Schulen sind häufig mit dem Phänomen überfordert.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, einen Menschen fertigzumachen: Man kann ihn ausgrenzen, hinter seinem Rücken tuscheln, ihn beschimpfen, bei Vorgesetzten anschwärzen oder bei Kollegen schlechtmachen. Wann die Grenze des Erträglichen erreicht ist, liegt am Belastungspotenzial des Einzelnen.
Von Markus Brauer/dpa
Bei Mobbing im Internet können Opfer nicht einfach nach Hause fliehen - und sie wissen in der Regel nicht, wie viele Leute zugucken. Umso größere Sorgen bereiten Ergebnisse einer neuen Umfrage. Mobbing, Cybermobbing, Cyberbullying, Bassing, Staffing: Wir erklären, was mit diesen Begriffen gemeint, wer betroffen ist und wie sie zusammenhängen.
Studie: Cybermobbing von Schülern
Schulen reagieren laut Studie zu zögerlich
Der Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing, Uwe Leest, äußerte sich besorgt über die Entwicklung und forderte die Politik zum Handeln auf. Die gesellschaftlichen Auswirkungen würden aus seiner Sicht immer noch stark unterschätzt. Eltern seien „überfordert, die Lehrkräfte zu wenig darauf vorbereitet und die Schulen zu zögerlich in der Reaktion“, heißt es als Fazit in der Studie.
Für die aktuelle Analyse wurden zwischen Mai und Juni dieses Jahres 4213 Schülerinnen und Schüler, 637 Lehrer und 1061 Erziehungsberechtigte repräsentativ nach Bundesländern online befragt.
Jeder vierte Betroffene klagt über Suizidgedanken
Was die Experten besonders alarmiert:
Prävention schon in der Grundschule
Das Bündnis fordert deshalb, bereits in den Grundschulen mit der Präventionsarbeit zu beginnen. Es brauche auch eine bessere Ausbildung von Lehrkräften und mehr Anlaufstellen, heißt es.
Die Politik sei außerdem gefordert, ein Gesetz zum Schutz vor Cybermobbing zu beschließen. Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich und Österreich und trotz der hohen Betroffenenzahlen hat Deutschland ein solches Gesetz bislang nicht.
Was ist Cybermobbing?
Woher kommt der Begriff Mobbing?
Was versteht man heute unter Mobbing?
Wie ist die Situation an den Schulen?
Nach Einschätzung des Erziehungswissenschaftlers und Mobbing-Forschers Sebastian Wachs von der Universität Münster kommt Mobbing an jeder Schule vor. „Schätzungen zufolge sind etwa zehn Prozent der Schüler betroffen – als Opfer, Täter oder beides.“
Was unterscheidet Cybermobbing von Cyberbullying?
Wenn Schüler stänkern, spricht man von Bullying – einem besonders aggressiven Verhalten, das als eine spezifische Form schulischer Gewalt und sozialer Ausgrenzung auftritt. Während es sich in Deutschland eingebürgert hat, von Bullying zu sprechen, wenn das Phänomen im Kontext der Schule untersucht wird, und von Mobbing zu sprechen, wenn das Phänomen im Kontext der Arbeitswelt thematisch ist,
Getuschel auf dem Schulhof, Hänseleien auf dem Heimweg – das war einmal. Die Pennäler von heute tragen ihren Zoff online aus. In sozialen Netzwerken wie Facebook, durch Internetvideos auf You Tube oder per Handy auf Whats App oder SMS wird gemobbt, beleidigt und genervt.
Wer der Angreifer aus dem virtuellen Hinterhalt ist, bleibt meistens im Dunkeln. Selbst wenn ein Mitschüler als Cybermobber entlarvt wird, hat sein schikanöses Treiben nur selten gravierende Folgen.