Weg für Pilgerstaffel-Wiederaufbau ist frei

Gemeinderat beauftragt Stadtverwaltung, Bauprojekt vorzubereiten – Statt Beton- sind nun Sandstein-Treppenstufen geplant

Die Verwirklichung des seit Jahrzehnten gehegten und mit vielen Spenden unterstützten Wunsches und Projekts, die Pilgerstaffel wiederaufzubauen, soll nun zeitnah vorbereitet und umgesetzt werden. Dafür gab das Stadtparlament in seiner jüngsten Sitzung geschlossen grünes Licht.

Weg für Pilgerstaffel-Wiederaufbau ist frei

Zwar haben die Sondierungsgrabungen in der Nähe des ehemaligen Durchgangs an der Kirchhofmauer bisher keine weiteren, erhaltenen Stufen mehr zutage gefördert, trotzdem behält man die Stelle im Blick. Gleichsam helfen die Ergebnisse bei der künftigen Planung. Foto: C. Schick

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Kurz informierte Bürgermeister Armin Mößner über den aktuellen Stand: „Die Baukosten haben uns intensiv beschäftigt“, da die Spenden nicht ausgereicht hätten, das Projekt zu finanzieren. Doch nun sei man einen Schritt weitergekommen: Nach Gesprächen mit verschiedenen Bauunternehmen liegen dem Stadtbauamt zwei Angebote von Fachfirmen vor.

Die Steinsanierung Denkmalpflege Crailsheim GmbH&Co. KG, Tochterunternehmen der Leonhard-Weiss-Gruppe, ist bereit, die Steinarbeiten für rund 213650 Euro auszuführen, die Baufirma Hans-Peter Bay aus Backnang-Strümpfelbach die notwendigen Auffüll- und Spezialbaggerarbeiten für rund 54570 Euro. Hinzu kommen eventuell erforderliche Arbeiten zur Bodenverbesserung, Schlosserarbeiten fürs Treppengeländer und Tor, Honorare und Gutachten sowie Hinweistafeln.

Neben fleißig gesammelten Spenden hilft ein Leader-Zuschuss bei der Finanzierung

Die Gesamtkosten belaufen sich nun auf rund 294300 Euro. Die Finanzierung des Projekts sei gesichert, betonte Mößner. Die Gesamtspendensumme beträgt 146000 Euro: 96000 Euro befinden sich auf dem von Rolf Schweizer verwalteten Spendenkonto des Historischen Vereins, 50000 Euro hat die Bürgerstiftung gesammelt. Hinzu kommt ein in Aussicht gestellter, aufgestockter Leader-Zuschuss in Höhe von rund 148350 Euro. Um die Finanzierung abzusichern, sollen Gemälde und Wertgegenstände zweckgebunden verkauft und ein Erlös von rund 20000 Euro erzielt werden.

An der Planung hat sich laut Mößner etwas verändert. Das Landesamt für Denkmalpflege habe in Aussicht gestellt, dass die neue Pilgerstaffel auf der alten Trasse verlaufen kann, auch weil von der alten Treppe „nicht mehr viel da“ sei, vorausgesetzt, das Bauprojekt wird archäologisch begleitet. Dadurch seien Einsparungen möglich, da die talseitige Hangauffüllung nicht so umfangreich ausfallen müsse wie ursprünglich angenommen. Auch werde der Beginn der Treppe bis zum ersten Podest als Rampe in Asphaltbauweise mit Pflastereinfassung hergestellt, wodurch die Stufen eins bis sieben entfallen. Die Treppenstufen werden nicht auf Betonfertigteilen, sondern in Beton verlegt, der vor Ort hergestellt und verarbeitet wird. Sie sollen wie die Treppenwange aus Wünschelburger Sandstein ausgeführt werden, derselben Steinsorte wie am Marktbrunnen, und nicht wie zunächst geplant aus Beton in Sandsteinoptik.

Bei der Sondierungsgrabung am 9. September am einstigen Durchlass an der Kirchhofmauer der Walterichskirche (wir berichteten) habe sich indes die Hoffnung, im Boden vielleicht noch ein paar intakte Trittstufen zu finden, nicht erfüllt: „Leider ist mehr weg, als gedacht.“ Die Grabungsstelle werde aber weiter auf mögliche Überreste der alten Treppe untersucht, das Ergebnis sei ein wichtiger Schritt zur Umsetzung des Projekts, verdeutlichte der Rathauschef.

Unisono begrüßten die Fraktionssprecher diese positive Entwicklung und signalisierten ihre Zustimmung. Derzeit seien Auktionen und Verkäufe von Gemälden und Wertgegenständen in Vorbereitung. Dafür stelle Thomas Naegele zwei Gemälde zur Verfügung, zudem ist ein Bild von Heinrich von Zügel bei einer Versteigerung vorgesehen, dessen Erlös eine Privatperson fürs Projekt spendet. Auch seien noch Treppenstufen zu erwerben, eine koste 250 Euro, erläuterte der Rathauschef auf Nachfrage von Klaus-Peter Dörrscheidt (UL). Eigentlich habe der Gemeinderat nach einer Begutachtung beim Zweckverband Bauhof doch entschieden, keinen Naturstein, sondern Beton zu verwenden, um die Trittsicherheit und bessere Haltbarkeit zu gewährleisten, hakte Andreas Winkle (CDU-FWV) nach. „Es wird nochmals eine Bemusterung des vorgesehenen Sandsteins geben“, auch werde man die Details noch besprechen, sagte Armin Mößner zu.

Gerd Linke (MD/AL) und Edgar Schäf (SPD) dankten allen Unterstützern und besonders Rolf Schweizer für dessen Engagement, mit dem er jahrzehntelang Spenden für das Projekt sammelte. Sie freuten sich, wenn er dann die Pilgerstaffel hinaufgehen kann. Schäf dankte auch der Verwaltung für ihre Vorarbeit und wies darauf hin, dass die Stadt die Unterhaltskosten werde tragen müssen, darum hoffe man, dass diese nicht zu hoch werden. „Der ehemalige Stadtschultheiß Karl Blum setzte sich dafür ein, die Treppe zu erhalten, doch keiner hörte auf ihn, dabei wäre es damals Ende der 1940er-Jahre viel günstiger gewesen, sie wieder instand zu setzen“, merkte der Bürgermeister an. Angesichts der aktuellen Finanzierungssituation gelte es nun, zügig an die Vorbereitung und Umsetzung der Baumaßnahme zu gehen.