Mitglieder des Unternehmerforums und Gäste beim Gang durch die Sulzbacher Firma L-mobile solutions: Geschäftsführer Pascal Löchner (links) erläutert das Kerngeschäft des Unternehmens – die Entwicklung von Softwarelösungen für Lagerlogistik, Produktion und Servicemanagement. Foto: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Sulzbach an der Murr/Murrhardt. Ein faszinierendes Erlebnis für die zahlreichen Gäste der Mitgliederversammlung des Unternehmerforums Oberes Murrtal (Ufom) war die Besichtigung der „Digital Factory“ (digitalen Fabrik) bei L-mobile solutions GmbH & Co. KG mit Geschäftsführer Pascal Löchner. Das Unternehmen entwickelt Softwarelösungen für Lagerlogistik, Produktion und Servicemanagement, um kleine und mittelständische Unternehmen bei der digitalen Transformation und dem Schritt hin zur sogenannten Industrie 4.0 zu unterstützen. Das heißt, alle Produktionsprozesse werden papierlos und digitalisiert, flexibel und mobil gestaltet sowie an das vorhandene Enterprise-Resource-Planning-System angebunden. In diese Softwarelösung zur Ressourcenplanung sind viele Geschäftsanwendungen und Betriebsdaten integriert, die in einer zentralen Datenbank verarbeitet und gespeichert werden. Modellhaft veranschaulichte Löchner, wie digitalisierte und voll automatisierte Produktionsprozesse funktionieren.
Sie umfassen alle Produktionsschritte von der Online-Bestellung und Planung über die mobile Lagerverwaltung auf Basis einer Lagerbestandsführung, einem fahrerlosen Transportsystem, das die benötigten Teile von A nach B bringt, bis zur vollautomatisch gesteuerten Montage und dem Versand. Dies erfolgt mithilfe neuer Technologien wie E-Labels, elektronischer Etiketten zur Kennzeichnung von Lagerbeständen und Fertigungsaufträge. Hinzu kommt die Ultraweißbandtechnologie zur Objektortung per Radiowellen über spezielle Funkfrequenzen und Bodenmarkierungen. Über das Echtzeitreporting könne man jederzeit auf Produktionsabläufe zugreifen und sie analysieren. Die Prozessauswertung helfe, Organisationsprobleme zu lösen und Abläufe zu verbessern, und die Maschinendatenerfassung ermögliche digitales Servicemanagement.
L-mobile hat 230 Mitarbeiter, ist international aktiv, wächst stark und sucht weitere Softwareentwickler. Gegenüber der Zentrale entsteht ein Neubau mit Digitalfabrik und Veranstaltungszentrum im Erdgeschoss, Büros und Apartmentwohnungen im Obergeschoss. Seit fünf Jahren gibt es einen Standort in Tunesien mit vielen Softwareentwicklern, ein Neubau sei bis Jahresende fertig, weitere Standorte in Spanien und Frankreich seien im Aufbau. Das Land zeichnete L-mobile als einen von 100 Orten für Digitalisierung aus: „Digitalisierungs- und Automatisierungsprojekte sind sehr teuer, müssen gut durchdacht und mit dem Mitarbeiterteam abgesprochen werden“, verdeutlichte der Geschäftsführer.
Höhepunkt im Jahr 2021 sei der Wirtschaftstag mit Landwirtschaftsminister Peter Hauck sowie einer spannenden Diskussion über Entbürokratisierung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren gewesen, fand Vorsitzender Stefan Grotzke. Das Ufom bekam einen neuen Internetauftritt, der schnellere Informationen über Neuigkeiten, Netzwerke und vieles mehr ermöglicht. Die Messe Murrhardt war dank vieler Besucherinnen und Besucher ein Erfolg, diese positive Bilanz zogen Grotzke und Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner. Nun gelte es, die Infrastruktur weiter auszubauen: Die Murrbahn soll zweigleisig, die S-Bahn bis Murrhardt verlängert und die B14 bis Backnang vierspurig werden. Das interkommunale Breitbandprojekt bringt Glasfaseranschlüsse in bisher unterversorgte Bereiche und Teilorte, wozu 132 Kilometer Tiefbau erforderlich seien und was etwa eineinhalb Jahre dauern werde, so Mößner.
Über die Kooperation zwischen Schulen und Ufom-Betrieben informierte Vorstandsmitglied Carmen Brucker. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, soll die Berufsorientierung für die Jugendlichen aller Schularten in Murrhardt und Sulzbach an der Murr verbessert werden. Beispielhaft laufe diese im Murrhardter Heinrich-von-Zügel-Gymnasium: Per Best-Training erkennen Schülerinnen und Schüler ihre Stärken und lernen in einem 15-minütigen Bewerbungstraining, worauf es ankommt. Eine Jobmesse und Unternehmensvorstellungen informieren sie über Berufe und Firmen. Der Schlüssel, um die jungen Menschen als künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, sind laut Brucker die Erlebbarkeit von Berufen und Möglichkeiten bei Erkundungen und einwöchigen Praktika direkt in den Unternehmen.
Schnell hakte die Versammlung die Formalien ab und entlastete geschlossen den Vorstand. Das Ufom hat nun über 60 Mitglieder, neu dabei sind Mario Esch, Möbelschreiner in Fornsbach und Spezialist für individuell gefertigte Privat- und Gewerbemöbel sowie komplette Einrichtungen, und das Fachgeschäft Mode Kalmbach in Sulzbach, das Damenmode samt Accessoires wie Schuhe und Schmuck anbietet. Ebenso im Ufom sind nun Hanisch Hörakustik und die Generalagentur der Württembergischen Versicherung André Voag in Murrhardt sowie die Küche & Design GmbH in Backnang.