Wilde Nachbarn auf Seen, Bächen, Flüssen

Im Winter sind im Murrtal und Limpurger Land besonders viele Entenvögel zu beobachten. Am Murrhardter Feuersee gibt es Häuschen, die ihnen beim Brüten und bei eisiger Witterung helfen sollen. Ein Problem bleibt das Füttern der Tiere beispielsweise mit für sie schädlichem Brot.

Wilde Nachbarn auf Seen, Bächen, Flüssen

Blick auf eine der schwimmenden Wohnhaussiedlungen für die Enten am Murrhardter Feuersee. Integriert sind auch Sträucher, damit die Tiere bei strahlenderem Wetter etwas Schatten haben. Foto: A. Scholz

Von Andreas Scholz

Murrhardt/Gaildorf. Immer wieder bleiben Spaziergänger fasziniert stehen: Am Feuersee oberhalb der Murrhardter Innenstadt drehen bei winterlichen Temperaturen neben Stockenten und Höckerschwänen auch ein paar seltene Teichrallen ihre Runden. Und farbenprächtige Zierenten wie die chilenische Pfeifente machen es sich zwischendurch in einem der Entenhäusle gemütlich. Das muntere Treiben freut nicht nur Tagesgäste, die dem schwäbischen Städtle im Herzen des Naturparks einen Besuch abstatten. In der Stadtverwaltung werden die Tiere und ihre Unterkünfte direkt auf dem See seit vielen Jahren positiv bewertet. „Die Bevölkerung und die Tagestouristen freuen sich an den Enten, Schwänen und Zierenten und verweilen gerne am See. Ein Highlight war der Nachwuchs bei den Schwänen in den vergangenen beiden Jahren“, sagt Bürgermeister Armin Mößner gut gelaunt.

Die große Anzahl an Entenhäuschen am Feuersee, der ein Bestandteil des Stadtgartens ist, überrascht Außenstehende. „Sie wurden als Hilfe für die Tiere beim Brüten sowie bei Eis, Schnee und Regen gebaut und sind seit Jahrzehnten dort. Die aktuellen Entenhäuser und das Schwanenhaus bestehen seit 2018“, erklärt Mößner. Damals seien die bestehenden Entenhäuser durch neue ersetzt worden, die der Bauhof erstellt hat. Manches Entenhäusle ziert ein Weidenstrauch. „Die Sträucher sind bewusst in die Inseln integriert. Sie sollen den Tieren etwas Schatten bieten und dafür sorgen, dass die Anlagen nicht so technisch, sondern auch naturnah aussehen“, sagt Armin Mößner.

Einige Tiere in Murrhardt wurden von im Gemeinderat Engagierten gespendet

In Murrhardt bereichern die Wasservögelpopulationen seit vielen Jahren das Stadtbild. „Auch Gemeinderatsfraktionen haben schon Enten für den See gespendet.“ Maßnahmen, die das Leben der Tiere verbessern, dienen dazu, sie am Gewässer zu halten. Der Bestand dürfe allerdings die Leistungsfähigkeit des Gewässers nicht übersteigen, so Mößner. Entenkot finde sich auf den Wegen eigentlich kaum, da der Feuersee eingezäunt sei und die Tiere nur in seltenen Fällen den See und sein Ufer verlassen würden.

Allerdings ist ein See mit Enten stets mit einem gewissen Mehraufwand verbunden, wie Murrhardts Rathauschef bestätigt: „Personal der Stadt kümmert sich um die Enten und sorgt für eine artgerechte Fütterung und dass die Häuser sauber sind.“ Beschwerden bezüglich der Entenvögel gebe es kaum. Ein Ärgernis sind eher Passanten, die die Enten und Schwäne mit Brot füttern. „Das ist nicht sinnvoll, da oft nicht artgerechtes Futter gegeben wird. Es ist daher zum Schutz der Tiere verboten, sie zu füttern.“ Die Stadtverwaltung sorge dafür, dass die Tiere ausreichend und artgerechtes Futter erhalten.

Auch in Gaildorf können Entenvögel beobachtet werden. Ein bis zwei Stockentenpärchen drehen an dem kleinen Teich unterhalb des Neuen Schlosses häufiger ihre Runden. Da sich in den vergangenen Wochen eine zarte Eisschicht am Haspelsee bei Winzenweiler gebildet hat, sind die dortigen Wasservögel lieber auf den Kocher ausgewichen. Der Kocher bei Gaildorf ist im Winter ein beliebtes Revier für Blässhühner, Höckerschwäne, Nilgänse und Stockenten. In der kalten Jahreszeit sind auch gelegentlich Reiherenten zu Besuch.

Während die Höckerschwäne im eingezäunten und unzugänglichen Naturstromspeichersee am Ortsausgang fast unbemerkt ihre Kreise ziehen, werden Entenvögel am Kocher rasch von Spaziergängern entdeckt. Dass sie von Passanten mit Brot gefüttert werden, sieht man nicht gerne. „Die Stadtverwaltung schließt sich der Meinung der Fachwissenschaft an, dass das Füttern mit Brot für Enten und andere Wasservögel gefährlich ist. Enten sind Wildvögel und in der Lage, sich ihr Futter zu besorgen“, bekräftigt Daniel Kuhn. Die Natur solle sich frei entfalten können und geschützt werden und das gehe am besten ohne Eingriffe der Menschen.

Entenhäusle will die Stadt Gaildorf bewusst nicht aufstellen. „Der Kocher bietet genügend Fläche für wild und frei lebende Wasservögel“, betont Kuhn. Vereinzelt habe es im Stadtgebiet aber in der Vergangenheit schon Entenhäusle auf privaten Grundstücken gegeben.

Auch im benachbarten Fichtenberg und in Gschwend sind Entenhäusle oder Ärger mit Vogelkot kaum ein Thema. „An der Rot fühlen sich die Stockenten sichtlich wohl. Am Diebachsee wird es Wasservögeln im Sommer mit den vielen Badegästen wohl zu unruhig“, sagt der Fichtenberger Bürgermeister Roland Miola.

Ähnlich sieht es am Badesee in Gschwend aus. Wasservögel, so Miolas Amtskollege Christoph Hald, tauchten dort eher nicht auf. Wolfgang Pfister von der DLRG berichtet, dass im Sommer Enten im Schilf brüten und ab und zu Nilgänse vorbeischauen. Auch im Kirchbergweiher habe er schon Enten beobachtet. Weil dort selten jemand vorbeikommt, handelt es sich aber auf jeden Fall um Selbstversorger.