Community Notes gegen Desinformation
Youtube testet Faktencheck-Konzept
Kollektive Anmerkungen gibt es auf X (ehemals Twitter) bereits seit 2021. Die Video-Plattform Youtube plant, künftig eine ähnliche Faktencheck-Funktion einzuführen.
Von Isabelle Vees
Auf vielen digitalen Plattformen wimmelt es von Desinformationen, irreführenden Inhalten und Aussagen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind. Nun plant auch der Videoplattform-Gigant YouTube stärker dagegen vorzugehen und ein neues Feature einzuführen, das Nutzern ermöglicht, Falschinformationen direkt zu korrigieren – ähnlich wie bereits auf der Plattform X.
Pilotphase startete im Juni
YouTube hatte im Juni angekündigt, eine Funktion zu testen, mit der Nutzer Notizen zu Videos hinzufügen können. Ziel sei es, Inhalte in einen relevanten, aktuellen und verständlichen Kontext zu setzen. In einem Blogbeitrag nennt das Unternehmen Beispiele: So könnten etwa Klarstellungen hinzugefügt werden, wenn ein Lied als Parodie gemeint ist oder Zuschauer darauf hinweisen, dass älteres Filmmaterial fälschlicherweise als aktuelles Ereignis dargestellt wird.
Diese Funktion soll eine Ergänzung zu den bereits vorhandenen Informationstafeln und Offenlegungen bei veränderten oder künstlich erstellten Inhalten darstellen. YouTube möchte damit verstärkt gegen Desinformation auf der Plattform vorgehen.
Community Notes auf X bereits etabliert
Das Konzept, das YouTube nun erprobt, ist nicht neu. Seit der Übernahme von Twitter durch Tesla-Chef Elon Musk wurden rund drei Viertel der Belegschaft entlassen, darunter viele Content-Moderatoren, die sich mit Hate Speech und Fake News beschäftigten. Das Factchecking auf der Plattform wurde mit der Einführung der sogenannten „Community Notes“ in die Hände der Nutzer gelegt.
Dieses Feature, das bereits im Jahr 2021 unter dem Namen „Birdwatch“ eingeführt wurde, erlaubt es Nutzern, Anmerkungen zu Posts hinzuzufügen, die sie als irreführend oder falsch empfinden. Zunächst wurde es nur US-Nutzern angezeigt, verbreitete sich wegen Fehlinformationen zur russischen Invasion in der Ukraine und zu COVID-19 rasant und gewann an Popularität.
Kein Allheilmittel gegen Desinformationen
Wird eine Anmerkung von ausreichend vielen Nutzern mit unterschiedlichen Perspektiven als hilfreich bewertet, erscheint sie öffentlich unter dem entsprechenden Post. Ziel ist es, durch die kollektive Zusammenarbeit der Nutzer objektive und transparente Korrekturen zu ermöglichen.
Allerdings gelten die „Community Notes“ nicht als Wundermittel gegen die Verbreitung von Falschinformationen. Eine Studie vom Juli 2023 zeigte bereits, dass Nutzer oft zu langsam reagieren, um virale Fehlinformationen rechtzeitig zu korrigieren.
Pilotphase zunächst nicht in Deutschland
Die Notizfunktion von Youtube soll zunächst in den USA und auf mobilen Geräten in englischer Sprache verfügbar sein. Während der Pilotphase sind Zuschauer, Content-Ersteller und Teilnehmer aufgefordert, Rückmeldungen zur Qualität der Notizen zu geben, um die Funktion kontinuierlich zu verbessern.
Eine kleine Gruppe ausgewählter Kanalbetreiber auf Youtube wurde eingeladen, diese Notizen zu erstellen. Ziel ist es, mithilfe eines speziellen Algorithmus Notizen hervorzuheben, die von einem breiten Publikum als hilfreich empfunden werden. Langfristig sollen diese Systeme weiterentwickelt werden, um die Informationsqualität der Plattform zu steigern.
YouTube hofft, auf Basis des gesammelten Feedbacks den Kontext zu den Videos präziser und informativer gestalten zu können. Wann die Funktion auch in Deutschland eingeführt wird, bleibt abzuwarten.