Ein an vielfältigen Aktivitäten reicher Unterricht, fröhliche Schulfeiern mit beschwingten Musik- und Theaterdarbietungen, niveauvolle Kulturveranstaltungen verschiedenster Art und Schüler, die bei künstlerischen und sportlichen Wettbewerben viele Preise einheimsen: Dafür steht seit 50 Jahren die Hörschbachschule der Walterichstadt.
Die Klasse 1b gestaltete Steckenpferde.
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. „Tradition, sprich Vergangenheit, und Aufbruch, also die Zukunft, ziehen sich als roter Faden durch unsere schulische Arbeit“, verdeutlicht Rektorin Melanie Luithardt. Darum seien „im ganzheitlichen Unterricht handwerkliches Arbeiten und digitale Medien gleichwertig. In diesem Spannungsfeld versuchen wir Gräben zu schließen, Brücken zu bauen, Menschen zu verbinden, Fortschritt und Bewährtes zu kombinieren, um mit geballter Kraft die Zukunft mitgestalten zu können“, betont die Schulleiterin.
Zum Jubiläum hat sie eine historische Chronik der Hörschbachschule zusammengestellt. Als man 1965 in Murrhardt den Schulentwicklungsplan umsetzte und die kleinen Teilortschulen in Hinterbüchelberg und Murrhärle, Steinberg und Vorderwestermurr schloss, zeigte sich, dass der Platz für deren Schüler in der neu eingerichteten Hauptschule an der Walterichschule nicht ausreichte. Darum beschloss man, die Hörschbachschule als neue Grundschule zu bauen. 1966 legte man deren Standort fest auf einer Streuobstwiese am Rand der Siedlung und heutigen Weststadt.
Architekt Walter Rommel aus Birkmannsweiler plante die Hörschbachschule als Grundschule für 8 Klassen. Die Bauarbeiten begannen im Juni 1968, die Baukosten betrugen über 1,8 Millionen D-Mark, nur wenig mehr als ursprünglich geschätzt. Am 1. September 1969 begann der Unterricht im neuen Schulgebäude für 331 Schüler, darunter 100 Erstklässler in nur zwei Klassen. Die offizielle Einweihungsfeier folgte am 30. Oktober, und erster Rektor war Walter Kemmner bis 1976. In den 1970er-Jahren stiegen die Schülerzahlen bis auf 366 in 11 Klassen an. Seitdem gingen sie stetig zurück bis auf ungefähr die Hälfte heute. Im Juni 1974 feierte die Hörschbachschule ihr erstes Schulfest, im selben Jahr begannen die Entlassfeiern für die Viertklässler und die Weihnachtsfeiern. Und seit vielen Jahren begrüßt die Schulgemeinschaft die Erstklässler mit heiteren Schulaufnahmefeiern. Eine wichtige Rolle im Schulleben und bei Veranstaltungen spielen seit Langem dank engagierter Lehrer die Musik in Form von Chorgesang und Flötenspiel, die Aufführung kurzer Theaterstücke oder Musicals sowie der Sport. Hinzu kommen Kooperationen mit diversen Murrhardter Vereinen. 1976 ging Rektor Kemmner in Ruhestand, das Amt des Schulleiters übernahm der bisherige Konrektor Friedrich Weber, dem 1977 Elmar Schmidt-Lawrenz nachfolgte. 1979 erfolgte die Einweihung des Sportplatzes. Von 1986 bis 1998 leitete Fritz Wetzel die Hörschbachschule. Seit 1992 besteht die Grundschulförderklasse, in der Kinder gezielt gefördert und auf den Regelunterricht vorbereitet werden, die zwar schulpflichtig, aber wegen verschiedenen Entwicklungsverzögerungen noch nicht schulreif sind. 1998/99 leitete Konrektor Elmar Schmidt-Lawrenz ein Jahr kommissarisch die Hörschbachschule bis zur Amtseinsetzung von Rektor Michael Frank. 2000 begann die Kernzeitbetreuung, 2005 gründete sich der Förderverein. 2014 übernahm Melanie Luithardt kommissarisch für ein Jahr die Schulleitung, im Dezember 2015 erfolgte ihre Einsetzung als fünfte Rektorin. Im selben Jahr wurden der Parkplatz und Pausenhof erweitert, zudem der Niederseilklettergarten aufgebaut. Seit dem Schuljahr 2017/18 ist die Hörschbachschule Referenzschule für Medienbildung, dazu erhielt sie WLAN und ein eigenes Schulnetz. Im laufenden Schuljahr 2018/19 folgte die Ausstattung der Klassenzimmer mit Beamern, auch begann die Inklusion.
Seit 30. April läuft die Projektwoche „50 Jahre Hörschbachschule“: Voller Begeisterung und vor Ideen sprühend begeben sich die Schüler dabei auf eine spannende Zeitreise. Sie erfahren, wie damals die Schule aussah und der Unterricht ablief, wie und womit ihre Großeltern und Eltern lernten, aber auch womit sie spielten. Dabei setzen die Klassenstufen verschiedene Themen überaus kreativ um, wofür das Lehrerkollegium diverse Bastelmaterialien, aber auch zahlreiche historische Schulutensilien und Unterrichtsmaterialien organisiert hat.
Die Erstklässler gestalten originelle historische Spielzeuge wie Steckenpferde mit Köpfen aus alten Strümpfen, Woll- und Stoffresten. Ebenso kleine Fahrzeuge mit vier Rädern aus Verpackungsmaterialien wie Joghurt- oder Margarinebechern, Kronenkorken und anderem. Die Einzelteile werden mit Klebstoff, Knetmasse, Klebebändern und der Heißklebepistole fest verbunden. Die Zweitklässler trainieren das Spiel mit Murmeln, Fäden und Kreiseln. Die Drittklässler lernen lesen und schreiben wie ihre Großeltern mit alten Ranzen und Schulbüchern, Griffel, Schiefertafel und Läppchen, und üben mit Feder und Tinte die Sütterlinschrift.
Die Klasse 4a erkundet die Umgebung der Hörschbachschule früher und heute. Dazu markieren die Schüler auf einem Stadtplan von Murrhardt mit Fähnchen die Straßen, in denen sie wohnen. Weiter gestalten sie Straßenschilder, auf denen sie auch erklären, woher die Straßennamen kommen und was sie bedeuten. Und die Klasse 4b untersucht, mit welchen Medien Schüler früher und heute im Unterricht arbeiten, wie Abakus oder Taschenrechner. Heute bieten Computer eine Vielzahl von Lernmöglichkeiten, auch überlegen die Viertklässler, wie das Lernen in der Zukunft aussehen könnte.
Die Schüler der 3a übten mit Feder und Tinte die Sütterlinschrift. Fotos: E. Klaper
Die Hörschbachschule lädt morgen, 3. Mai, ab 14 Uhr zur Schuljubiläumsfeier mit Festakt ein. Auf dem Programm stehen Grußworte, Gesangs- und Instrumentaldarbietungen sowie Tanzvorführungen. Anschließend präsentieren die Klassen ihre Arbeiten.