Handynetz in Deutschland

1&1 kommt beim Netzausbau voran, aber Rückstand bleibt

Seit Ende 2023 können Handynutzer in Deutschland beim Vertragsabschluss unter vier Mobilfunk-Netzen wählen, vorher waren es nur drei. Der Neueinsteiger hat beim Netzausbau weiterhin zu kämpfen.

Beim Bau seines Handynetzes hatte 1&1 mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen. (Symbolbild)

© dpa/Hauke-Christian Dittrich

Beim Bau seines Handynetzes hatte 1&1 mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen. (Symbolbild)

Von red/dpa

Deutschlands viertes Handynetz wird größer, im Vergleich zur Konkurrenz ist es aber noch winzig. Der Chef des Netzbetreibers 1&1, Ralph Dommermuth, sagte in Montabaur, dass Ende Juni mehr als 400 Standorte ins Netz integriert gewesen seien. Das waren etwa doppelt so viele wie drei Monate zuvor. Zum Vergleich: O2 hat in Deutschland rund 28.000 aktive Mobilfunk-Standorte, Vodafone 26.000. 

Dort, wo 1&1 keine eigenen Funksignale sendet, werden seine Kunden mit dem Netz von O2 verbunden. Dies geschieht im Rahmen eines National-Roaming-Vertrags zwischen den beiden Firmen, bei dem 1&1 Miete zahlt für die Nutzung des Netzes des Konkurrenten. Allerdings wechselt 1&1 noch in diesem Sommer zu Vodafone - in der Zukunft werden die Kunden also mit dem Netz der Deutschlandtochter des britischen Telekommunikationskonzerns verbunden.

Beim Bau seines Handynetzes hatte 1&1 mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen. Anfang 2023 sollten eigentlich 1000 Standorte in Betrieb genommen sein, tatsächlich waren es nur fünf. Danach leitete die Bundesnetzagentur ein Bußgeldverfahren ein. 1&1 machte seinen Ausbaupartners Vantage Towers verantwortlich, der eine Vielzahl an Standorten trotz eines entsprechenden Vertrags nicht übergeben hatte. 

Ausbau läuft mühsam

Die Zusammenarbeit beider Firmen läuft weiterhin nicht planmäßig, wie aus Äußerungen von Dommermuth klar wird. „Wir haben gerade von Vantage wieder 250 Standorte abgekündigt bekommen.“ Der Ausbau sei mühsam. „Aber wir gewinnen da zunehmend Flughöhe.“ Bis Ende 2025 muss 1&1 mit seinen Antennen ein Viertel der Haushalte in Deutschland erreichen, so sieht es eine Vorschrift der Bundesnetzagentur vor. Dies will 1&1 schaffen.

Im Mai hatte 1&1 in seinem noch kleinen Netz erhebliche technische Probleme gehabt, viele Kunden waren lange nicht erreichbar. Wegen dieses Ausfalls habe man schätzungsweise etwa 50.000 Kündigungen bekommen, sagt Firmenchef Dommermuth. Auch ihn habe der Ausfall überrascht. „Meine Frau hat mich morgens geweckt, weil meine Kollegen mich nicht auf dem Handy erreichen konnten, weil mein Handy eben auch ausgefallen war.“ 

So etwas komme beim Bau eines neuen Netzes zwar wohl vor, es hätte aber nicht vorkommen sollen. „Wir haben auch zu lange gebraucht, um das zu entstören.“ Man habe dazugelernt und gehe davon aus, dass das nicht wieder passiere. 

Die Tochterfirma von United Internet hat ein eher durchwachsenes Halbjahr hinter sich. Der Umsatz legte um 1,1 Prozent auf 2,02 Milliarden Euro zu und das operative Ergebnis (Ebit) sank um 22,8 Prozent auf 196,1 Millionen Euro. Die Kosten für den Netzausbau - die Anlaufkosten - waren deutlich höher als zuvor. Die ursprüngliche Jahresprognose für Umsatz und Profitabilität hatte 1&1 unlängst etwas gesenkt.

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Erstellt:
8. August 2024, 14:24 Uhr

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