Schock-Nachzahlung in Freiburg
18.000 Euro Stromrechnung – Rentner kämpft um sein Geld
Berthold Buschmann ist fassungslos: Der Rentner aus Freiburg hat eine Stromrechnung in Höhe von 18.000 Euro bekommen. Jetzt kämpft der 70-Jährige um sein Geld.

© Berthold Buschmann/privat
Unvorstellbare Stromrechnung: Der Freiburger Berthold Buschmann soll 18.000 Euro nachzahlen.
Von Jonas Schöll
Beim Blick auf seine Stromrechnung fällt Berthold Buschmann aus allen Wolken. Die Summe, die der Rentner aus Freiburg seinem Energieversorger Badenova Netze nachzahlen soll, ist unvorstellbar hoch. Schwarz auf weißt steht es da: Mehr als 18.000 Euro soll der 70-Jährige berappen. Der Familienvater ist sich sicher: Er ist Opfer einer Manipulation am Stromzähler geworden. „Das ist kriminell, was da abgelaufen ist“, sagt Buschmann, der seit mehr als drei Jahrzehnten mit seiner Familie in dem Mietshaus im Stadtteil Stühlinger wohnt. Jetzt will der Rentner um sein Geld kämpfen.
Horrende Nachzahlung schockt Familie
Der Schock traf Buschmann nicht ohne Vorwarnung. Sein Energieversorger Badenova Netze hatte den ungewöhnlich hohen Stromverbrauch im vergangenen November bemerkt und den Freiburger gebeten, den Zählerstand zu überprüfen. „Es war ein Schock“, erinnert sich Buschmann, an den Moment als er im Heizkeller eine „gruselige“ Entdeckung macht: Ein fremdes Starkstromkabel, das vom Heizungsraum bis zu seinem Zählerkasten gelegt worden war. Auf Videos und Fotos dokumentierte er den Weg des Kabels. Ein Kamerateam des SWR berichtete zuerst über den Fall.
Seine Entdeckung deutet auf eine direkte Verbindung zwischen seinem Stromzähler und einer mobilen Heizungsanlage hin, die als Ersatz für die monatelang kaputte Gasheizung des Hauses installiert worden war, wie Buschmann erzählt. Die Hausverwaltungsfirma Tetik habe das provisorische Notgerät in den Keller gestellt, das für warmes Wasser im Haus gesorgt habe. Und genau mit dieser mobilen Heizungsanlage sei sein Zählerkasten mit Kabeln verbunden gewesen. Die Beweise, die er sicherte, legen nahe, dass die Kabelverbindung von Fachleuten installiert worden war.
Erklärt ein fremdes Kabel am Stromzähler die hohe Summe?
Buschmanns Verdacht: Nur diese mobile Heizungsanlage fürs ganze Haus kann seinen Stromverbrauch erklären. Der Familienvater sucht Hilfe beim Mieterschutzbund. Dieser kontaktiert die Hausverwaltungsfirma Tetik aus Waldkirch (Kreis Emmendingen). „Wir wollten wissen, was das Kabel da soll“, sagt Buschmann, „aber die haben so reagiert, als ob sie mit dem Zählerstand nichts zu tun haben.“ Einige Tage später passierte etwas Merkwürdiges: Das Kabel und der Anschluss an den privaten Zähler waren verschwunden. „Das muss in einer Nacht- und Nebelaktion passiert sein“, so Buschmann.
„Am Stromzähler lag noch der abgezwickte Kabelbinder“, erinnert sich Buschmann. Doch wer das Starkstromkabel, wann genau entfernt hat, das ist bislang unklar. Eine Anfrage unserer Redaktion ließ die Firma Tetik zunächst unbeantwortet. Dem SWR gegenüber stritt die Firma jede Schuld ab. Sie sieht sich für den offenbar falsch abgerechneten Strom nicht in der Verantwortung. Genauso tut das der Stromversorger Badenova Netze, der auf die Bezahlung der horrenden Rechnung bestand. „Die Badenova Netze sind da knallhart. Die wollen ihr Geld“, sagt Buschmann.
Familie wehrt sich gegen exorbitante Stromrechnung
Im Fall von Herrn Buschmann habe man eine Kontrollablesung vor Ort durchgeführt – dabei habe der Ableser keinen Defekt feststellen können. „Auf Basis dieser Ergebnisse gingen wir davon aus, dass der gemessene Stromverbrauch korrekt war und die Nachzahlung daher begründet ist“, sagt eine Badenova-Sprecherin auf Anfrage unserer Redaktion. Die hohe Summe resultiere aus dem außergewöhnlich hohen Stromverbrauch: „Was diesen hohen Verbrauch letztendlich verursacht hat, können wir nicht mit Sicherheit sagen und nur vermuten.“
Die Badenova-Sprecherin weiter: „Da wir bei der Kontrollablesung keine Anzeichen für einen Defekt oder eine Manipulation am Zähler feststellen konnten, sahen wir keine Notwendigkeit für besondere Maßnahmen.“ Der Energieversorger empfiehlt Kunden in solchen Fällen die Polizei einzuschalten und Anzeige zu erstatten. Genau das hat Rentner Buschmann getan. Eine Zivilklage soll nun klären, ob er tatsächlich für die hohen Stromkosten aufkommen muss oder ob die Verantwortlichkeit bei der Hausverwaltung oder an anderer Stelle zu suchen ist. „Das ist hart erarbeitetes Geld. Und das möchte ich gerne wiederhaben“, sagt der 70-Jährige.