Europa in Flammen
2023 war eines der schlimmsten Waldbrandjahre
Waldbrände werden angesichts des voranschreitenden Klimawandels zu einem wachsenden Problem. Der Auslöser für die Feuer ist dabei fast immer der Gleiche.
Von Markus Brauer/dpa
Das vergangene Jahr gehörte nach Angaben der EU-Kommission zu einem der schlimmsten Waldbrandjahre in Europa. Auf dem Kontinent sowie in den beobachteten Teilen des Nahen Ostens und Nordafrikas verbrannte den Angaben zufolge insgesamt eine Fläche von mehr als 500.000 Hektar. Das entspricht in etwa der Fläche von Mallorca, Menorca und Ibiza zusammengenommen.
Wie die Behörde weiter berichtete, wurde mit einem Großbrand in Griechenland nahe der Stadt Alexandroupolis 2023 auch der größte je in der EU erfasste Waldbrand registriert. Die Aufzeichnungen durch das European Forest Fire Information System (EFFIS) gehen bis ins Jahr 2000 zurück.
The #EFFIS 2023 Forest Fires report for Europe, the Middle East, and North Africa has just been released! ➡️The report shows that the 2023 wildfire season was one of the worst in the in over 2⃣0⃣ years‼️ Find more insights at https://t.co/Oh5NcIBMU1pic.twitter.com/zNGAY4iLyb — Copernicus EMS (@CopernicusEMS) November 19, 2024
Fast alle Brände werden durch Menschen verursacht
Die vergangenen Jahre zeigten zunehmend Auswirkungen des Klimawandels, der Brände häufiger und intensiver mache, führte die Kommission weiter aus. Die Brandsaison verlängere sich und Feuer träten auch in normalerweise nicht betroffenen Gebieten auf.
Laut EU-Kommission werden rund 96 Prozent der Waldbrände in der EU durch menschliches Handeln – etwa achtlos weggeworfene Zigaretten – verursacht. Daher seien Bildungs- und Aufklärungskampagnen entscheidende Maßnahmen, um Brände zu verhindern. „Angesichts der Verschärfung der Klimakrise muss sich die europäische Bevölkerung unbedingt auf häufigere und intensivere Waldbrände vorbereiten“, teilt die Kommission mit.
Weniger verbrannte Fläche in diesem Jahr
Laut einer vorläufigen Bewertung der Waldbrandsaison 2024 liegt die in der EU bis Mitte September verbrannte Fläche unter dem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahrzehnte. Dies sei vor allem auf Regenfälle zurückzuführen, die in einem Großteil der EU im Frühjahr und Sommer aufgetreten seien.
In Deutschland war die Waldbrandsaison 2023 deutlich weniger schlimm als im Vorjahr. „Sowohl die Anzahl der Brände als auch die verbrannte Gesamtfläche waren weniger als halb so groß wie im Jahr 2022“, heißt es in dem Bericht der EU-Kommission unter Berufung auf Behördenangaben aus Deutschland.
Zahl extremer Waldbrände hat sich verdoppelt
Häufigkeit und Intensität extremer Waldbrände auf der Erde haben sich einer Analyse zufolge von 2003 bis 2023 etwa verdoppelt. Dabei sind die sechs extremsten Jahre seit 2017 aufgetreten. Nur das Jahr 2022 bildete eine Ausnahme, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Ecology & Evolution“ berichten.
Besonders intensive Waldbrände gab es demnach 2023, dem bisher wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Klimawandel verschärft vielerorts die Bedingungen für Waldbrände, etwa durch länger andauernde Trockenphasen.
In den Urlaubsregionen Südeuropas ist die Sorge bereits groß, dass auch dieser Sommer wieder verheerende Wald- und Buschbrände bringt. In Griechenland gab es im Zuge einer Hitzewelle zuletzt nahezu im Minutentakt neue Feuer. Im vergangenen Jahr waren in Südeuropa hunderttausende Hektar Wald- und Buschgebiete verbrannt, mehrere Menschen und zahllose Tiere starben.
2913 extreme Waldbrände erfasst
Die Forscher hatten mehr als 88 Millionen Satellitenbilder und die Strahlungsleistung von fast 31 Millionen Ereignissen einbezogen. Bei einem Waldbrand bezieht sich die Strahlungsleistung auf die Energiemenge, die vom Feuer in Form von Wärmestrahlung abgegeben wird.
Insgesamt erfassten die Forscher 2913 extreme Waldbrände, die sich auf Nordamerika, Sibirien und Australien konzentrierten. Weitere Hotspots waren Südamerika und das südliche Afrika.
Mehr Trockenperioden durch Klimawandel
Für den ansteigenden Trend sind den Modellrechnungen zufolge hauptsächlich Wälder auf der Nordhalbkugel verantwortlich. So stieg die Anzahl extremer Brände in Nadelwäldern der gemäßigten Breiten um etwa das Elffache, von 6 im Jahr 2003 auf 67 im Jahr 2023.
In den borealen Wäldern Nordamerikas, Europas und Russlands erhöhte sich die Anzahl um das mehr als Siebenfache. Die Forscher führen dies auf vermehrte Trockenperioden infolge des Klimawandels zurück.
Waldbrände sorgen für enorme CO2-Emissionen in Südamerika
Weltweit hat sich die Anzahl extremer Waldbrände im Untersuchungszeitraum von etwa 100 auf mehr als 200 jährlich erhöht, wie es weiter heißt. Die Strahlungsleistung der 20 größten Brände pro Jahr ist von knapp 60.000 Megawatt auf rund 120.000 Megawatt gestiegen. Die angerichteten Schäden gehen in die Milliarden, zudem sind zahlreiche Opfer unter Menschen und in der Tier- und Pflanzenwelt zu beklagen.
„Die zunehmende Häufigkeit und das Ausmaß extremer Waldbrandereignisse stehen im Einklang mit der globalen Erwärmung und unterstreichen die Dringlichkeit, mit der wir uns an ein Klima anpassen müssen, das extreme Waldbrände begünstigt“, schreiben die Autoren.