Klimawandel

2024 war heißester Sommer in Südosteuropa überhaupt

Vor allem in Südosteuropa standen die Menschen von Juni bis August deutlich länger unter Hitzestress als üblicherweise. Das Mittelmeer erreichte mit fast 29 Grad Celsius einen Rekordwert.

„Die extremen Temperaturen in Regionen wie Südosteuropa wirken sich auf das Wohlbefinden der Europäer aus, da die Bürger in dieser Region mehr Hitzestress erleben als je zuvor.“

© Imago/Bihlmayerfotografie

„Die extremen Temperaturen in Regionen wie Südosteuropa wirken sich auf das Wohlbefinden der Europäer aus, da die Bürger in dieser Region mehr Hitzestress erleben als je zuvor.“

Von Markus Brauer/dpa

Ein neuer trauriger und besorgniserregender Rekord, den keiner braucht: Südosteuropa hat einer vorläufigen Bilanz des EU-Klimawandeldienstes Copernicus zufolge den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt.

#CopernicusClimate's highlights from summer 2024: Summer 2024 was the warmest on record for Europe Southeastern Europe saw up to 60% more ‘warm daytimes’ than average 35% of European rivers were notably or exceptionally low Read our full lookback https://t.co/saFYAtwrpCpic.twitter.com/qEzMO1pXSp — Copernicus ECMWF (@CopernicusECMWF) September 26, 2024

Das sind die Auswirkungen des Extremwetters in Europa

  • Hitzestress: Menschen in Südosteuropa seien von Juni bis August an 66 Tagen „starkem Hitzestress“ ausgesetzt gewesen, hat Copernicus am Donnerstag (26. September) mitgeteilt. Dies sei die mit Abstand höchste Anzahl von Tagen mit starker Hitzebelastung in Südosteuropa, die durchschnittliche Anzahl liege bei 29.

 

 

 

 

  • Rekordwerte: Gebiete in Südosteuropa und in Fennoskandinavien – diese Halbinsel umfasst unter anderem Skandinavien, Finnland und die zu Russland gehörende Halbinsel Kola – hätten Rekordtemperaturen verzeichnet, berichtet Copernicus weiter. In Nordwesteuropa indes lagen die durchschnittlichen Temperaturen von Juni bis August nahe oder unter dem Durchschnitt.
  • Wassertemperaturen: Auch das Mittelmeer erreichte der vorläufigen Bilanz zufolge einen Rekordwert: Die Temperatur an der Wasseroberfläche lag demnach über das gesamte Becken gemittelt am 13. August bei 28,45 Grad Celsius. Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Klimawandeldienstes, erklärt dazu: „Die extremen Temperaturen in Regionen wie Südosteuropa wirken sich auf das Wohlbefinden der Europäer aus, da die Bürger in dieser Region mehr Hitzestress erleben als je zuvor.“
  • Starkregen: Auch bei den Niederschlägen gab es in Europa einen starken Kontrast zwischen einzelnen Regionen. Der größte Teil des Kontinents, insbesondere der Südosten, verzeichnete unterdurchschnittlich viele nasse Tage. In anderen Regionen, darunter im Norden von Großbritannien, in Fennoskandinavien und in den baltischen Staaten, gab es bis zu 20 Regentage mehr als im Durchschnitt.

 

 

  • Niedrig- und Hochwasser: 35 Prozent der europäischen Flüsse – vor allem in Südosteuropa – hätten einen sehr niedrigen Wasserstand aufgewiesen. Dagegen hätten Flüsse in weiten Teilen Mitteleuropas für diese Jahreszeit außergewöhnlich viel Wasser geführt.

Pariser Klimaziele sind schon gerissen

Um einen Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatte die Weltgemeinschaft 2015 im Pariser Klimaabkommen vereinbart, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Laut einer aktuellen Prognose der UN bewegt sich die Erde angesichts weiter steigender Treibhausgas-Emissionen derzeit aber auf eine gefährliche Erwärmung um 2,5 bis 2,9 Grad - oder sogar noch mehr  - bis zum Jahr 2100 zu.

Info: Folgen der Klimarekorde

Klimafolgen Das Ausmaß und die Richtung der Klimaveränderungen unterscheidet sich je nach Region. Dadurch sind auch die Auswirkungen sehr unterschiedlich. Insgesamt werden sich die schon heute spürbaren Folgen des Klimawandels weiter verstärken.

Starkregen Die Niederschläge werden vielerorts häufiger und heftiger. Allerdings mit großen regionalen Unterschieden: In West- und Ostafrika fallen mehr Regen pro Quadratmeter und Jahr. In Südasien erhöht sich die Niederschlagsmenge – vor allem in Form von Starkregen. Weniger Regen wird es hingegen im Südwesten Nordamerikas und im Mittelmeerraum, in Australien und im Amazonas geben.

Extremniederschläge „Höhere Temperaturen führen auch zu mehr Extremniederschlägen, weil warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen und dann abregnen kann.“ Die Folge: Überschwemmungen wie 2023 etwa in Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Laut einer Studie im Fachjournal „Climate and Atmospheric Science“ ist die Zahl der Niederschlagsrekorde stark gestiegen. Im Durchschnitt könne einer von vier rekordhohen Tagesniederschlägen auf den Klimawandel zurückgeführt werden.

Hitzestress-Tage Bei 1,5+ Grad globaler Erwärmung tritt der Mix aus Luftfeuchtigkeit und Hitze häufiger auf und die für Menschen noch erträgliche Grenze wird deutlich überschreiten. In Mitteleuropa werden die Sommer heißer, feuchter und schwüler. Die Sonneneinstrahlung wird intensiver und länger – vor allem im Mittelmeerraum, in Nordeuropa, im Osten Nordamerikas, in weiten Teilen Afrikas sowie in der Arktis.

Dürre „Höhere Temperaturen führen zu verstärkter Dürre, weil aufgrund der stärkeren Verdunstung die Böden und Vegetation schneller austrocknen, wenn es nicht viel regnet“, sagt der Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Doch nicht nur Dürre ist eine Folge der Hitze.

Hagel Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach ist Hagel ist ein „häufiger Begleiter sommerlicher Starkgewitter“. Je größer die Hagelkörner sind, desto größer ist auch der angerichtete Sachschäden sowie die Schäden in der Landwirtschaft.

Hitzekuppeln Als Hitzekuppel (auf Englisch „Heat dome“) oder Hitzeglocke wird ein Hochdruckgebiet bezeichnet, das heiße Luft wie ein Deckel in einer Region festhält. Der Hochdruck verhindert eine Bildung von Wolken, wodurch Sonnenstrahlen ungehindert den Erdboden aufwärmen können. Der Druck lässt zugleich Luftmassen absinken, was die Luft aufwärmt und die Hitze weiter verstärkt. Für die Menschen in den betroffenen Gebieten kann sich das anfühlen wie in einem Ofen. Eine Hitzekuppel kann eine Region Tage oder sogar Wochen im Griff haben.

Zum Artikel

Erstellt:
26. September 2024, 18:29 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen