Archäologie-Skandal in Rheinland-Pfalz

21 fossile Schädel bewusst falsch datiert

In dem vorliegenden Fall geht es um mögliche Manipulation. Davon betroffen sind Untersuchungen zufolge auch zwei Sensationsfunde aus Rheinland-Pfalz.

Ein Schädel wird von einer Archäologin an der Ausgrabungsstätte in Deutschland freigelegt (Symbolbild).

© dpa/Matthias Bein

Ein Schädel wird von einer Archäologin an der Ausgrabungsstätte in Deutschland freigelegt (Symbolbild).

Von Markus Brauer/dpa

Ein unter Manipulationsverdacht stehender Archäologe aus Rheinland-Pfalz soll Untersuchungen zufolge auch falsche Angaben über zwei angebliche Sensationsfunde gemacht haben. Der „Neandertaler von Ochtendung“ und das „Schlachtfeld von Riol“ gehörten zu 18 weiteren Verdachtsfällen, die sich gegen den früheren Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) ergeben hätten, berichtete das zuständige Innenministerium in Mainz. Wie sich der Mann zu den Vorwürfen verhält, ist bislang unklar.

Neandertaler von Ochtendung

Ein Archäologe der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Koblenz fand im Jahr 1997 in der Nähe von Ochtendung das Schädeldach eines erwachsenen Mannes (30 bis 45 Jahre). Es war unter dem Druck des Erdreichs in drei Teile zerbrochen, die sich aber wieder nahtlos aneinander fügen ließen.

Aufgrund einer Analyse ging man davon aus, dass die Schädeldecke von einem sogenannten „frühen Neandertaler“ stammte. Aufgrund neuer Erkenntnisse könnte es sein, dass diese Schädeldecke deutlich jünger ist als zunächst gedacht.

Schlachtfeld von Riol

Auf einer Anhöhe bei Riol soll es nach dem Tod des Kaisers Nero eine bedeutende Schlacht mit den Römern gegeben haben. Das bestätigte im Jahr 2015 eine neu aufgetauchte Sammlung von Altfunden, wie die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz damals erklärte.

Zu den rund 20 Funden gehörten etwa Schnallen von Schienenpanzern, eiserne Lanzenspitzen und Schleuderbleie. Die Schlacht zwischen Treverern und Römern im Jahr 70 n. Chr. bei Riol war bekannt, nur nicht der genaue Ort des Schachtfelds.

21 Artefakte bewusst falsch datiert

Das Ministerium hatte im Oktober bekannt gemacht, dass der bereits seit längerem freigestellte Landesbeamte verdächtigt werde, mindestens 21 gefundene Schädel oder Schädelteile bewusst falsch datiert zu haben. Gegen den ehemaligen leitenden Mitarbeiter läuft ein Disziplinarverfahren wegen des Vorwurfs der bewussten Manipulation.

Er hatte mehrere menschliche Schädel und Schädelteile dem fünften Jahrhundert vor Christus zugeordnet. Das traf den Untersuchungen zufolge aber nur bei zwei zu. Die anderen waren deutlich jünger und stammten aus dem Mittelalter oder sogar aus der Neuzeit.

Angeblicher Neandertaler-Schädel stammt wohl aus dem Frühmittelalter

Der angebliche Neandertaler-Schädel sei den Untersuchungen zufolge 160.000 bis 170.000 Jahre jünger als angenommen, sagt Innenstaatssekretärin Simone Schneider.

Die archäologische Datenbasis für das „Schlachtfeld von Riol“ – angeblicher Fundort einer historisch bezeugten Schlacht aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. – - habe sich bei der Überprüfung als unzureichend herausgestellt.

Worum es bei den anderen 16 Verdachtsfällen geht, war zunächst unklar. Nicht öffentlich bekannt ist zudem, wie viele Projekte noch untersucht werden, an denen der Archäologe beteiligt war.

Ausmaß des Skandals muss noch geklärt werden

Aufgrund konkreter Anhaltspunkte, der Archäologe habe geschichtsträchtige archäologische Funde bewusst manipuliert, war die Aufklärung mit externer Unterstützung und Beratung angestoßen worden. Diese solle das genaue Ausmaß der betroffenen Funde klären. Jetzt werde der Umgang mit den Ergebnissen geprüft.

Auslöser der Überprüfungen war früheren Angaben zufolge eine vertrauliche Anfrage einer nicht genannten Universität aus dem vergangenen Jahr. Dort seien Zweifel an der schon viele Jahre alten Dissertation des Mannes aufgekommen.

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Erstellt:
26. November 2024, 09:34 Uhr

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