TV-Doku über das Turnen

60 Sekunden Perfektion – so hart und lang ist der Weg dorthin

Turnen der Spitzenklasse ist beeindruckend und schön anzuschauen. Aber was steckt hinter diesen Leistungen? Wie hart und schmerzhaft kann dieser Sport sein? Das zeigt eine sehenswerte TV-Dokumentation.

Drei Hauptfiguren der Turn-Doku: Elisabeth Seitz (li.), Lukas Dauser (re.) und Pauline Schäfer-Betz.

© SWR

Drei Hauptfiguren der Turn-Doku: Elisabeth Seitz (li.), Lukas Dauser (re.) und Pauline Schäfer-Betz.

Von Dirk Preiß

Inzwischen hat sie ja jede Menge Urlaubsfotos in den sozialen Medien gepostet. Gut gelaunt und bester Stimmung. Aber kürzlich, im Alten Schloss in Stuttgart, da rang Emma Malewski mit den Tränen.

Die Turnerin war zu Gast bei der Premiere einer Dokumentationsreihe, die sich mit ihrer Sportart beschäftigt: dem Turnen – und damit auch mit ihr. Es geht unter anderem um das Rennen der deutschen Turnerinnen um das eine Ticket für die Olympischen Spiele in Paris, das in den vergangenen Wochen noch zu vergeben gewesen war. Auch Emma Malewski hatte darum gekämpft. Beziehungsweise: kämpfen wollen. Eine neuerliche Verletzung stoppte sie, ihr olympischer Traum „ist geplatzt“, sagte sie – und schluckte.

Das gilt mittlerweile auch für Elisabeth Seitz. Auch die Stuttgarterin ist eine der Protagonistinnen und Protagonisten, die der SWR-Turnexperte Philipp Sohmer mit seinem Team viele Monate lang begleitet hat. Seitz hatte sich nach einem Riss der Achillessehne zurückgekämpft, war fit geworden – doch dann war die 16-jährige Helen Kevric einfach besser. Seitz ist nun Ersatzturnerin für Paris.

Der Weg der Sportlerinnen und Sportler in die französische Hauptstadt ist tatsächlich der rote Faden der vierteiligen Dokumentation „60 Sekunden Perfektion“, die seit Monat in der ARD-Mediathek zu sehen ist. Aber es geht um mehr. Viel mehr.

Die Schattenseiten des Turnsports

Darum, wie viel junge Menschen in einen so fordernden Sport wie das Turnen investieren. Wie sie mit Höhepunkten und Rückschlägen umgehen. Wie das System Spitzensport funktioniert. Wie knallhart es sein kann. Warum Schmerzen – körperliche, aber auch seelische – so lange Zeit dazugehörten. Und wie zuletzt in den USA, aber auch in Deutschland etwa durch Pauline Schäfer-Betz („Mir wurden pro Jahr 270 Ibuprofen-Tabletten verschrieben“) dagegen aufbegehrt wurde. Teils, um jahrelang gebilligte Straftaten wie die des US-Teamarztes Larry Nassar aufzudecken.

Hoffnungen und Zweifel. Glücksgefühle und Traurigkeit. Schmerz und Wohlbefinden. Hartes Training und die Leichtigkeit der Bewegungen, wenn sie nahe an der Perfektion ausgeführt werden: Turnen ist ein Sport der Extreme, über den in dieser Dokureihe auch ehemalige Spitzenathleten wie Fabian Hambüchen und Kim Bui berichten.

Die erste Folge wird am kommenden Samstag (18.15 Uhr) auch im TV-Programm der ARD ausgestrahlt.

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Erstellt:
15. Juli 2024, 16:44 Uhr

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