Sommer, Sonne, Sorgen

Ab wann Hitze schädlich ist

Die Erderwärmung nimmt zu. Und auch in Deutschland wird extreme Hitze ein immer größeres Problem für die Gesundheit. Wer ist betroffen? Was sind die Folgen? Wie kann man sich schützen? Eine Überblick.

Bei Hitze ins Freibad? Eine gute Idee, solange man es mit Sonnenbaden nicht übertreibt.

© dpa/Gregor Fischer

Bei Hitze ins Freibad? Eine gute Idee, solange man es mit Sonnenbaden nicht übertreibt.

Von Markus Brauer

Wegen Hitze und starker Sonnenbestrahlung sind zwischen den Jahren 2002 und 2022 im Schnitt knapp 1500 Menschen in Krankenhäusern behandelt worden. „Extreme Hitze ist auch hierzulande ein Problem für die Gesundheit der Bevölkerung“, teilt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Im selben Zeitraum lag demnach die Zahl der Todesfälle, die direkt durch Hitze verursacht wurden, im Durchschnitt bei 20 Fällen pro Jahr.

Allerdings: Sehr hohe Temperaturen lassen die Sterblichkeit demnach insgesamt steigen, da sie in vielen Fällen einen indirekten Effekt hätten und eine Kombination aus Hitze und Vorerkrankungen das Sterberisiko erhöhe.

Extreme Hitze Problem für Gesundheit

Die Zahl der hitzebedingten Krankenhaus-Behandlungen sei in Jahren mit vielen Hitzetagen oft höher gewesen, heißt es beim Bundesamt. Nach Definition des Deutschen Wetterdienstes handelt es sich um Hitzetage, wenn die Temperaturen 30 Grad Celsius oder mehr erlangen.

 

 

Als Beispiel nannten die Statistiker das Jahr 2015, das mit einem Schnitt von 17,6 Tagen vergleichbar viele Hitzetage aufwies. In diesem Jahr habe die Zahl der im Krankenhaus behandelten Schäden durch Hitze und Sonnenlicht beispielsweise mit 2322 Fällen 59 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2022 gelegen. Im selben Jahr waren laut den Angaben 60 Todesfälle auf Hitze oder Sonnenlicht zurückzuführen – dreimal so viele wie im Durchschnitt der Jahre 2002 bis 2022.

Zahl der Behandlungen in Jahren mit vielen Hitzetagen oft höher

Die meisten Krankenhaus-Behandlungen (2600) und vergleichsweise viele Todesfälle (41) aufgrund von Hitze oder Sonnenlicht zählten die Statistiker im Jahr 2003. Auch damals gab es mit einem Schnitt von 19,0 relativ viele Hitzetage.

In ihrer Erhebung bezieht sich das Bundesamt auf Zahlen der Krankenhausstatistik und der Statistik zu Todesursachen sowie auf Daten des Deutschen Wetterdienstes.

Ab wann ist Hitze gefährlich?

Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.

Warum kann Hitze zum Tod führen?

Hitze bedeutet für den menschlichen Körper wahre Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten.

Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.

 

 

Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

  • Chronisch Kranke: Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein.
  • Ältere Menschen: Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen. Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren).

 

 

  • Kinder: Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden - ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren.
  • Arbeitnehmer: Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, Drogenabhängige und Obdachlose.
  • Psychische Kranke: Gefährdet sind auch Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz oder Depressionen, auch die Einnahme bestimmter Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva, Anticholinergika oder Beruhigungsmittel ist ein Faktor. Hohe Temperaturen gehen zudem mit erhöhten Suizidraten einher und mindern die kognitive Leistungsfähigkeit, was impulsives, risikoreiches und aggressives Verhalten wahrscheinlicher macht.

Wie man sich vor Hitze schützen kann

  • Man sollte sich von der Hitze fernhalten, indem man es während der heißesten Zeit des Tages vermeide, nach draußen zu gehen und anstrengende Aktivitäten auszuüben.
  • Man sollte sein Zuhause kühl halten, indem man zum Beispiel Jalousien tagsüber unten lasse und die Nachtluft nutze, um es abzukühlen.

 

 

  • Zudem ist es wichtig, den Körper kühl und hydriert zu halten. Das geling unter anderem mit leichter, lockerer Kleidung, kalten Duschen und dem regelmäßigen Trinken von Wasser.
  • Da Alkohol- oder Drogenkonsum und intensiver Sport das Risiko zu dehydrieren und zu überhitzen erhöhen, sollte man beides an heißen Tagen möglichst meiden.
  • Wer auf intensiven Sport nicht verzichten möchte, sollte dies an kühleren und sonnengeschützten Orten tun und reichlich Wasser zu sich nehmen.
  • Mit dem Arzt abklären, was an heißen Tagen hinsichtlich der Medikation beachtet werden sollte und ob eine Anpassung der Dosis nötig ist (mit dpa-Agenturmaterial).

Wie reagiert der Körper auf Hitze?

Schon ein bis zwei Prozent zu wenig Wasser im Körper können zu Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Schwindel führen.

Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei – den Schweiß. Dieser kühlt die Haut durch Verdampfen ab. Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient.

Wenn der Körper wärmer als die Umgebung ist, kann er Hitze auch abstrahlen. Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.

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Erstellt:
15. Juli 2024, 15:42 Uhr
Aktualisiert:
7. August 2024, 09:36 Uhr

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