„Salzburger Porsche-Tunnel-Festspiele“

Aktion gegen Porsche-Deal in Salzburg

Sonderrecht für Superreiche? Gegen den geplanten Privattunnel des Auto-Milliardärs gibt es in der österreichischen Stadt in diesen Tagen kreative Proteste.

Protest gegen den geplanten Porsche-Privattunnel in Salzburg

© dpa-Bildfunk

Protest gegen den geplanten Porsche-Privattunnel in Salzburg

Von Patrick Guyton

An den übergroßen Kran auf dem Grundstück des Paschinger Schlössls in Salzburg haben sie ein Transparent gehängt: „Porsche Tunnel“ steht darauf, die Schrift ist in Rot durchgestrichen. Das Schlössl auf dem Kapuzinerberg gehört seit vier Jahren Wolfgang Porsche, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Porsche AG. Unten in der Stadt am Parkhaus Linzer Gasse stehen Demonstranten, andere sitzen über der Einfahrt mit Bannern: „Eine Stadt für alle!“, „Stoppt den Porsche-Privat-Tunnel“.

Wegerecht für einmalig 40 000 Euro

Salzburg soll so in diesen vorösterlichen Tagen in kreative Aufruhr versetzt werden. Aktivisten haben bis zum Donnerstag zu den „Salzburger Porsche-Tunnel-Festspielen“ aufgerufen. Sie richten sich gegen den Plan des Industriellen, Erben und Milliardärs Porsche, einen privaten Auto-Tunnel vom Parkhaus unten hinauf zu seiner Villa zu bauen – 500 Meter lang mit einer Steigung von 50 Metern. Oben soll zudem ein unterirdischer Parkplatz für neun Autos erstellt werden mit direktem Zugang zum Schloss.

Das Problem ist, dass der Grund des Berges im Besitz der Stadt Salzburg ist. Deshalb hatte Porsche im Februar 2024 mit dem damaligen ÖVP-Bürgermeister Harald Preuner einen Deal gemacht: Porsche erhält für einmalig 40 000 Euro das Wegerecht und darf seine Luxus-Röhre bauen. Man kann das durchaus als Geheimaktion bezeichnen, die Öffentlichkeit bekam erst ein Jahr später überhaupt Wind davon.

Die Straße ist steil und von Touristen bevölkert

Seitdem ist der Tunnel Top-Thema und wird heftig kritisiert. So spricht Ingeborg Haller von der grünen Bürgerliste von einer „Sonderbehandlung für Superreiche“ Für Wolfgang Porsche – liiert mit Gabriela Prinzessin zu Leiningen, einst Ehefrau des Aga Khan – scheint der Tunnel aber eine Notwendigkeit zu sein. Schließlich ist der normale Weg zum Schlössl aus dem 17. Jahrhundert, er ist schmal und steil und meistens von Touristen übervölkert.

Dass die Stadt überhaupt mit einem Milliardär einen solchen Vertrag abschließt, verstehen viele nicht. Dazu kommt, dass der Preis von 40 000 Euro als viel zu niedrig angesehen wird. Der Tunnel an sich könnte nach Schätzungen der Gegner bis zu zehn Millionen Euro kosten. Initiiert wird der Protest der „Porsche-Tunnel-Festspiele“ von Aktivisten aus der Klimaschutz-Bewegung um die aufgelöste „Letzte Generation“. Federführend ist Tobi Rosswog, der sich als Vorkämpfer für eine sozial-ökologische Wende ansieht.

Prunk, Protest und Performance

Rund um den Kapuzinerberg gibt es nun ein groteskes Theaterstück in drei Akten mit dem Titel „Der Tunnel des Herrn P.“ oder eine Diskussion zum Thema „Die Macht der Überreichen“. Jeder soll sich laut Rosswog einbringen können an verschiedenen Orten der Stadt, man wünschte sich „drei Tage voller Prunk, Protest und Performance“. Für manchen Salzburger ist das gewöhnungsbedürftig. Die Stadt steht mit seiner prächtig-geschleckten Altstadt eher für wohlhabendes Bürgertum. Und im Sommer bei den richtigen Festspielen machen sich gern Prominenz und der edel-elitäre Reichtum breit.

Der Tunnel-Bau ist derweil noch nicht unter Dach und Fach. Die Verwaltung hat festgestellt, dass das Projekt doch vom Gemeinderat genehmigt werden muss. Am 14. Mai steht es auf der Tagesordnung.

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Erstellt:
16. April 2025, 15:50 Uhr
Aktualisiert:
16. April 2025, 15:59 Uhr

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