Freiburg
Polizei räumt Wald in künftigem Neubaugebiet – Aktivisten festgenommen
Um in Freiburg einen neuen Stadtteil zu bauen, müssen Bäume gerodet werden. Aktivisten wollen das verhindern. Nun gab es erste Festnahmen.
Von red/dpa/lsw
Die Polizei räumt ein Waldstück in einem künftigen Freiburger Neubaugebiet. Aktivisten hatten das Gelände im Nordwesten der Universitätsstadt besetzt, um die Rodung von Bäumen zu verhindern. Es wurden bis zum Abend elf Menschen vorläufig festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Es sei ein unproblematischer Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher.
Den Männern und Frauen werden unter anderem Verstöße gegen das Vermummungsverbot, das Versammlungsgesetz und eine Allgemeinverfügung der Stadt vorgeworfen, so die Polizei. Wie lange der Einsatz am Abend noch dauern sollte, war nicht bekannt. Die Rodungsarbeiten waren weitgehend abgeschlossen. Am Sonntag soll laut Stadt nicht mehr gerodet werden. Erst am Montag seien wieder Arbeiten geplant, sagte eine Stadtsprecherin. Ob die Polizei wieder dabei sein werde, sei noch unklar.
Seit dem Morgen sind zahlreiche Beamte im Einsatz. Wie viele Baumbesetzer noch in dem Waldstück sind, konnte die Polizei nicht sagen. „Unsere Kollegen des Anti-Konfliktteams sind unnachgiebig dabei, die Personen anzusprechen und davon zu überzeugen, den Wald freiwillig zu verlassen“, sagte ein Polizeisprecher. Ein großer Teil der Aktivisten sei freiwillig gegangen.
Die Stadt hatte einen Teil des Waldes mit einer sogenannten Allgemeinverfügung von Samstag an gesperrt. Die ersten Bäume wurden schon gefällt, um den neuen Stadtteil Dietenbach zu erschließen.
Dabei geht es der Stadt zufolge unter anderem um das Verlegen von Leitungen und den Bau einer Stadtbahntrasse. Um die Rodung der Bäume hatte es ein langes rechtliches Hin und Her zwischen Umweltschützern und der Kommune gegeben.
Eingegrabene Menschen?
Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag (parteilos) zeigte sein Bedauern über den nötigen Aufwand für die Rodung, weil dafür Steuergelder aufgewendet werden müssten. Am Nachmittag ging er noch von 5 bis 20 Aktivisten aus, die noch im Wald sein könnten. „Wir haben gehört, dass es offenbar Menschen gibt, die sich wohl eingegraben haben“, sagte er.
Das konnte der Polizeisprecher zunächst nicht bestätigen. Jedoch sei ein Erdloch entdeckt worden, das vom Technischen Hilfswerk (THW) geprüft werde, sagte er.
Baustellenfahrzeuge in Brand gesetzt
Erst am vergangenen Wochenende waren auf der Baustelle für den neuen Stadtteil mehrere Baustellenfahrzeuge in Brand gesteckt worden. Die Polizei ermittelt nach früheren Angaben wegen Brandstiftung. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Freiburg leidet unter chronischer Wohnungsnot, in dem neuen Stadtteil sollen künftig einmal 16.000 Menschen leben. Das Projekt hat für die südbadische Metropole Vorzeigecharakter - im Februar war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Spatenstich gekommen.