Alle Kräfte sind zu bündeln für den Frieden
Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag ruft Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner dazu auf, für Völkerverständigung einzutreten.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Der Volkstrauertag hat heuer eine schmerzliche Aktualität: Seit bald zwei Jahren führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Am 7. Oktober überfielen Hamas-Terroristen Israel, mordeten und verschleppten Geiseln. Als Reaktion kämpft das israelische Militär im Gazastreifen, es gibt Tausende Opfer. Diese kritische Weltlage spiegelte sich wider in der Ansprache von Bürgermeister Armin Mößner bei der städtischen Gedenkfeier am Julius-Söhnle-Pavillon.
Gerade jetzt gelte es, unsere unmittelbaren östlichen Nachbarn, die seit Langem vor der Kriegsgefahr gewarnt haben, mit allen Kräften zu unterstützen. Am Volkstrauertag gedenke man der Opfer aller vergangenen und gegenwärtigen Kriege. „Wir müssen uns erinnern, um unsere Kräfte für den Frieden zu bündeln. Mit dieser Ausrichtung ist dieser Tag leider im wahrsten Sinne des Wortes brandaktuell. Wir stellen unwiderruflich die Erinnerung dem Vergessen entgegen.“ Der Rathauschef erinnerte an das ungeheure Leid und die vielen Millionen Opfer der beiden Weltkriege.
Ebenso an die Ermordung von über sechs Millionen Juden, vielen Angehörigen von Minderheiten, kranken und behinderten Personen sowie aus politischen und religiösen Gründen Verfolgten als dunkelstem Kapitel der deutschen Geschichte. Nicht nur symbolische Bedeutung hat die Auszeichnung der Neuverfilmung des Antikriegsdramas „Im Westen nichts Neues“ nach dem Roman von Erich Maria Remarque mit vier Oscars. Sie veranschaulicht in drastischen Bildern die Schrecken des Ersten Weltkriegs, das sinnlose Leiden und Sterben der Soldaten. Remarque sei wohl nur sechs Wochen an der Front gewesen, was aber ausreichte, um aus ihm einen überzeugten Pazifisten zu machen, der ob der erlebten Grausamkeiten unter Angstattacken und Depressionen litt. „Der Stoff ist leider relevanter, als wir es erwartet haben“, zitierte der Bürgermeister Regisseur und Drehbuchautor Edward Berger, der mit seinem Film vor der Rückkehr von Populismus und Nationalsozialismus warnen will.
Eine humanitäre Verpflichtung
„Es sei unsere humanitäre Verpflichtung, uns aktiv für den Frieden einzusetzen und für die Werte der Demokratie, Freiheit, Sicherheit, Völkerverständigung und Versöhnung einzutreten“, betonte Mößner. „Wir alle tragen Verantwortung dafür, dass es auch auf unserem Boden nie wieder zum Krieg oder zur Gewaltherrschaft kommt.“ Mit einer Schweigeminute gedachten die Teilnehmenden an alle Opfer von Kriegen und Bürgerkriegen, Gewaltherrschaft, Terror, Euthanasie, Antisemitismus, Rassismus und Extremismus in Deutschland und auf der ganzen Welt. Zudem an Bundeswehrangehörige und Einsatzkräfte, die in Auslandseinsätzen umkamen.
Aber: „Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden in der ganzen Welt“, unterstrich der Rathauschef. Der Ansprache folgten Niederlegungen von Buketts am Vertriebenen-Ehrenmal und am Gedenkstein für die Opfer des Nationalsozialismus durch Stadträte – darunter Landtagsabgeordneter Ralf Nentwich, stellvertretender Bezirksvorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Mitglieder der Reservistenkameradschaft und der Feuerwehr hängten Kränze an das Ehrenmal für die Murrhardter Gefallenen der beiden Weltkriege auf der Feuerseeinsel, welche eine Bläsergruppe des Musikvereins Stadtkapelle umrahmte.
Die Murrhardter Stadtverwaltung hatte im Vorfeld die Neukonzeption der Gedenkfeier mit den beteiligten Vereinen, Kirchengemeinden und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen überlegt, um vor allem die jüngere Generation verstärkt einzuladen. Am Anfang stand erstmals ein ökumenischer Friedensgottesdienst in der Stadtkirche. Indes kamen nicht mehr Personen der jüngeren Generation zur Gedenkfeier als in den Vorjahren.