Streit in Niederstetten
Anklage gegen Bürgermeisterin erhoben
Seit vier Jahren hängt in der kleinen Stadt Niederstetten der Haussegen schief. Jetzt hat der Gemeinderat im Streit mit seiner Bürgermeisterin einen Etappensieg errungen.
Von Eberhard Wein
Nach fast vierjähriger Ermittlungszeit hat die Staatsanwaltschaft Ellwangen Anklage gegen die Bürgermeisterin von Niederstetten (Main-Tauber-Kreis) erhoben. Heike Naber, bis vor kurzem auch CDU-Kreisrätin, wird Urkundenfälschung und Untreue vorgeworfen. Das Ellwanger Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden. Wegen der besonderen Bedeutung des Falles habe man die Klageschrift nicht dem Amtsgericht, sondern der höheren Instanz vorgelegt, heißt es.
„Wir wären froh gewesen, wenn es weniger lange gedauert hätte“, sagte der stellvertretende Bürgermeister und Sprecher der Allgemeinen Wählergemeinschaft im Gemeinderat, Ulrich Roth. Im November 2020 hatte er mit anderen Gemeinderatsvertretern Anzeige gegen Naber erstattet. Der Vorwurf: Die Bürgermeisterin habe unberechtigte Änderungen an der Niederschrift des Gemeinderatsprotokolls vorgenommen. Dies wird nun auch von der Staatsanwaltschaft so gesehen. Die rechtliche Prüfung sei sehr kompliziert gewesen, sagte Maximilian Adis, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch im zweiten Punkt, den der Rat später nachschob, folgen ihm die Ermittler. Demnach habe Naber ihre satzungsgemäßen Kompetenzen überschritten und ohne Beteiligung des Gemeinderats einen Architektenvertrag über 170 000 Euro abgeschlossen.
Zwischenzeitlich hatte der Gemeinderat die Bürgermeisterin vor die Tür gesetzt und einen Amtsverweser eingestellt. Sogar die Schlösser im Rathaus wurden ausgewechselt. Gegen die daraufhin vom Landratsamt ausgesprochene Suspendierung wehrte sich Naber erfolgreich vor dem Verwaltungsgerichtshof. Wegen der Auswechslung der Schlösser stellte sie Strafanzeige. Diese Ermittlungen seien mittlerweile aber wegen Geringfügigkeit eingestellt worden, sagte Roth.
Nabers Amtszeit läuft weiter
„Wir hoffen auf einen zügigen Abschluss des gerichtlichen Verfahrens mit einer rechtskräftigen Entscheidung“, sagte der Sprecher des Landratsamtes, Markus Moll. Ein ruhendes Disziplinarverfahren könne dann wieder aufgenommen und abgeschlossen werden. Naber selbst erklärte, sie habe stets im besten Interesse der Stadt gehandelt. Dies werde sie im weiteren Verfahren auch klar unter Beweis stellen.
Ihrer Verantwortung als Bürgermeisterin werde sie gewissenhaft und mit vollem Engagement nachkomme. Nabers Amtszeit läuft bis 2026.
„Ich hoffe, dass man sie in den kommenden zwei Jahren einfach arbeiten lässt“, sagte André Beetz von „Zukunft Niederstetten“. Bei der Kommunalwahl im Juni konnte die neue Gruppierung vier der 18 Sitze gewinnen. Der Rest des Gemeinderats – neben der AWG ist auch die SPD vertreten – steht ihr weiterhin ablehnend gegenüber.