Arbeitssieg der SG Sonnenhof bei der TSG Backnang

Spitzenreiter SG Sonnenhof wahrt mit dem 2:1 im Nachbarschaftsduell der Fußball-Oberliga in Backnang seine weiße Weste. Die TSG führt, doch nach dem Ausgleich sorgt ein Geniestreich von Torjäger Dominik Salz für die Entscheidung.

Nach dem Zusammenspiel mit Dominik Salz (am Boden), der später das 2:1 für Großaspach erzielen sollte, gleicht Lukas Stoppel für die SG in Backnang zum 1:1 aus. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Nach dem Zusammenspiel mit Dominik Salz (am Boden), der später das 2:1 für Großaspach erzielen sollte, gleicht Lukas Stoppel für die SG in Backnang zum 1:1 aus. Foto: Alexander Becher

Von Steffen Grün

„Weil sie zwei Tore gemacht haben und wir nur eins“, antwortete Julian Geldner auf die Frage, warum Großaspach drei Punkte aus dem Etzwiesenstadion mitnimmt und Backnang mit leeren Händen dasteht. So simpel kann Fußball sein, doch der gefrustete TSG- Kapitän holte dann doch noch etwas weiter aus. Er bescheinigte der SG Sonnenhof eine „brutale individuelle Klasse“ und sah darin den entscheidenden Unterschied zwischen beiden Teams. Sich und seinen Kollegen attestierte der 27-Jährige eine gute Mannschaftsleistung: vor allem in kämpferischer Hinsicht und in der ersten halben Stunde, „als wir zu guten Chancen gekommen sind und die Partie ganz gut im Griff hatten“.

Es war die Phase, in der die Hausherren durch den Treffer von Patrick Tichy auch in Führung gingen und sich die favorisierten und trotz der englischen Woche mit derselben Startelf wie beim 4:2-Heimsieg im Topspiel gegen Villingen angetretenen Gäste über den Rückstand nicht beklagen durften. „Backnang stand wie erwartet tief und hat gut verteidigt“, lobte SG-Coach Pascal Reinhardt die Defensivarbeit des Kontrahenten: „Wir haben uns schwergetan, Lösungen zu finden, und haben auch zu viele Fehler gemacht.“ Der 30-Jährige bemängelte darüber hinaus, „dass wir die Zweikämpfe nicht angenommen haben. Die TSG hat in den ersten 20 bis 25 Minuten gut dagegengehalten und hatte auch die besseren Torchancen.“

Großaspach steigert sich nach einer halben Stunde und gleicht prompt aus

Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wenn der Außenseiter vor oder nach seinem verdienten 1:0 noch ein zweites Mal getroffen hätte. Das passierte aber nicht und der Tabellenführer aus dem Fautenhau bekam noch vor der Pause die Kurve. „Wir sind immer besser in das Spiel gekommen“, blickte Pascal Reinhardt nach dem Schlusspfiff auf die letzte Viertelstunde der ersten Halbzeit zurück, in der sich Großaspach prompt mit dem Ausgleich belohnte. In der Kabine erinnerte der SG-Trainer seine Truppe trotzdem noch einmal daran, dass es im prestigeträchtigen Nachbarschaftsduell auf dem „sehr schwer bespielbaren Platz, auf dem die Spieler beider Mannschaften oft ausgerutscht sind“, keinesfalls einen Schönheitspreis zu gewinnen gebe. „Es ging vielmehr darum, die nötige Mentalität zu zeigen und das Herz auf dem Platz zu lassen. Wir haben es in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht. Wir waren insgesamt viel griffiger und haben ganz, ganz wenig zugelassen.“

Eine typische Szene in einer kampfbetonten Partie: Die Großaspacher Anthony Mbem-Som Nyamsi (Nummer 20) und Christian Mistl nehmen Backnangs Gianni Mollo in die Zange. Foto: Alexander Becher

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Eine typische Szene in einer kampfbetonten Partie: Die Großaspacher Anthony Mbem-Som Nyamsi (Nummer 20) und Christian Mistl nehmen Backnangs Gianni Mollo in die Zange. Foto: Alexander Becher

Stimmt, aber auch im Backnanger Strafraum war nicht allzu viel los, weshalb zunächst auf beiden Seiten anders als vor dem Seitenwechsel keine klaren Torchancen zu notieren waren. TSG-Trainer Mario Klotz fand die Begegnung „weiterhin sehr ausgeglichen“, doch sie lebte vor rund 1500 Zuschauern, die angesichts der Parkplatznot wegen der Bauarbeiten am Murrtalviadukt teils einen längeren Fußmarsch ins Etzwiesenstadion auf sich genommen hatten, vor allem von der Spannung. Es wären wahrscheinlich noch mehr Fans gewesen, wenn nicht zeitgleich auch in den Bezirks- und Kreisligen um Punkte gekämpft worden wäre. Von denen, die sich fürs Oberliga-Duell zwischen dem Titelaspiranten aus Großaspach und den zunächst den Klassenverbleib anpeilenden Hausherren entschieden hatten, schnalzten in der 71. Minute wohl viele mit der Zunge. So ähnlich erging es Mario Klotz, als die Gäste im zweiten Durchgang tatsächlich „das erste Mal vor unser Tor kamen“. Dort lauerte Dominik Salz und warf die ganze individuelle Klasse in die Waagschale, von der nicht nur Backnangs Trainer bereits vorher wusste, sie allerdings trotzdem noch einmal ausdrücklich anerkannte: „Er macht das Ding absolut überragend, wie er sich hier um den Mann dreht und mit einer Art Seitfallzieher das 2:1 erzielt.“

Der so Gelobte kam einerseits zwar nicht umhin, selbst einzuräumen, dass sein fünfter Treffer im fünften Spiel in dieser Runde „natürlich ein schönes Tor war“, betonte andererseits in sympathischer Bescheidenheit sogleich allerdings auch: „Wir haben zwei Tore geschossen, also ist das andere Tor genauso wertvoll.“ Beigesteuert von einem, der gerade einmal halb so alt ist wie der 36-jährige Goalgetter: Lukas Stoppel, der mit seinen 18 Jahren noch in der A-Jugend spielen dürfte „und uns damit ebenfalls zu diesen drei Punkten verholfen hat“.

Nach dem 1:2, bei dem der im Zuge des andauernden Wechselspiels mit Enrico Caruso dieses Mal wieder das TSG-Tor hütende Marcel Knauß chancenlos war, sei es seinem Team nicht mehr gelungen, ähnliche Torchancen wie in der ersten Halbzeit herauszuspielen, räumte Mario Klotz ein. Auch nicht in der über siebenminütigen Nachspielzeit, als am Ende sogar Knauß den Weg nach vorne antrat und seinen Kasten verwaist zurückließ. Es blieb bei dem knappen Sieg für die Gäste und weil Fußball „ein Ergebnissport“ ist, wie Backnangs Coach betont nüchtern feststellte, „muss man gratulieren“. Wie bereits bei den zwei Duellen in der Vorsaison, als die Roten gegen den damaligen Regionalliga-Absteiger auch beide Male viel Lob kassiert, aber keinen Punkt geholt hatten. In den Etzwiesen gab es vor ziemlich exakt einem Jahr ein 1:2, im Rückspiel im Fautenhau kurz vor Weihnachten dann ein 1:3 und nun abermals ein 1:2.

Für die TSG geht es nach Nöttingen, während die SG nun Göppingen erwartet

„Wir können trotzdem erhobenen Hauptes vom Platz gehen“, munterte Mario Klotz sein Team auf und richtete den Blick sofort nach vorne auf die Begegnung in Nöttingen am Samstag um 15.30 Uhr: „Dorthin wollen wir unsere gute Leistung mitnehmen, aber das Ergebnis für uns dann positiver gestalten.“ Es wäre mit vier Punkten und dem aktuellen 14. Platz auch deshalb wichtig, weil der Kontrahent vielleicht ein direkter Rivale im Abstiegskampf ist. Und weil ein zählbarer Erfolg wie zuletzt beim 4:1 in Bissingen ein weiteres Zeichen dafür wäre, dass die TSG allemal das Zeug zum Drinbleiben hat.

Andere Ziele verfolgt die SG Sonnenhof, die gestern Abend mit dem fünften Sieg im fünften Spiel nicht nur ihre weiße Weste wahrte und die Spitzenposition behauptete, sondern auch einen Patzer des bisherigen Tabellenzweiten registrieren konnte. Göppingen unterlag zu Hause gegen Bissingen völlig überraschend mit 0:1 und ist damit nur noch Fünfter, wenn das Team am Sonntag um 14 Uhr in Großaspach aufkreuzt. Zweiter mit drei Zählern Rückstand ist nun dagegen der FC 08 Villingen, der zu Hause gegen Nöttingen knapp mit 3:2 die Oberhand behielt. Den dritten Platz belegt Normannia Gmünd nach dem Remis in Essingen, auf dem vierten Rang folgt Hollenbach.

TSG Backnang Knauß – Sadler, Doser, Tichy, Özen – Hoffmann (76. Landeka) – Weiller, Geldner, Santoro, Mollo (61. Müller) – Pöhler (66. Terpsiadis).

SG Sonnenhof Großaspach Reule – Rahn, Frölich (75. Manduzio), Nuraj, Mohr – Mistl (90.+6. Dos Santos), Celiktas, Stoppel (75. Landwehr) – Mbem-Som Nyamsi, Salz (78. Engel), Tasdelen (89. Ender).

Tore 1:0 (22.) Tichy, 1:1 (37.) Stoppel, 1:2 (71.) Salz. – Schiedsrichter Ehing (Engen). – Zuschauer 1500.

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Erstellt:
31. August 2023, 06:00 Uhr

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