Aspach kämpft um allerletzte Chance

Im Kellerduell mit Münster braucht der Drittliga-Vorletzte heute einen Sieg, ansonsten muss die SG für die Regionalliga planen.

Durfte in Ingolstadt pausieren, ist morgen gegen Münster aber wieder für Großaspach am Ball: Mittelfeldspieler Sebastian Bösel. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Durfte in Ingolstadt pausieren, ist morgen gegen Münster aber wieder für Großaspach am Ball: Mittelfeldspieler Sebastian Bösel. Foto: T. Sellmaier

Von Uwe Flegel

„Es ist ein richtungsweisendes Spiel“, weiß Hans-Jürgen Boysen, dass das Heimspiel heute ab 19 Uhr für die SG Sonnenhof Großaspach die vielleicht letzte Möglichkeit ist, die Minimalchance im Abstiegskampf zu wahren. Mit einem Sieg im direkten Duell mit dem Drittletzten Preußen Münster könnte der Vorletzte zumindest den Rückstand auf die Westfalen auf fünf Punkte verringern. Wobei das nur ein ganz kleiner Schritt auf einem weiten Weg wäre. Acht Spieltage vor Schluss beträgt der Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz elf Zähler.

Deshalb schlugen nach dem beachtlichen Teilerfolg des Kellerkinds aus dem Fautenhau beim Titelaspiranten Ingolstadt zwei Herzen in Boysens Brust. Einerseits freute sich der 63-Jährige über den „sehr guten Auftritt gegen einen Mitfavoriten auf den Aufstieg“. Andererseits weiß der SG-Coach, dass „das 1:1 in unserer Situation einfach zu wenig ist“. Wollen sich die Schwaben noch retten, dann braucht es kein Lob, sondern Siege, Siege und nochmals Siege. Wobei zunächst einmal eine Verbesserung des Tabellenplatzes wichtig wäre, gibt es in Liga drei doch ein paar Vereine, die sich finanziell übernommen haben. Der 1. FC Kaiserslautern zum Beispiel soll mittlerweile sage und schreibe 20 Millionen Euro an Schulden angehäuft haben.

Boysen kennt solche Zahlen, kümmert sich aber nur um die sportlichen Leistungen seines Teams. Dazu sagt er nach dem 1:0 in Chemnitz und 1:1 in Ingolstadt: „Die Mannschaft ist auf einem guten Weg.“ Das gilt zum Beispiel für die Defensivarbeit. In Ingolstadt benötigte der vermutlich teuerste Kader der Dritten Liga einen geschenkten Elfmeter, um zu einem Torerfolg zu kommen. Zufrieden ist der SG-Trainer derzeit aber auch mit der Offensivarbeit seiner Elf: „Die spielerischen Elemente und das Verhalten bei Ballbesitz sind besser geworden.“ Dass sein Team beim Ex-Zweitligisten in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit trotzdem unter Druck geriet, ist für den Fußballlehrer kein Wunder, denn „man darf nicht vergessen, dass Ingolstadt fünf Wochen mehr an Vorbereitung hatte“. Trotzdem hatten in der Schlussviertelstunde die Schwaben mehr zuzulegen. Eventuell das Resultat der permanenten Rotation, die Boysen seiner Mannschaft verordnet hat. Wie schon in Chemnitz tauschte der ehemalige Erstligaverteidiger in der Startelf zehn von elf Spielern gegenüber der vorherigen Partie aus. Ein Rezept, dass er wahrscheinlich auch heute gegen Münster anwendet, obwohl er zur Vorstellung in Ingolstadt sagt: „Da gab’s nix zu meckern. Tempo, Willen und Leidenschaft haben gepasst.“

Aspach kämpft um allerletzte Chance

Sätze, die auch von Sascha Hildmann, Boysens Gegenpart bei den Preußen, stammen könnten. Denn Münster weist nach dem sogenannten Restart der Liga eine gute Bilanz auf. Zwei der drei Vergleiche gewann der Drittletzte. Die Elf des ehemaligen Aspacher Trainers arbeitete sich dadurch bis auf drei Zähler an den Tabellenfünfzehnten FSV Zwickau ran. Die Rettung ist greifbar nah. Klar, dass das Gründungsmitglied der Ersten Bundesliga im Fautenhau nachlegen will.

Zu verschenken haben die Schwaben allerdings nichts. Boysen macht klar: „Unsere Motivation ist riesig.“ Auch weil es darum gehen muss, die zwei fehlenden Punkte von Ingolstadt möglichst rasch reinzuholen. Schließlich hat die SG noch einiges aufzuholen, will sie sich nicht frühzeitig mit dem Abstieg anfreunden.

Personell sieht es für Aspach vor der heutigen Partie ähnlich wie vor Ingolstadt aus. Mit Ken Gipson fehlt ein Verteidiger wegen seiner fünften Gelben Karte. Dafür hat Abwehrmann Dennis Slamar seine Sperre abgesessen. Verletzt sind Michael Vitzthum (Hüfte), Timo Röttger (Knöchel), Jamil Dem und Eric Hottmann (beide Reha). Noch fraglich ist der Einsatz von Linksverteidiger Dan-Patrick Poggenberg, der in Ingolstadt vor der Pause eine Rippenverletzung erlitt.

Der eine Ex-Trainer der SG gastiert mit Münster heute im Fautenhau, der andere soll Halle vor dem Abstieg retten

Mit Preußen Münsters Coach Sascha Hildmann ist heute Abend ein Trainer zu Gast, der auch in Aspach gut bekannt ist. Vom 1. Juli 2017 bis zum 5. Oktober 2018 hatte der 48-jährige Pfälzer im Fautenhau das Sagen. In den 48 Drittliga-Spielen unter seiner Leitung erzielte die SG Sonnenhof einen Schnitt von 1,19 Punkten. Zum Vergleich: in dieser Saison weist die Fautenhau-Elf bisher gerade mal einen Schnitt von 0,83 Zählern auf.

Nachfolger Hildmanns im Herbst vor zwei Jahren war Florian Schnorrenberg, der nach 25 Punktspielen und einem Schnitt von 1,12 Zählern zwei Spiele vor Rundenende wieder gehen musste. Seither war der 43-jährige Fußballlehrer ohne Verein. Nun ist der gebürtige Siegener wieder im Geschäft. Am Montag unterschrieb er beim abstiegsgefährdeten Halleschen FC. Dort ist er Nachfolger des entlassenen Ismail Atalan.

Schlusslicht FC Carl-Zeiss Jena (18 Punkte) hat im Abstiegskampf aufgegeben. Der FCC hat große Wettbewerbsnachteile, da er zu Hause immer noch nicht spielen darf und zuletzt die Heimpartie beim Gegner in Kaiserslautern absolvieren musste. Das ging 1:2 verloren. Nun plant Jena für die Regionalliga und strich Kapitän Dominic Volkmer, Julian Günther-Schmidt, Kilian Pagliuca, Marian Sarr sowie Meris Skenderovic aus dem Kader.

Damit die SG-Fans heute im Heimspiel gegen Preußen Münster stets am Ball sein können, gibt es im Internet ab 19 Uhr unter www.bkz.de/sport/sg-sonnenhof einen Liveticker von unserer Zeitung. Später kommt dort noch ein kommentiertes Video mit allen Toren, den besten Szenen und Stimmen zum Kellerduell des Vorletzten mit dem Bundesliga-Gründungsmitglied aus Westfalen, das auf dem drittletzten Rang liegt.

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Erstellt:
10. Juni 2020, 06:00 Uhr

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