Was geschah am . . . 14. April 1865?
Auf US-Präsident Abraham Lincoln wird ein Attentat verübt
Er gilt mit George Washington als der größte Präsident in der Geschichte der USA. Abraham Lincoln hielt Amerika zusammen und gewann den Bürgerkrieg. Am 14. April 1865 wird ein Attentat auf ihn verübt. Einen Tag später stirbt er.

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Der Südstaatler John Wilkes Booth schießt während einer Theateraufführung am 14. April 1865 in Washington D. C. auf US-Präsident Abraham Lincoln und ruft danach die Worte: „Sic semper tyrannis!“
Von Markus Brauer/dpa
Das letzte, was Abraham Lincoln tut, ist befreit aufzulachen. Der Schauspieler John Wilkes Booth hat sich die lustigste Stelle des Stücks „Our American Cousin“ ausgesucht, damit seine Pistole übertönt wird. Doch das Publikum im Theater hört den Schuss und danach tut es die ganze Welt.
Vor 160 Jahren wurde Abraham Lincoln ermordet. Um den Tod des vielleicht größten Präsidenten der USA ranken sich bis heute ungeklärte Fragen.
Vom Holzfäller zum Präsidenten
Niemand hat dem Holzfäller aus Kentucky, der es in Ilinois bis zum Anwalt gebracht hat, die Standfestigkeit zugetraut. Doch Lincoln wird nicht nur zum Präsidenten in Zeiten des Krieges, er gewinnt ihn auch und ist lange entschlossener als seine zögerlichen Generäle.
Er schreckt nicht einmal davor zurück, Verfassungsrechte außer Kraft zu setzen, um die Union zu bewahren. Dabei geht es ihm immer nur um den Erhalt der Vereinigten Staaten. Die Befreiung der Sklaven – in den kriegführenden Südstaaten – ist nur Mittel zum Zweck.
Hassfigur vieler Südstaatler
Trotzdem wird Lincoln zur Hassfigur vieler Südstaatler. Der Schauspieler Booth, 26 Jahre alt, erfolgreich und in Washington beliebt, ist so fanatisch, dass er Lincoln entführen will. Mit der Geisel soll der Norden zum Waffenstillstand gezwungen werden. Doch am 9. April 1865 kapituliert der Süden. Booth bleibt nur noch Rache.
Er sammelt ein paar Männer um sich, die Washington enthaupten sollen: Präsident, Vize, Außenminister, Oberbefehlshaber – alle sollen zugleich ermordet werden. Booth übernimmt den gewagtesten Job.
Er schleicht in die Präsidentenloge (der Wachmann ist derweil in der Kneipe nebenan) und schießt Lincoln mit einem kleinen Deringer in den Hinterkopf. Das Publikum denkt zuerst an einen Effekt des Stücks, doch schließlich springt Booth brüllend auf die Bühne und flieht.
Am 15. April 1865 um 7.22 Uhr stirbt Lincoln
Lincoln wird in ein Haus gegenüber gebracht. Der Präsident ist zu groß, quer muss der 1,93 Meter große Lincoln in das Bett gelegt werden. Die Ärzte kämpfen um das Leben des schwer atmenden Mannes, doch vergebens: Am 15. April 1865 um 7.22 Uhr, neun Stunden nach dem Attentat und sechs Tage, nachdem das Hunderttausendfache Töten auf dem Schlachtfeld geendet hat, stirbt Abraham Lincoln. „Nun gehört er der Geschichte“, sagt Kriegsminister Edwin Stanton.
Stanton veranlasst auch die Jagd nach Booth, der in den Süden geflohen ist. In einer Scheune werden der Schauspieler und ein Mittäter gestellt, Booth wird dabei erschossen. Vier seiner Mitverschwörer enden am Galgen.
Andere potenzielle Attentatsopfer überleben
Die anderen potenziellen Opfer der Bande überleben:
- Das für William Seward bestimmte Messer gleitet am Metallkragen ab, den der Außenminister nach einem Kutschenunfall tragen muss.
- Der auf Vizepräsident Andrew Johnson angesetzte Verschwörer, ein Einwanderer aus Thüringen, lässt sich aus Angst volllaufen und tut nichts.
- Und Oberbefehlshaber Ulysses Grant ist nicht mit Lincoln im Theater, weil seine Frau die krankhaft eifersüchtige Ms. Lincoln nicht leiden kann.
Nur George Washington kommt ihm gleich
Lincoln steigt durch den Mord zu einer ätherischen Figur auf. Gerade Schwarze verehren den an einem Karfreitag ermordeten Erlöser, „Abraham“ und „Lincoln“ gehören Jahrzehnte zu den häufigsten Namen schwarzer Jungen.
In der Achtung auch der weißen Amerikaner kommt ihm höchstens noch Gründervater George Washington gleich. Und Tausende Schulkinder pilgern jedes Jahr zum Grab bei Chicago, reiben die Nase seiner Büste und flüstern ein paar Wünsche.
Handelten die Verschwörer allein?
Waren die Verschwörer um Booth wirklich allein? Gab es Helfer im Süden? Oder gar im Norden? Höchste Politiker wurden immer wieder verdächtigt, selbst Stanton und Lincolns Nachfolger Johnson. Doch Beweise fehlen.
Geklärt ist allerdings die Frage, warum der Secret Service nicht da war. Es gab ihn noch nicht. Lincoln hatte den Erlass, der die Leibwache begründete, am 14. April 1865 unterzeichnet. Am gleichen Abend wurde er erschossen.